Sei mein Stern
unvergleichlicher Arroganz umgab.
Sie konnte es kaum fassen. Sie sollte sich zum Sklaven einer wandelnden Konservendose machen? „Aber, Simon, kannst du ihn nicht so programmieren, dass er stillschweigend gehorcht?“, wagte sie einen erneuten Vorstoß.
„Könnte ich. Aber wo bleibt denn da der Spaß? Wir sind stolz auf unsere intelligenten Roboter. Und jeder Sirianer begegnet ihnen mit Hochachtung. Tut mir leid, aber daran wirst du dich wohl oder übel gewöhnen müssen.“
Gut, sie wusste, wann sie verloren hatte. Mit einem missbilligenden Kopfschütteln kickte sie die Pumps von den Füßen.
Im Nu kam Bewegung in den Blechkameraden. Leise vor sich hinbrabbelnd stürmte er auf sie zu, sodass sie vor Schreck einen Schritt zurückstolperte. Doch nicht sie war sein Ziel, sondern ihre Schuhe. Mit spitzen Fingern schnappte er diese, griff dann nach Simons Tretern und preschte schnurstracks aus dem Wohnzimmer. Nach wenigen Sekunden stiefelte er mit einer großen Bürste in der Hand zurück. Erwartungsvoll blieb er vor ihr stehen und redete langsam auf sie ein. Anscheinend hielt er sie nun für geistig minderbemittelt.
Argwöhnisch starrte sie auf die Bürste. „Simon, was hat er vor? Mich entfusseln, bevor er mich desinfiziert und keimfrei verpackt?“
Simon gluckste. „Ach was. Er hat dich nur höflich darauf hingewiesen, dass die Schuhe in den Hausgang gehören. Des Weiteren möchte er wissen, ob er im Moment noch etwas für dich tun kann, ansonsten wird er jetzt Castor und Pollux die Füßchen säubern.“
Jana blickte suchend um sich und registrierte nun erst, dass die Bärchen sich nicht ins Wohnzimmer getraut hatten. Melvins Erziehungsmaßnahmen schienen zu fruchten.
„Sag ihm, er soll mich einfach in Frieden lassen“, äußerte sie verstimmt.
Simon grinste. „Ach, Jana, du wirst dich schnell an ihn gewöhnen. Aber sei vorsichtig, sobald ich ihn auf Deutsch umprogrammiert habe, kann er dich verstehen. Wenn du also nicht den ganzen Tag von einem missmutigen Droiden umgeben sein willst, solltest du deine Worte in Zukunft mit Bedacht wählen. Unser Freund hier neigt dazu, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.“ Er schenkte seine Aufmerksamkeit wieder Melvin und redete leise auf ihn ein.
Die sanften Töne schienen der Blechbüchse zu gefallen, denn diese machte nun auf dem Absatz kehrt, fegte unter leisem Klappern aus dem Raum und ward nicht mehr gesehen. Kurz darauf vernahm Jana das empörte Quieken der Bärchen, bevor sich letztendlich himmlische Ruhe über das Haus legte.
Vor Erleichterung schloss sie die Augen. „Sag mir, dass er tot umgefallen ist.“
Simon schmunzelte. „Nein, er hat sich in die Garage verzogen. Das ist Rafaels ausdrücklicher Wunsch. Der fühlt sich von Melvin beobachtet, solange dieser sich im Haus aufhält.“
„Gott sei Dank. Zumindest dein Bruder lässt sich nicht von einer dahergelaufenen Büchse den Tag verderben“, spottete sie, während sie herumwirbelte, um sich nun endlich das Wohnzimmer zu Gemüte zu führen. Von Neugier erfüllt sondierte sie jedes noch so kleine Detail. Überhaupt hätte sie plötzlich am liebsten den ganzen Planeten im Eiltempo erkundet. Selbst die Vorstellung, sich Lichtjahre von der Erde entfernt zu befinden, brachte sie nicht sonderlich aus der Fassung.
Rasch aber erkannte sie, dass alles im Haus in langweiligem Hellgrau gehalten war und ziemlich steril wirkte. Wären da nicht das blaue Sofa, die dazugehörigen Sessel und die bunten Teppiche gewesen, hätte sie sich gefühlt wie farbenblind. In eine der runden Wände war ein gigantischer Flachbildschirm eingelassen. Auf einem Sideboard entdeckte sie eine Mikrowelle und eine Nespresso Kaffeemaschine, die sie verdammt an die Geräte der guten alten Erde erinnerten.
Im Raum nebenan bekam sie ein herrliches Futonbett zu Gesicht, dann ein kleines Badezimmer mit Dusche, und als sie die nächste Tür öffnete, fiel sie um ein Haar über einen gigantischen Raumgleiter, der sich dort eingenistet hatte. Offensichtlich befand sie sich in der Garage. In der Tat – neben einem Einbauschrank kauerte Melvin. Mit hängendem Kopf wirkte er wie ein Häufchen Elend und erweckte beinahe ihr Mitleid.
„Das ist Rafaels ganzer Stolz. Ein Renngleiter vom Feinsten“, vernahm sie hinter sich Simons Stimme, der sich stillschweigend an ihre Fersen geheftet hatte. „Aber von dieser Höllenmaschine lässt du die Finger, denn das käme einem Selbstmord gleich. Rafael hat damit bisher jedes Rennen für sich
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