Sei mein Stern
denke schon, dass ich irgendwann einen weiteren Anlauf gestartet hätte. Doch fürs Erste hätte ich nichts unternommen. Das Vertrauen zu dir war zutiefst erschüttert, nachdem du mir so übel mitgespielt hast.“ Er warf ihr einen tiefgründigen Blick zu. „Aber ehrlich gesagt bin ich gerade ziemlich glücklich, dass du mir jetzt gegenüber sitzt. Doch ich möchte die Sache langsam angehen. Zuerst muss ich alles über die Frau wissen, die sich bisher unter dem Tarnmäntelchen der Agentin verschanzt hat. Ich will die wahre Jana kennenlernen. Und sicherlich möchtest auch du mehr über mich in Erfahrung bringen. Obendrein will ich dir Zeit geben, um all die Eindrücke zu verarbeiten, die gerade auf dich einstürzen. Erst dann sollten wir uns bezüglich der Zukunft Gedanken machen. Einverstanden?“
Sie nickte geistesabwesend.
Zärtlich strich er ihr mit dem Daumen über die aufgeplatzte Lippe, bevor er sich leicht nach vorne beugte und die Stelle sanft küsste. Die zarte Berührung und sein heißer Atem, der ihre Haut streichelte, traten im Handumdrehen ein heftiges Rumoren in ihrem Körper los. Und in diesem Moment wünschte sie sich nichts mehr, als dass er sie in seine Arme reißen und bis zur Bewusstlosigkeit küssen würde.
Doch er tat nichts dergleichen!
Stattdessen rückte er ein Stück von ihr ab und sinnierte weiter. „Und falls du es hier nicht aushalten solltest oder ich dir tierisch auf den Geist gehe, kannst du natürlich jederzeit zur Erde zurück. Ich könnte dir eine neue Identität beschaffen, dann müsstest du dich nicht bis ans Ende deiner Tage vor deinem Ex verstecken. Aber das möchte ich mir momentan nicht einmal ansatzweise vorstellen. Denn wir haben einen solchen Männerüberschuss auf Siria, dass wir eigentlich keine einzige Frau von Bord gehen lassen können.“
Er stand auf und wanderte zu seinem Sessel hinüber. „Und falls du noch aufnahmefähig bist, dann erzähle ich dir jetzt die ganze Geschichte.“
Sie nickte versonnen und stierte den Mann ihr gegenüber ungläubig an. Gut, er war Informatiker und sein Arbeitsalltag war davon geprägt, Dinge emotionslos und pragmatisch anzugehen. Aber musste er sie behandeln wie eine Gebärmaschine? Mit seinen letzten Worten hatte er ihr einen heftigen Schlag ins Gesicht versetzt. War die Erde etwa voll von gewieften Außerirdischen, die auf der Lauer lagen, um naive Frauen auf ihren Planeten zu verfrachten?
Kapitel 19
Siria war ein unvergleichlicher Planet. Harmonisch und geruhsam, mit einem Hauch Unendlichkeit. Und schon nach wenigen Tagen stellten sich bei Jana die Ruhe und der Frieden ein, der die gesamte Bevölkerung prägte. Was durch die eukalyptusgetränkte Luft und den Eukalyptustee Kires, der aus den Leitungen sprudelte, noch verstärkt wurde. In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so sehr mit sich und der Welt im Reinen gewesen.
Es gab nichts, was Beklemmung oder Schrecken verbreitete. Außer vielleicht dem kleinkarierten Haushaltsroboter, der gelegentlich vollkommen geräuschlos aus den Untiefen eines Schrankes auftauchte oder beim Putzen über eins der Bärchen stolperte und dann mit einem blechernen Rumpeln hart auf dem Boden aufschlug, bevor eine heftige Schimpftirade einsetzte.
Wie versprochen hatte Simon ihn noch am gleichen Tag auf Deutsch umprogrammiert, und somit konnte sich Jana zumindest Gehör verschaffen. Seitdem begegneten sie und Melvin einander höflich, aber mit einem gewissen Argwohn. Und obwohl Melvin unablässig versuchte, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, schlug sie grundsätzlich drei Kreuze, wenn er sich nach getaner Arbeit mit hängendem Kopf in die Garage trollte.
Nach und nach begann Jana sich zu verinnerlichen, dass sie sich keinesfalls in einem bizarren Traum befand oder unter Drogen gesetzt worden war. Nein, sie lebte tatsächlich in einer fremden Galaxie, so viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dass ihre Vorstellungskraft dafür nicht ausreichte.
Simon hatte ihr inzwischen anvertraut, dass David Chesterfield und Steven Spellberg die ersten Sirianer waren, die je die Erde betreten hatten. David hatte damals das Beamen erfunden, das er nun hemmungslos bei seinen spektakulären Shows als Magier einsetzte. Und somit hatte sich auch die Frage geklärt, wo Rafaels und Valeries Millionen ihren Ursprung hatten. Denn David war nicht nur einer der legendärsten Magier, sondern auch einer der betuchtesten Männer der Welt und hatte Rafael völlig uneigennützig eine gigantische
Weitere Kostenlose Bücher