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Sei mein Moerder

Sei mein Moerder

Titel: Sei mein Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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gehörte keine Kunst dazu, den alten Ford zu identifizieren, denn die abgebrochene Antenne fiel sofort ins Auge.
    Rieger stieg aus. Janine ging ihm entgegen.
    Warum?
    Hatten die beiden etwas miteinander?
    War das die Erklärung für Janines seltsames Verhalten?
    Rieger drückte ihr etwas gegen den Hals, sie brach zusammen. Will rannte los. Er war vielleicht zweihundert Meter entfernt, weit über eine Kreuzung. Zweihundert Meter! Fünfundzwanzig Sekunden, wenn er rannte wie ein Leichtathlet.
    Rieger hob Janine hoch, warf sie wie ein Bündel Stoff in den Kofferraum, schlug die Klappe zu, sprang ins Auto und raste davon. Er blickte sich nicht um, sondern handelte blitzschnell.
    »Anhalten! Polizei!«, brüllte Will, als es schon zu spät war, zog seine Waffe, doch Rieger saß im Auto, gab dem Ford die Sporen und bog in die Seitenstraße ein. Vermutlich hatte er Will überhaupt nicht wahrgenommen.
    Wills eigenes Fahrzeug war ungefähr dreihundert Meter entfernt.
    Er rannte los. Sein Herz raste. Er tastete nach seinem Handy. Rieger führte etwas im Schilde! Man musste ein Narr sein, um nicht zu erkennen, dass Janine entführt worden war.
    Das LKA anrufen!
    Und warum war Janine freiwillig zu ihm gegangen?
    Tausend Fragen, keine Antworten.
    Wills Polizeiinstinkt glühte. Er suchte Verbindungen, fand keine, es sei denn, er überließ sich einer wilden Phantasie, die so abstrus wirkte, dass er sie gleich wieder verwarf. Nein, Rieger war kein Hannibal Lecter. Liebe Güte, nein!
    Er sprang in sein Auto, tastete auf dem Beifahrersitz nach dem Handy.
    Kein Empfang! SOS, zeigte das Blackberry. Verdammte Scheiße, so etwas geschah in Filmen nie. Da konnte der Held sogar in einer Höhle, tausend Meter unter dem Erdboden, die Kavallerie rufen. Will drückte das Gaspedal bis zum Anschlag, die Räder drehten durch, der BMW sprang auf die Straße.
    Diese Straße führte direkt aus der Stadt, es gab nur wenige Abzweigungen. Wills BMW war schneller als der alte Ford des Psychologen. Er würde ihn stellen, auch wenn er dafür die Verkehrsregeln brechen musste.
    Der Motor heulte auf, als Will in den zweiten Gang runter schaltete, Gas gab, den Motor an seine Grenze trieb und wieder hoch schaltete.
    Das Handy.
    Oh nein, nein, nein! Er musste es ausschalten, um die SOS-Warnung zu löschen. Erst dann würde sich das verdammte Ding ein neues Netz suchen. Und das bei 120 Stundenkilometern in der Stadt.
    Er würde sich später darum kümmern. Zuerst hieß es, Rieger auf die Stoßstange zu springen. Ampeln sausten an Will vorbei, auch solche, die auf Rot geschaltet waren. Einmal wurde Wills BMW geblitzt. Es war nur wenig los am Rande der Stadt, was für Berlin typisch war. Zwar bot die Stadt für jene, die wussten, wohin sie gehen konnten, ein reges Nachtleben, doch während der Woche wurden nach 23 Uhr die meisten Bürgersteige hochgeklappt. Nur vereinzelte Autos, wenige Fußgänger. Schließlich kamen die ersten Regentropfen.
    Will fluchte. Die Scheibenwischer waren alt und die Scheibe noch vom Sommer verdreckt und übersät mit Fliegenleichen. Waschwasser war außerdem leer. Es kam alles zusammen.
    »Da bist du!«, brüllte er die schmierige Frontscheibe an, auf der sich Lichter brachen und durch die nur noch wenig zu erkennen war. Tatsächlich fuhr nicht weit entfernt, aber im Licht einer Leuchtwerbung gut erkennbar, Rieger mit seiner wertvollen Fracht.
    Will schaltete erneut runter und spürte, wie das Heck seines Autos ausbrach. Da es nur schwach regnete, wurde die Straße seifig. Er musste aufpassen, dass er nicht verunglückte.
    Eine Ampel. ROT!
    Verkehr von links und von rechts.
    Rieger war über die Kreuzung, hatte es bei Gelb geschafft.
    »Wo willst du hin?«, knurrte Will. »Wenn du Janine etwas antust, bringe ich dich um!«
    Ein Bus kam von rechts. Links war alles frei.
    Nur ein Atemhauch.
    Wusch!
    Er hatte es geschafft. Hinter ihm wildes Hupen!
    Rieger huschte über die nächste Gelbschaltung. Wenn Will jetzt keine Entscheidung traf, würden die zwei größeren Kreuzungen, mit denen er es jetzt zu tun hatte, ihn aufhalten und vermutlich würde Rieger dann entkommen, denn dahinter gab es unzählige Abzweigungen, in die der grüne Ford verschwinden konnte. Ahnte Rieger, dass er verfolgt wurde? Hatte er Will im Rückspiegel gesehen, vielleicht sogar seinen Warnruf gehört und die Waffe gesehen?
    Will biss die Zähne zusammen, seine Augen waren Schlitze, seine Hände umklammerten das Sportlenkrad. Unwillkürlich zog er den Kopf zwischen

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