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Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Titel: Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Maeda
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Holztafeln mit einem eingebrannten Blütenmuster auf der Rückseite, Räucherstäbchen ... die Reihe erschien endlos. Eine junge Frau in einer weißen Jacke und leuchtend roten traditionellen Hosen saß im Inneren der Hütte und begrüßte sie freundlich, als sie sich die Waren ansahen. „Was ist das?“, fragte Isabelle und deutete unauffällig auf die verschiedenen Körbe. Tomo nahm eines der länglichen Seidensäckchen. Es war verschnürt. Mit goldfarbenem Garn hatte man einige Schriftzeichen, die Isabelle nicht kannte, in die Vorderseite eingestickt. „Das hier sind kleine Beschützer – Talismane“, erklärte Tomo und hielt das rote Säckchen hoch. „O-Mamori. Dies hier bringt Glück in Geldfragen, das hier“, sie nahm ein gelbes, diesmal rundes Säckchen, „sorgt für Kindersegen, und das hier hilft dir, damit du das Kindchen dann auch sicher austrägst.“
    Isabelle lachte. Sie nahm eine der Holztafeln. „Sind das auch Talismane?“
    „Das sind Überbringer deiner Wünsche.“ Sie zeigte zu der Eiche, unter deren Krone zwei Wände aus Lattenholz aufgestellt waren. Darin waren Haken eingeschlagen und daran hingen ebensolche Tafeln, wie Tomo sie in der Hand hielt. „Du schreibst deinen Wunsch auf eine der Tafeln und hängst sie dort an die Wand. Dann soll er sich erfüllen.“
    Tomo nahm einen kleinen O-Mamori und eine Holztafel. Sie reichte der Frau in der Hütte einige Yen-Scheine und schlenderte dann mit Isabelle zur Eiche. „Hier, für dich.“ Sie drückte Isabelle den Talisman in die Hand und deutete dann auf die Wände. „Der O-Mamori soll dir Glück für deine Vorhaben bringen. Schreib deinen Wunsch hier drauf.“
    Neben den Wänden stand ein niedriger Tisch mit einem schwarzen Stift. Er war mit einer Kette am Tisch gesichert. Isabelle nahm ihn und überlegte nur kurz, ehe sie ihren Wunsch auf die Tafel schrieb. Der Wunsch war einfach und bestand nur aus einem Satz: „Bitte, lass mich Shin finden.“
    Tomo nahm die Tafel und hängte sie an einen der freien Haken. Sie schlenderten weiter zu dem Schrein selbst. Zwischen ihnen und dem Schrein befand sich nur noch ein großes Doppeltor. Die beiden Flügel bestanden aus dunklem Holz und Metallbeschlägen. Sie waren offen und gaben den Blick auf den Schrein frei.
    Isabelle schritt langsam darauf zu. Es war ein traditionelles Gebäude, mit den geschwungenen Dachpfosten und der niedrigen Veranda vor den eigentlichen Räumen. Das Innere des Schreins stand Besucherblicken offen; ebenso wie die Flügeltüren des Tores waren auch die Türen des Schreins geöffnet und gaben das Innenleben des Gebäudes frei. Isabelle sah Tatami-Matten auf dem Boden ausgebreitet und einen prächtig bemalten Stellschirm, der eine Berglandschaft zeigte, über deren Himmel ein Schwarm Kraniche seine Kreise zog. Die Krallen der Vögel und die Sonne, die sich hinter einigen Tuschewolken hervorschob, waren mit Gold belegt und fingen das Licht der echten Sonne auf.
    Sie kamen nur bis zur Schwelle des Schreins. Dort hielten Kordeln aus Samt Besucher vom Inneren des Heiligtums fern. Isabelle beugte sich vor und konnte über die Spitze des Stellschirms spähen. Dahinter mussten sich noch Statuen und andere Kostbarkeiten verbergen. Sie konnte nur einige Kronen und Kopfbedeckungen sehen.
    Etwas klirrte, und Isabelle richtete sich wieder auf. Tomo hatte einige Münzen in einen Holzkasten geworfen, dessen Deckel nur aus Gitterstäben bestand, klatschte nun in die Hände und verneigte sich. Mit geschlossenen Augen verharrte sie eine Weile. Sie betete. Nach einer Weile richtete sie sich wieder auf. „Gehen wir frühstücken.“
    Auf dem Rückweg war Isabelles Schritt leichter. „Fühlst du dich besser?“, fragte Tomo sie. Zu ihrer Überraschung nickte Isabelle. „Danke, Tomo – ich wusste nicht, dass ich das gebraucht hatte.“
    Tomo lächelte nur.
    Nach dem Frühstück fühlte Isabelle sich wieder in der Lage, ihre Suche nach Shin fortzusetzen. Während der Mittagszeit verbrachten viele Menschen im Kabukichō ihre Zeit in den klimatisierten Räumen ihrer Clubs und Bars. Isabelle klopfte an jede Hintertür, die sie fand, und fragte jeden Menschen, der ihr öffnete. Manchmal wurde sie hereingebeten, des Öfteren aber verweigerte man ihr den Zutritt. Das Wort ‚Yakuza‘ verschloss ihr viele Türen. Gegen Abend war sie erschöpft, verklebt durch das heiße Wetter und keinen Deut klüger, was den Verbleib ihres Bruders betraf.
    Sie schlenderte durch das Vergnügungsviertel, das nun,

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