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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurden.
    Cunomorus dachte nicht einmal einen Herzschlag lang nach. Sofort stimmte er dem Handel zu, leistete sogar seinen Treu- und Lehnseid.
    Gwynbaen zeigte sich zufrieden und musste sich beeilen. Von den Türmen der Stadt kam die Meldung, dass sich das Meer bereits zurückzog. So etwas hatte der Ort noch nie gesehen. Es wirkte zunächst keineswegs erschreckend – im Gegenteil: Wo kein Wasser war, da würde auch kein Land überflutet werden.
    Der König glaubte die Gefahr schon gebannt, doch Gwynbaen winkte ab. »Das geht nicht auf mein Wirken zurück. Der Untergang setzt ein.« Dann wandte sie sich zum Gehen. »Sorgt dafür, dass alle sich hinlegen und einen festen Halt auf dem Boden haben«, schärfte sie Cunomorus ein. »Niemand soll den Blick erheben oder hinausschauen. Was auch passiert, habt Vertrauen – es geschieht zu Eurem Schutz und Überleben.«
    Vor dem Tor bei den Sieben Steinen schickte Gwynbaen einen Ruf aus, und hindurch kam Trevilian, der mächtigste Zauberer an ihrem Hof. Er ritt ein Winterpferd, einen Hengst von ätherischer Schönheit.
    »Du weißt, was du zu tun hast – und gehe nicht fehl, oder du wirst es bereuen!«, sagte die Königin zu Trevilian und kehrte grimmig durch das Portal in ihr Reich zurück. Während der Magier sich um Lyonesse kümmern würde, wollte sie sich einer ungehorsamen Banshee widmen und Fanmór darüber in Kenntnis setzen, was sein lieber, leider fremden Einflüsterungen zugänglicher Bruder so trieb.
    Quer durchs Land führte Trevilian das silberweiße Tier, bis zur Grenze nach Cornwall. In der Nähe des späteren Ortes Marazion im Penwith-Distrikt gab es eine Höhle, in der sich ein Einwegtor zur Anderswelt verbarg, eine jener schnellen Fluchtmöglichkeiten, die speziell für Notfälle angelegt wurden. Dort hielt er an. Trevilian drehte das Winterpferd in Richtung Lyonesse und wartete.
    Inzwischen hatte das rhythmische Hämmern Manannans draußen im Atlantikboden eine Schwingung verursacht, die sich immer weiter ausbreitete. Sie kam auf die Küste zu. Stärker und stärker wurde das Beben, rüttelte bereits an den Grundfesten Englands, und noch immer schlug Manannan Mac Lir auf die Felsen am Meeresgrund. In Lyonesse wackelten die Häuser; Gegenstände fielen herunter; es klirrte und schepperte überall.
    Die See bot einen unfassbaren Anblick, hatte sich scheinbar bis zum Horizont zurückgezogen. Vor den Hafenstädten lagen Boote auf dem Trockenen und krängten so stark, dass sie beinahe umfielen. Sonnenlicht brachte den schlammigen Grund zum Glänzen. Fische zappelten darin. Die Skelette uralter, versunkener Segelschiffe erschienen aus ihrem nassen Grab, dann kam das Wasser zurück. Ruhig fließend näherte es sich der Küste, stieg und stieg. Und in der Ferne wuchs etwas Dunkles empor.
    Eine gigantische Flutwelle rollte auf Lyonesse zu. Ihr Donnern vermischte sich mit dem Rumpeln des Seebebens, das von unten ins Land kroch und mit seinem schrecklichen Werk der Zerstörung begann. Häuser und Bäume schwankten, als wären sie aus Papier. Risse bildeten sich im Boden. Zerbrechende Gebäudeteile stürzten hinein und verschwanden.
    Noch immer gewann die nahende Flutwelle an Höhe – und noch immer saß Trevilian reglos auf seinem Winterpferd.
    Der Magier ließ keinen Blick vom herantobenden Atlantik. In ihrem Schloss bereitete Gwynbaen sich in tiefer magischer Versenkung auf den entscheidenden Moment vor. Die Verbindung zu Trevilian bestand.
    Schon begann die Küste zu bröckeln. Felsen stürzten ins Meer, ganze Strände sackten ab. Im Inland dagegen ruckte die Erde hoch, genau entlang der Grenzlinie nach Cornwall. Überall brach Panik aus, und viele schrien, dass etwas Unnatürliches geschah: das göttliche Gericht.
    Fast war die Flutwelle heran. Sie war so hoch, dass ihr Schatten die Hafenstädte komplett verdunkelte. Vor ihr her floss ein nie gekanntes Hochwasser über die Strände, in die Städte, durch sie hindurch. Es riss alles Bewegliche mit sich fort, schäumte bis an die Hausdächer – fünfzig, sechzig Mannslängen hoch.
    Der Magier Trevilian machte sich bereit, griff die Zügel nach. Sein Hengst spitzte die Ohren.
    Fünfzig Schritte.
    Fanmór hob die Hand, ließ sie über der magischen Grenze nach Crain schweben.
    Vierzig Schritte.
    Die Flutwelle schien noch einmal nachzulegen, gewann erneut an Höhe. Sturm brauste vor ihr her, heulend wie ein Rudel Banshees. Das Seebeben hatte sein Werk fast vollendet; unter dem Land war ein Krachen und Bersten

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