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Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Titel: Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Maeda
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eigentlich mit nur einer Person gerechnet“, erwiderte Isabelle und sah die Frau direkt an.
    Die Blondine lachte leise und stemmte die Hand in die Hüfte. „Das ist nicht ganz falsch. Kennen Sie sich mit den japanischen Schriftzeichen aus?“
    „Ich lerne Kanji, seit ich zehn bin“, erwiderte diese und runzelte die Stirn. Sie war sich noch nicht sicher, ob sie das arrogante Gebaren der Blondine abstoßend oder anziehend fand. Kyo stand derweil hinter ihr und gab keinen Laut von sich. Er schien abzuwarten, ebenso wie der Mann im Becken, der sie nur ruhig betrachtete und noch kein Wort gesagt hatte.
    „Wissen Sie, mit welchen Zeichen sich der Name Akira schreibt?“
    Isabelle zögerte einen Moment. Akira, was soviel bedeutete wie Strahlen, bestand aus zwei Zeichen: dem für Mond und dem für Sonne. Also ...
    Isabelle musste nun selbst lächeln. „Dann nehme ich an, Sie sind die Sonne: Hi“, sagte sie und deutete auf den Mann im Becken. „Und er der Mond: Tsuki.“
    Die Frau namens Hi hob erstaunt die Braue und neigte leicht den Kopf. „Ich bin beeindruckt. Aber woher wussten Sie, wer wer ist, Lérand-san?“
    Isabelle trat näher und berührte His Steiß. „Ihre Tätowierung. Die Schlange schlüpft aus einer Sonne.“
    Hi nickte wieder. „Eine gute Beobachtungsgabe“, sagte sie.
    „Die sagt mir auch, dass Sie sicher keine Japaner sind. Was treibt Sie nach Nikkō?“
    Hi legte den Kopf zurück und lachte, entblößte dabei eine Reihe von perlweißen Zähnen. „Eine gute Beobachtungsgabe und ein loses Mundwerk – wunderbar!“
    Isabelle erwiderte das Lächeln nicht, sondern hob nur die Braue.
    „Wir sind Mitarbeiter von Isami-san“, meldete sich erstmals Tsuki zu Wort. „Ursprünglich kommen wir aus England, er hat uns auf Grund unserer Fähigkeiten nach Japan geholt.“
    Isabelles Blick glitt über Tsukis Schulter und sein Gesicht. Die Ähnlichkeit zu Hi war nicht zu übersehen; sie mussten Geschwister sein, wenn nicht gar Zwillinge. Ihre Tätowierungen unterschieden sich dafür umso mehr. Während His Schlange durch die Färbung und die zart roten Chrysanthemenblüten wie von Sonnenlicht beleuchtet wirkte, war Tsukis Tätowierung eindeutig der Nacht zuzuordnen. Sie zeigte einen Tiger, der über einem dunklen Wolkenhimmel dem Mond nachjagte. Wolkenfetzen bedeckten die Schulter des Mannes, und der Tiger nahm fast den gesamten Oberarm ein.
    Isabelle erinnerte sich, dass Toshi ebenfalls eine Tätowierung hatte, und war verwundert darüber, dass sie ihn in Gedanken so nannte. Derlei Kurzformen waren Freunden und Vertrauten vorbehalten. Oder Liebhabern. Isabelle runzelte die Stirn.
    „Und Sie sind Gast in Isami-sans Haus?“, fragte Hi, sie wie eine Beute umkreisend. Isabelle spürte Gänsehaut ihren nackten Körper hinaufkriechen und wünschte sich ihren Yukata zurück. „Etwas in der Art, ja“, murmelte sie. Hi beugte sich vor und Isabelle spürte die blonden Strähnen über ihre Haut streifen. „Und wie ist Ihr Name?“
    Isabelle schloss halb die Augen. His Tätowierung schien lebendig geworden zu sein. Isabelle konnte schwach den Duft der Chrysanthemen riechen. Und war da nicht das Flüstern einer Schlange, die durch hohes Gras glitt?
    „Isabelle“, murmelte sie. „Isabelle Lérand.“
    His Hände legten sich auf ihren Rücken und bewegten sich in kleinen Kreisen. „Sie haben sicher noch nie einen Onsen besucht“, schnurrte die Engländerin. „Sie sind verkrampft, hatten anscheinend viel Stress. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie entspannend es sein kann.“
    Isabelle warf einen Blick über die Schulter. His Gesicht war nah bei ihrem und lächelte. Nicht aufreizend, sondern freundlich, als wolle sie ihr nur Gutes tun. Von Kyo fehlte jede Spur. Isabelle konnte sich nicht erinnern, gehört zu haben, dass er ging.
    Tsuki kam näher zu den Stufen, die die Treppen hinab führten, und streckte ihr die Hand entgegen. Isabelle wagte einen Blick und sah sein halbhartes Glied inmitten von weich aussehendem, goldenem Schamhaar. Sie legte vorsichtig ihre Hand in seine und ließ sich ins Becken führen. Es war heiß, aber nicht unangenehm. Hinter ihr glitt auch Hi ins Wasser.
    Tsuki zog sie weiter zu sich und Isabelle folgte der Bewegung einfach. Die Dampfschwaden bildeten auf ihrer aller Haut eine feine Wasserschicht. Jeder Körperteil, der nicht unter Wasser war, wurde trotzdem nass.
    „Keine Angst, Lérand-san“, murmelte Hi an ihr Ohr, während Isabelle ihre Augen nicht von Tsukis Gesicht nahm. „Wir

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