Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi
machst du denn hier?«
»Ich habe Rolands Dienst übernommen, seine Mutter ist gestürzt.«
»Oh je. Aber hier ist alles ruhig, du kannst wieder gehen.«
»Leider nicht. In der Schrebergartenanlage in Inrath wurde ein toter Mann gefunden.«
»Mord?«
»Das weiß ich noch nicht. Sieht alles ein wenig seltsam aus. Könnte auch ein Unfall gewesen sein. Ich werde mal recherchieren, denn an seiner Adresse haben wir niemanden angetroffen. Mal sehen, ob er Familie hat und wo die ist.«
Volker nickte. »Schlechte Nachrichten zu überbringen ist grausam.«
»Und du? Was machst du an einem Freitagabend hier?«
»Ach, ich habe doch seit Wochen diese Überfallserie. Dieser Typ, der Frauen überfällt, sie schubst und anspuckt. Ich komme da einfach nicht weiter. Inzwischen haben wir sieben Anzeigen.«
»Der Frauenhasser? Irgendwann müssen wir diesen seltsamen Typen doch zu packen kriegen.«
»Hoffentlich bald, denn seine Aggressivität steigert sich von Mal zu Mal.« Volker streckte sich, stand dann auf. »Magst du auch einen Kaffee? Ich koche frischen.«
»Gute Idee. Vermutlich werde ich hier noch einige Zeit sitzen.«
Sabine ging in ihr Büro und schaltete den Computer ein. Sie schaute auf die Uhr. Es war inzwischen fast halb zwölf.
Sie nahm das Handy und rief Oliver an. Seit einigen Monaten waren sie und er ein Paar. Eigentlich hatte Sabine nie wieder etwas mit einem Kollegen anfangen wollen, seit vor ein paar Jahren Martin, ihr damaliger Verlobter und Vorgesetzter, ermordet worden war. Sie hatte lange getrauert und sich nur zögerlich auf die Beziehung mit Oliver eingelassen. Auch jetzt noch merkte sie, dass die Angst um ihn, wenn er an einem Einsatz beteiligt war, großen Raum in ihrer Gefühlswelt einnahm.
»Ja?«, meldete Oliver sich knapp.
»Es wird noch dauern«, sagte Sabine.
»Brauchst du Hilfe?«
»Nein. Es deutet auf einen Unfall hin. Ich muss nur die Familie finden und eine Akte anlegen. Morgen sollte es Ergebnisse aus der Rechtsmedizin geben, und dann wissen wir mehr. Nach einem Verbrechen sieht es nicht aus.«
»Na gut. Ich schau mir noch einen Film an.«
Zu gern hätte sie sich neben ihn auf das Sofa gekuschelt, die schnurrende Katze zu Füßen.
Sie legte die Brieftasche des Toten mit Führerschein und EC -Karte der Sparkasse neben sich auf den Schreibtisch. Im hinteren Fach hatte sich Bargeld befunden. Sabine nahm die Scheine und zählte sie. Einhundertfünfundzwanzig Euro und etwas Kleingeld im Münzfach. Der Name auf der Karte und dem Führerschein stimmte überein mit dem des Besitzers der Gartenlaube, wie Sabine inzwischen wusste: Peter Goeken, geboren 1961 in Krefeld.
Kein Raubmord, dachte Sabine und steckte das Geld wieder in die Brieftasche.
Sie gab den Namen des Toten ins Strafregister ein. Goeken hatte zweimal wegen Geschwindigkeitsüberschreitung Strafmandate erhalten, war aber ansonsten nicht straffällig geworden. Er allein war an der Adresse am Gatherhof gemeldet.
Sabine klickte »Das Örtliche« an. Zu dem Namen »Goeken« gab es drei Einträge, einer davon war Peter, einer war ohne Vornamen verzeichnet, und der letzte Eintrag war eine Maria Goeken. Sabine überlegte kurz und wählte dann die Nummer, zu der kein Vorname genannt war. Es meldete sich niemand. Nach dem fünfzehnten Klingeln legte sie auf. Dann wählte sie Peters Nummer. Auch dort ging – wie erwartet – niemand ans Telefon. Schließlich blieb nur noch Maria übrig. Sabine tippte die Nummer ein. Es klingelte zweimal, dann wurde abgehoben.
»Ja?«
»Sabine Thelen, Kriminalkommissariat Krefeld, entschuldigen Sie die späte Störung.«
Die Frau holte hörbar Luft.
»Kennen Sie einen Herrn Peter Goeken?«, fragte Sabine schnell.
»Peter? Was hat er jetzt wieder angestellt?« Maria Goeken klang erleichtert.
»In welchem Verhältnis stehen Sie zu Herrn Goeken?«
»Zu Peter? Er ist mein Schwager, der Bruder meines Mannes.«
»Ist Ihr Schwager öfter in Schwierigkeiten?«
»Wieso?«
»Weil Sie fragten, was er jetzt wieder angestellt habe.« Sabine biss sich auf die Lippe.
Die Frau zögerte. »Was ist denn mit Peter? Ich habe schon eine Weile keinen Kontakt mehr zu ihm.«
»Hat Ihr Mann noch Kontakt zu seinem Bruder?«
»Mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben.«
»Oh, das tut mir leid. Gibt es noch andere Angehörige? War Ihr Schwager verheiratet?«
»Ja, war er. Was ist denn nun mit ihm?«
»Er ist tot.«
Maria Goeken schwieg. Sabine konnte ihren Atem hören.
»Tot? Wirklich?«
»Ja, er wurde
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