Sei mein Stern
entschieden. Er liebt die Geschwindigkeit. Im Gegensatz zu mir“, fügte er mit gesenkter Stimme hinzu. Frustration schwang in seinem Tonfall mit.
„Wem sagst du das? Immerhin bin ich in einem Anflug geistiger Umnachtung in seinen Porsche gestiegen.“ Sie grinste ihn an. „Aber mach dir nichts draus. Dafür ist kein Computer des Universums vor dir sicher.“ Ihr Blick flog herum. „Sag mal, was ist denn das da hinten alles?“ Auf einer Seite stapelten sich verbeulte Kugeln, stromlinienförmige Bälle und gezackte Scheiben.
Simon lächelte. „Rafael ist ein wahrer Sportfreak. Es gibt keine Sportart, die er nicht ausübt. Ob Weltraumfußball, Asteroidentennis oder Sternengolf. Das sind die Utensilien dafür.“
„Oh“, war alles, was Jana von sich gab. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und erklomm die Treppe zum oberen Stockwerk - wo ihr ein weiteres „Oh“ entfuhr. Durch eine Glaskuppel eröffnete sich ein ungetrübter Blick in den grünen Himmel. Darunter hatten sich ein paar bequeme Sessel breitgemacht, dazwischen ein kleiner Tisch mit Büchern und DVDs.
„Ja, auf Siria gibt es keine Fenster im herkömmlichen Sinne. Aus Gründen der Isolierung besitzen unsere Häuser diese Glaskuppeln. Das Glück ist dir übrigens hold: Wie du siehst, hat Rafael schon ziemlich viel Zeug von der Erde hierhergeschafft. Denn wenn Valerie und er zu Besuch kommen, wollen die beiden keine Bequemlichkeit missen. Die Sessel, Sofas und das Bett stammen samt und sonders von der Erde, ebenso die Elektrogeräte. Aber das ist dir sicherlich bereits aufgefallen.“
„Verstehe.“ Jana öffnete die Tür zu einem weiteren Raum und erstarrte wie vom Donner gerührt. Die Wände waren übersät mit Bildern. Die meisten zeigten eine dunkelhaarige Schönheit, die sie im ersten Moment an eine bekannte deutsche Schauspielerin erinnerte. Janas Kehle schnürte sich zusammen. „Ist das Rafaels verstorbene Frau?“
Simon nickte.
„Was ist mit ihr passiert?“
„Das erzähle ich dir später in aller Ruhe.“
Da fiel ihr Blick auf das Bild einer weiteren brünetten Frau – genau jener Frau, die sie schon in dieser kleinen Scheibe begutachtet hatte. Ein Stachel der Eifersucht bohrte sich augenblicklich in ihr Fleisch. „Und wer bitte schön ist das?“, gab sie ihrem Misstrauen lautstark Ausdruck, wobei sie provokativ die Hände in die Hüften stemmte.
Simon gaffte sie verständnislos an. „Das ist unsere Mutter!“
Jana fiel die Kinnlade herunter. „Eure Mutter? Aber sie wirkt so jung. Ich hielt sie für deine …“ Sie biss sich auf die Zunge. Doch zu spät. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen.
Breitbeinig baute er sich vor ihr auf. „Meine was?“
„Ich dachte, sie wäre deine Freundin, Frau, Geliebte …“ Hektisch warf sie die Arme in die Luft. „Ach, was weiß ich, wie ihr das auf Siria nennt!“
Simon seufzte verhalten. „Und warum bitte schön sollte Rafael sein Haus mit Bildern von einem meiner Betthäschen schmücken?“
Jana wäre am liebsten im Erdboden versunken. Wie kam sie nur aus der Nummer wieder heraus? Vielleicht ausnahmsweise mal mit der Wahrheit? „Nein, Tatsache ist, ich habe sie schon einmal gesehen. In dieser flachen Scheibe, in deiner Wohnung in Valeries Hotel.“
Simons Augen weiteten sich ungläubig, dann drehte er sich um und stapfte wutschnaubend die Treppe hinunter. „Zur Hölle, Jana! Jedes Mal, wenn ich gerade anfange, Vertrauen zu dir zu fassen, versetzt du mir wieder einen Tritt in die Eier. Du hast also meine Wohnung auf den Kopf gestellt?“
„Nach Beweismaterial Ausschau gehalten“, murmelte sie kleinlaut und trottete mit hängenden Schultern hinter ihm her.
„Dann ist dir sicher auch bewusst, dass alles, was du gesehen hast, momentan in einer Asservatenkammer in Berlin lagert und für meinen Bruder und seine Familie ein nicht zu unterschätzendes Risiko darstellt?“
Die Offenbarung schnürte ihr kurzzeitig die Kehle zu. „Daran habe ich gar nicht gedacht! Aber sag mal, wo ist denn hier eigentlich die Küche?“, startete sie ein Ablenkungsmanöver.
„Gibt es nicht“, knurrte er, während er sich auf einen Sessel fallen ließ, da die beiden Mondbärchen Melvins Abwesenheit schamlos ausnutzten und großspurig das Sofa belagerten.
„Wie, gibt es nicht?“
„Wir ernähren uns auf Tablettenbasis.“
Jana sank auf den anderen Sessel. „Tabletten?“, murmelte sie ungläubig. Na, das war ja mal eine kulinarische Inspiration!
„Ja, aber du musst dich nicht
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