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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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dann wollen wir mal.« Sie nickte tapfer, lächelte David an. »Wir sehen uns auf der anderen Seite!«
    Dunkelheit. Das war das Erste, was Nadja auffiel, als sie den versteckten Pfad betrat. Die frei stehende Felswand war keine drei Meter hoch; über ihren Rand und durch den Höhlenausgang in der Ferne hätte eigentlich genug Restlicht vordringen müssen, um wenigstens die Wände ansatzweise sichtbar zu machen. Doch schon ganz am Anfang der Passage wirkten magische Kräfte.
    David konnte sie spüren. Er sah sie zum Teil sogar, sagte er. Da waren Aurenreste, Spuren elfischer Aktivitäten, und sie alle schimmerten Fanmórs Sohn aus der Finsternis entgegen. Er beschrieb Nadja, was er sah, doch das half ihr nur bedingt. Es beruhigte sie, seine Stimme zu hören, während sie sich durch die unwirkliche Nacht in Merlin’s Cave vorwärts kämpfte.
    Mit der freien Hand tastete sie an der Wand entlang, über Kanten und Seepocken hinweg, die sich dort niedergelassen hatten. Nadja musste vorsichtig sein, wo sie hintrat. Der Boden war mit großen, scharfkantigen Steinen übersät, an denen sie sich leicht verletzen oder in deren Zwischenräumen sie stecken bleiben konnte. Auf diese Fallen konzentrierte sie sich. Deshalb hörte Nadja auch das Wispern nicht gleich.
    Es kam aus den Wänden ringsum, ganz fein nur. Wer rein zufällig in die Passage geraten war, fühlte sich spätestens nun zu hastiger Umkehr motiviert. Nicht aus Angst vor dem unheimlichen Gewisper selbst, das keine verständlichen Worte beinhaltete – sondern aus Angst vor dem, was es vermittelte: dem Gefühl, dass da jemand stand. Manche Touristen hatten es erlebt und sprachen noch Jahre später davon.
    Auch Nadja spürte die fremde Präsenz in der Schwärze, und es fiel ihr schwer weiterzugehen. Doch sie tat es. Für sich selbst, für Cunomorus und besonders für ihr Baby. Es war der Gedanke an Talamh, der Nadja Kraft und Mut verlieh. Für ihn, den Sohn des Frühlingszwielichts, war der jungen Mutter kein Weg zu weit, keine Gefahr zu groß.
    Keine Nacht zu dunkel.
    Das Wispern verhallte beim Weitergehen, und ein paar Herzschläge lang waren vor Nadja nur Leere und Stille. Entfernungen ließen sich in totaler Finsternis nur schlecht abschätzen. Nadja schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie nach ihren vielen Schritten eigentlich schon wieder aus Merlin’s Cave hinaus sein müsste – und als ob genau das der Fall wäre und sie gleich durch nichts als einen Vorhang ins Freie treten würde, kamen plötzlich Geräusche auf sie zu: Hufschlag auf Kieseln wie jenen am Strand. Schwerterklirren. Das Schnauben von Pferden, aggressive Männerstimmen.
    Fahler Rauch stieg in der Dunkelheit auf und schwebte gespenstisch in verwobenen Fahnen näher. Umrisse bildeten sich daraus, formten Gestalten. Da waren Männer auf Pferden, Fußvolk dazwischen, alle in historischen Rüstungen … und alle bewaffnet. Sie schwangen ihre Schwerter, Äxte und Morgensterne, während sie auf Nadja zurannten. Nur auf sie.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Ihr Fluchtinstinkt erwachte, forderte den sofortigen Rückzug, aber sie kämpfte mit aller Macht dagegen an. David und Cunomorus hinter ihr sagten kein Wort, obwohl ihnen die lärmenden, angreifenden Krieger schwerlich entgangen sein konnten. Immer näher kam die Gefahr, immer bedrohlicher wurde der Anblick. Allerdings fehlte ihm etwas.
    Farbe!
, dachte Nadja.
Die Männer, die Waffen, die Pferde – sie haben keine Farben!
    Sie erinnerte sich, dass Cunomorus von der Macht der Burg gesprochen hatte; der Magie, die sich mit dem Bann auf der anderen Seite des Portals verwob. Die Angreifer waren nur noch wenige Schritte entfernt. Nadja schloss die Augen. Nun hätten die Männer verschwinden müssen – doch sie taten es nicht!
    Sie sind in meinem Kopf! Sie sind nicht real, das sind nur Bilder!
Energisch reckte Nadja das Kinn hoch und ging mit geschlossenen Augen mitten durch die Krieger hindurch.
    Sie zerliefen in fahle Rauchfäden, lösten sich auf … und verschwanden.
    Nadja atmete auf, blinzelte.
    Noch immer herrschte völlige Finsternis, die Passage jedoch schien sich erweitert zu haben, so fühlte es sich an. Da war Luft zum Atmen. Manchmal roch es schwach nach Rosen. Nadja wollte sich umdrehen, um David zu fragen, ob er das auch merkte. Sie kam nicht mehr dazu.
    Schlagartig brach ein schwarzer Sturm los; mit rasender Geschwindigkeit fauchte er vorbei, wieder und wieder – als würde er kreisen.
    Nadja wollte zurückweichen, doch es ging

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