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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Talamh etwas zustieß, würde Bandorchu ihnen millimeterweise den Hals umdrehen. Nach allen anderen Folterungen, versteht sich.
    Alebin seufzte schwer. Auch Shumoonya hatte sich mit Talamh beschäftigt. Ihre ganze Macht hatte sie an ihm ausprobiert, und davon besaß sie nicht wenig. Aber selbst die finsterste und verwunschenste Magie brachte das Baby nicht zum Einlenken. Es befand sich im Hungerstreik, und keine Macht der Welt konnte daran etwas ändern. Talamh verweigerte jede noch so köstliche Nahrung gut gelaunt, aber hartnäckig.
    Auf Dauer würde das nicht gut gehen, das wusste Alebin. Prinzipiell war es ihm gleichgültig, ob ein Elfenkind lebte oder verhungerte. Aber dieses eine durfte nicht sterben! Er konnte Fanmór keine Bedingungen bezüglich seines Enkels stellen, wenn Talamh tot war.
    »Was mach ich bloß?« Ratlos goss Alebin extra viel clotted cream in seinen Tee , als die Bestie zurückkehrte.
    »Es kommt jemand«, wiederholte sie.
    »Von mir aus.« Er griff nach einer weiteren Scheibe Toast und häufte Marmelade darauf. »Sag ihm, er soll ein schriftliches Gesuch einreichen, wenn er mich sprechen will, und sich wieder verziehen. In einer Woche hätte ich vielleicht einen Termin frei. Nein, warte!« Der Löffel verharrte mitten in der Luft. Ein Klecks fiel auf den Tisch. »Lieber in einem Monat.«
    »Du verstehst mich nicht«, sagte Shumoonya. »Es kommt jemand ins Land! Über die Grenze. Durch ein Portal.«
    Klirrend fiel der Marmeladenlöffel zu Boden. Alebin sprang auf, kreidebleich. »Der Getreue!«, stieß er hervor.
    Die Bestie schüttelte den Kopf. »Nein, das habe ich überprüft. Der Wind erzählt etwas anderes: drei Personen aus nordöstlicher Richtung, und nicht alle sind Elfen.«
    Die letzten Worte musste sie ihm hinterherrufen, denn Alebin stürmte bereits aus dem Saal.
    »Wache!«, schrie er. »Mein Pferd, aber sofort!«
    Er rannte hinunter zum Schlosshof, raffte unterwegs an Waffen zusammen, was er tragen konnte, und brüllte nach der Muhme. Sie sollte ihn gefälligst begleiten. Alebin schlug das Herz bis zum Hals. Er fand keine Antwort auf die Frage, wer mächtig genug sein könnte, den Schutzwall zu durchbrechen, der natürlich auch die Portale versiegelte. Fanmór? Bandorchu? Bloß nicht! Aber wer sonst?
    Es gab nur eine einzige Möglichkeit, das herauszufinden. Alebin schwang sich in den Sattel und nahm die Zügel auf.
    »Vorwärts!«, befahl er seiner Gefolgschaft und gab dem Pferd die Sporen.
    »Ist das schön!«, sagte Nadja, als sie die Rosenfelder sah. Sie meinte es auch so. Aber Cunomorus wandte sich hastig ab, verbarg sein Gesicht in den Händen und begann zu schluchzen.
    Da standen endlose Reihen versteinerter Hochstammrosen, deren Blütenfülle in dichten Kaskaden herunterkam. Schneefall hatte Blätter und Knospen mit einem Rand verziert. Er glitzerte, und diese Komposition aus Weiß und Grau – obwohl sie von Tod und Verfall sprach – war tatsächlich schön. Allerdings nicht für einen Rosenzüchter.
    Nadja trat neben den unglücklichen König und berührte ihn am Arm. »Es tut mir sehr leid!«, wisperte sie.
    »Ja, schon gut.« Cunomorus riss sich zusammen, schnüffelte ein paarmal und wischte sich über die Augen. Dann zeigte er auf einen Hügel in der Ferne. Goldene Turmspitzen schimmerten durch den Frühdunst und die Silhouetten zahlreicher Gebäude. »Das ist meine Hauptstadt. Da müssen wir hin.«
    »Ohne Plan?« David lächelte.
    »Ich habe keinen«, gab Cunomorus kläglich zu. »Und Ihr?«
    Nadja schüttelte stumm den Kopf.
    »Na ja«, sagte der Prinz. »Dann machen wir es einfach so: Wir gehen zur Stadt, rein in den Palast, holen Talamh da raus und verschwinden wieder. Irgendwelche Einwände?«
    Nadja lachte befreit.
    »Ein wunderbarer Plan, David! Lass uns mit
wir gehen zur Stadt
anfangen. Vielleicht können wir unterwegs Verbündete auftreiben und herausfinden, wer Lyonesse überfallen hat.«
    »Wer immer das war, er ist sehr mächtig.« Cunomorus setzte sich in Bewegung, doch Nadja merkte, wie sehr er sich fürchtete. »Seht nur, was er den Schmetterlingen angetan hat!« Ohne selbst hinzusehen, deutete er gen Himmel, wo das schwarze Band der toten Falter seine Bahnen zog. »Und der Sturm, der mich buchstäblich aus dem Land geweht hat – ich habe lange darüber nachgedacht, und inzwischen bin ich mir sicher, dass da eine ungeheuerliche, alte Magie im Spiel war!«
    David zuckte zusammen, als er im Vorbeigehen einen versteinerten Rosenstamm streifte und die

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