Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
Berglandschaft vereinigten. Es war mehr ein Gemälde als ein Bild, und Isabelle spürte ein leichtes Unbehagen, als sie darauf trat – erst recht in ihrem durchnässten und tropfenden Zustand.
Kyo ging ohne Zögern direkt über den Teppich zu den Fahrstühlen, die der Eingangstür gegenüberlagen, und Isabelle folgte ihm. Das Kirschblütenmuster war auch auf den metallenen Schiebetüren zu finden. Die kurzlebige Blüte war in Japan sehr populär – es wunderte Isabelle nicht, dass jemand ein ganzes Hotel nach ihr benannt hatte und es mit ihr schmückte.
Im Fahrstuhl wurden sie von einer jungen Frau begrüßt. Sie trug eine ähnliche Uniform wie der Page an der Tür und verneigte sich, als Kyo und Isabelle eintraten. Kyo erwiderte die Geste mit einem Lächeln und reichte ihr eine Schlüsselkarte. Abermals verneigte sie sich, nahm die Karte und schob sie in einen Schlitz, unterhalb der Stockwerkknöpfe. Mit einem leisen Surren fuhr der Fahrstuhl an. Es dauerte nicht lange und mit einem Ruck kam er wieder zum Stehen. „Stockwerk 21, Privatsuite“, sagte die Dame in Uniform, und die Türen des Fahrstuhls öffneten sich.
Anstatt eines Flurs, wie Isabelle ihn vermutet hatte, erwartete sie tatsächlich ein geräumig ausgestatteter Raum, sobald sie aus dem Fahrstuhl getreten waren. „Hier wohnst du?“, fragte Isabelle erstaunt, während der Fahrstuhl wieder verschwand. Der Raum war zweimal so groß wie der, den sie im Augenblick im Hotel bewohnte. Allem Anschein nach handelte es sich dabei aber nur um ein Wohnzimmer. Isabelle sah einen großen Konferenztisch, eine Couchgarnitur mit zwei passenden Sesseln und einen Plasmabildschirm direkt davor. Die Wand gegenüber dem Fahrstuhl bestand praktisch nur aus Glas und bescherte Isabelle einen Ausblick über das verregnete Tokio. Noch immer wütete der Monsunregen, und sie konnte sein Heulen selbst durch die Fensterscheiben hören.
Kyo beobachtete Isabelles Staunen amüsiert. Er schien mit einer solchen Reaktion gerechnet zu haben. „Ich zeige dir, wo du dich ein wenig trocknen kannst.“
Isabelle nickte und folgte ihm. Im Appartement lief eine Klimaanlage. Ihre nassen Sachen begannen sie auszukühlen, und so war sie mehr als dankbar, als Kyo sie durch eine Tür in ein Nebenzimmer führte, das sich als ein mit schwarzem Marmor ausgelegtes Badezimmer entpuppte. „Ein Bademantel hängt dort“, er wies auf den Spiegel, der sie beide zeigte. Daneben hingen an einem Haken mehrere weiße Bademäntel mit dem Logo des Hotels auf Brusthöhe - eine stilisierte rosafarbene Kirschblüte. „Deine Sachen lasse ich zum Reinigen und Trocknen geben.“
Er lächelte anzüglich und Isabelle lachte leise. „Danke. Ausziehen werde ich mich aber dennoch alleine“, tadelte sie ihn sanft. Kyo schien sie gar nicht zu hören, sondern musterte sie. Isabelle sah an sich herunter und bemerkte, dass der Regen und die Kühle ihre Brustwarzen zu kleinen, steifen Nippeln hatten werden lassen, die sich durch den Stoff drückten. Verlegen fasste sie Kyos Schulter und schob ihn zur Tür. „Ich lege die Sachen einfach vor die Tür“, sagte sie. „Nimm es mir nicht übel, aber ich brauche wirklich eine heiße Dusche.“
Kyo grinste breit. „Gut, aber wenn du irgendetwas von mir brauchst, ruf mich einfach“, sagte er und ließ sich endlich hinausschieben.
Isabelle schüttelte amüsiert den Kopf und zog sich aus. Ihre Kleidung legte sie wie versprochen vor die Tür und genoss dann die heiße Dusche. Die Kabine war groß genug für drei Personen, und anstelle eines einfachen Duschkopfs waren jeweils drei an der linken und rechten Seite der Kabine angebracht. Heißes Wasser umfing sie von allen Seiten, und sie seufzte wohlig. Sie nahm eines der Duschgels, die in der Kabine standen, und runzelte die Stirn. Der Duft, der sich entfaltete, als sie die Plastikkappe gelöst hatte, kam ihr seltsam vertraut vor. Ihr Erlebnis in der Bahn kam ihr wieder in den Sinn, aber der Duft passte nicht dazu. So, als ob andere Komponenten fehlen würden.
Himmel, das musste endlich aufhören! Isabelle stellte das Duschgel weg und nahm ein anderes. Sie musste dieses Erlebnis endlich vergessen. Es war lächerlich, sich wie ein verliebter Teenager zu benehmen, weil sie sich von einem wildfremden Mann in der Bahn hatte befingern lassen. Energisch stellte sie die Wasserdüsen wieder an.
Als sie sich nicht mehr ausgekühlt fühlte, stellte sie das dampfende Wasser ab und schlüpfte in einen der flauschigen weißen
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