Sei mein Stern
Finanzspritze als Starthilfe gewährt.
Während ihrer ersten Tage auf Siria erkundete sie mit Simon zusammen die tiefen Krater und zerklüfteten Schluchten. Meist machten sie sich kurz vor der Dämmerung auf die Socken, um die Einstrahlung der beiden Sonnen zu meiden, die Jana immer wieder Löcher in den Pelz zu brennen schienen. Auf diesem Planeten ein prickelndes Sonnenbad zu nehmen, würde in einem todbringenden Sonnenbrand ausarten. Jammerschade!
Doch diesem Nachteil zum Trotz war sie sofort Feuer und Flamme, als sie den ersten Blick auf die bizarren Landschaften erhaschte. Sogar die kleinen roten Seen mit den schwarzen Stränden eroberten im Nu ihr Herz, auch wenn diese Bademöglichkeiten im direkten Vergleich zur Erde eher mager abschnitten.
Neugierig durchwanderte sie mit Simon die Violet Mountains, wo neben den niedlichen Mondbärchen viele andere skurrile Tiersorten beheimatet waren. Vor allem die seltenen Andromedaigel weckten Janas Interesse. Angeblich hellseherisch veranlagt waren die kleinen Tiere offenbar in der Lage, ihren Besitzer vor Gefahren zu warnen. So galten sie als sirianische Glücksbringer und waren dementsprechend begehrt. Und obgleich Jana diese Theorie am liebsten mit logischen Argumenten entkräftet hätte, wünschte sie sich nichts sehnlicher, als so ein wundersames Wesen ihr Eigen zu nennen.
Von Weitem war ihr bei einem Spaziergang eines dieser scheuen Lebewesen ins Auge gestochen. Mit den geringelten Pfoten und der roten Nase wirkte es, als hätte es zu tief in ein Whiskeyfass gespäht. Gemütlich auf dem Rücken liegend hatte sich das Tier in einem Krater in den Sonnen geaalt. Doch als sie die Stelle erreichten, war das stachelige Geschöpf auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Fast so, als hätte es tatsächlich einen Riecher dafür gehabt, dass sie im Anmarsch waren.
Und dann kam der Tag, an dem Simon sie seinen Eltern vorstellte, was ihr kurzzeitig die Sprache verschlug. Denn Cassandra und Hektor wirkten kein Stück wie die Eltern zweier erwachsener Söhne. Sie waren baumlange, schlanke Personen, beide höllisch attraktiv, gesegnet mit strahlend blauen Augen, die gleichermaßen Autorität wie auch Herzlichkeit ausstrahlten.
Cassandras fast hüftlanges, glänzend schwarzes Haar war zu einem Zopf geflochten, der bei jeder Bewegung lustig auf ihrem Rücken hin und her hüpfte. Durch Hektors dichtes, dunkles Haar zogen sich die ersten grauen Strähnen, was ihn umso interessanter wirken ließ. Und in diesem Moment begriff Jana, wie Rafael und Simon zu ihrem göttlichen Aussehen und den begnadeten Körpern gekommen waren.
Cassandra und Hektor empfingen sie überschwänglich und schienen es zu begrüßen, dass Simons Junggesellendasein offenbar bald ein Ende finden würde. Was im krassen Gegensatz zu Simons Verhalten stand. Der tat nämlich rein gar nichts, um der Beziehung auf die Sprünge zu helfen. Denn über Händchenhalten während ihrer Spaziergänge waren sie in den letzten Tagen nicht hinausgekommen. Anscheinend war sein Interesse an dem Objekt seiner Begierde deutlich abgekühlt, seitdem er es im Bett gehabt hatte.
Gut, zu seiner Verteidigung musste Jana sich eingestehen, dass er sich auf die Fahne geschrieben hatte, zu allererst das Misstrauen zwischen ihnen abzubauen. Aber Himmel noch mal, er könnte sie doch zumindest ab und an in die Arme schließen oder küssen! Denn sie konnte keinen Hehl daraus machen, dass sie sich Tag für Tag mehr nach dem hochgewachsenen Informatiker verzehrte.
Auf ihre Bitte hin, sie nicht mutterseelenallein der ungewohnten Umgebung mitsamt einer neurotischen Haushaltshilfe auszusetzen, war er zumindest vorübergehend zu ihr in Rafaels Haus gezogen. Mit einem riesigen Raumgleiter, bis zum Erbrechen beladen mit Computerequipment, war er angerückt und hatte sich im oberen Stockwerk eingenistet. Und allem Anschein nach schien er bis zum Hals in Arbeit zu stecken, da während seiner Abwesenheit einige heikle Projekte auf Eis gelegt worden waren.
So verharrte er Tag und Nacht vor einem riesigen, frei schwebenden Bildschirm und hackte gnadenlos auf eine flache Tastatur mit undefinierbaren Zeichen ein. Dabei schien er in eine andere Welt abzutauchen und benahm sich wie ein Haare raufender zerstreuter Professor, was ihn für Jana umso anziehender machte. Und falls er diese Tätigkeit einmal unterbrach, um sich ein paar Stunden Schlaf zu gönnen, scheuchte er grundsätzlich Castor und Pollux von der Couch und ließ sich dort nieder, statt ihr im
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