Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
Plötzlich waren es nicht nur Kamos Finger, die über ihren Körper wanderten. Isabelle spürte Lippen, die über ihre Wade glitten, Hände, die die Form ihrer Brüste erkundeten. Es wurden immer mehr.
Isabelle wagte nicht, die Augen zu öffnen. Sie verging einfach in den Berührungen, die mittlerweile ihren gesamten Körper erobert hatten. Jemand rieb über ihre Klitoris, strich wieder und wieder über die harte Erhebung. Eine weiche Zunge leckte über ihre Schamlippen und drang in sie ein. Isabelle schrie auf, aber ihr Mund wurde gleich darauf von fremden Lippen verschlossen. Sie schwebte inmitten des Raumes und wurde von, wie es schien, Tausenden Fingern und Zungen gerieben, geleckt und gestoßen. Ihr Körper war eine straffe Sehne, angespannt und vor der Wahl, entweder jegliche Spannung in einem einzigen Stoß zu verlieren oder zu zerreißen.
Isabelle versuchte immer wieder, sich zu befreien, einfach, weil die Erregung zu groß wurde. Sie stöhnte, keuchte und schrie. Noch immer waren dort Hände, zupften an ihren Schamlippen, bissen sanft hinein, leckten und saugten an ihr. Es wurde zu viel. Isabelle schlug die Augen auf und sah Toshi neben sich stehen. Er hob ihren Kopf an und küsste sie tief. In diesem Augenblick schlugen die Wellen ihres eigenen Orgasmus über ihr zusammen, und sie schrie seinen Namen tief in seinem Mund. Nur langsam konnte sie sich wieder sammeln.
Schlaff und erschöpft hing sie in den Fesseln. Kamo gab Toshi ein Zeichen und der hielt Isabelle fest. Der Shibari-Meister zog an einem bestimmten Knoten und jedes der Seile löste sich dadurch. Hätte Toshi sie nicht gehalten, Isabelle wäre einfach auf den Boden gestürzt. So fingen seine Arme sie auf. In ihre Kimonos gewickelt, trug er sie aus diesem Haus.
K APITEL 19
Isabelle erwachte durch Toshis Berührung mit den Handflächen, die auf ihrem Hintern lagen und darüber strichen. Sein Gesicht war in ihrer Halsbeuge verborgen und er seufzte genüsslich. Isabelle lächelte verschlafen und fuhr durch sein dichtes Haar. Sie löste sich ein wenig und küsste ihn auf den Mund. Toshi atmete tiefer ein, aber seine Hände wurden schlaffer. Er war gar nicht wirklich wach. Sein Anblick erinnerte Isabelle an einen kleinen Jungen. Einen Jungen mit einem unsäglichen Appetit. Sie lächelte über den Gedanken und löste sich. Die letzte Nacht hatten sie in seinem kleinen Versteck auf dem Dach des Sakura View verbracht, und Isabelle beschloss, ein Frühstück zu besorgen. Sie würden sich später mit Shin treffen. Sie würde endlich ihren Bruder wiedersehen. Isabelle zog sich rasch an und ging hinunter zum Appartement. Hi und Tsuki bereiteten bereits alles für den Abend vor. Es durfte nichts schiefgehen. Wenn Isabelle die falsche Pistole nahm, oder Tsuki sein Ziel verfehlte ...
Sie versuchte, nicht daran zu denken. Die beiden Engländer waren Profis und würden keine Fehler machen.
Sie schloss die Tür hinter sich und ging zum Telefon. Etwas Kaltes drückte sich in ihren Nacken. Isabelle ließ den Telefonhörer fallen.
„Nimm ihn wieder auf.“ Yusuris Stimme klang, als würde sie mit einer Freundin plaudern. Der Tonfall jagte ihr einen größeren Schrecken ein als die Waffe in ihrem Genick.
„Und was soll ich dann damit?“
„Du wirst Toshi anrufen und ihm sagen, dass er deinen Bruder zu einem freundschaftlichen Treffen mit uns beiden einladen soll.“
Isabelle machte keinerlei Anstalten, den Hörer wieder aufzunehmen. Der Druck in ihrem Nacken verstärkte sich.
Isabelle biss die Zähne zusammen und wählte Toshis Handynummer. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, ihre Stimme ungezwungen klingen zu lassen.
„Moshimoshi?“, brummte Toshi ins Telefon.
Isabelle schloss die Augen. „Yusuri ist hier“, sagte sie.
Bettzeug raschelte deutlich. „Was will sie?“
„Sie will ... sie will, dass du mit Shin kommst.“
Yusuri flüsterte ihr eine Adresse ins Ohr, die Isabelle Wort für Wort wiederholte. Dann legte sie auf.
„Wirst du es nicht langsam müde? Diese ständigen Entführungen und Intrigen?“, fragte sie und brachte den Mut auf, sich umzudrehen.
Yusuri hielt die Waffe noch immer auf sie gerichtet, ein Lächeln auf den grell geschminkten Lippen. „Es tut mir leid, dich zu langweilen“, sagte sie. „Aber zu deiner Beruhigung: In ein paar Stunden ist alles vorbei.“
„Wirst du mich töten?“
Yusuri lachte. „Gott, bist du egozentrisch. Hat dir das schon einmal jemand gesagt? Es geht hier nicht um dich, auch wenn du dir
Weitere Kostenlose Bücher