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Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi

Titel: Seidenstadtblues - Niederrhein Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Eines Tages flippt er aus. Dann, wenn er keine anderen Mittel mehr hat, dann flippt er aus.«
    »Aber er war kein körperlich aggressiver Mensch?«
    Maria Goeken zuckte mit den Schultern. »Er hat Iris einmal verprügelt, kurz nach der Trennung. Sie hat ihn angezeigt, aber der Staatsanwalt hat die Klage fallen gelassen. Gewalt dieser Art sei normal bei Trennungen, hat er gesagt.«
    »Hat er sich ansonsten öfter geprügelt?«
    »Das weiß ich nicht.« Maria Goeken verzog den Mund.
    Sie lügt, dachte Sabine. Aber warum?
    »Hier ist meine Karte. Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an.« Sabine zögerte kurz. »Vermutlich muss ich Sie noch mal befragen.«
    Maria Goeken nickte. »Kein Problem.«
    Als Sabine das Haus verließ, läutete die Kirchenglocke einmal. Um diese Uhrzeit war die Blumentalstraße kaum befahren. Sabine nahm den Schlüssel aus der Handtasche. Sie drehte sich um, als sie Schritte hinter sich hörte.

DREI
    »Sabine?« Oliver Brackhausen öffnete die Tür zu dem Büro seiner Freundin und Kollegin, doch der Raum war leer. Nachdenklich drehte er sich um. Es roch nach Bohnerwachs. Außer ihm schien nur Volker Müller in der vierten Etage des Polizeipräsidiums zu sein. Volker kam gerade aus der Toilette, seine Haare waren feucht, sein Gesicht glänzte.
    »Hast du hier geschlafen?«, fragte Oliver verblüfft.
    »Ja. Unfreiwillig. Muss wohl über der Akte eingeschlafen sein.« Volker grinste schief.
    »Wo ist Sabine?«
    »Sabine?«
    »Hast du sie heute Nacht gesehen?« Oliver beschlich ein ungutes Gefühl.
    »Ja, klar. Sie war hier und wollte eine Akte anlegen. Ein Todesfall in einer Gartenlaube, glaube ich. Sie muss gegangen sein, während ich schlief. Ich hatte ihr frischen Kaffee versprochen, aber auch den habe ich verpennt.« Volker massierte sich den Nacken. »Aber frischer Kaffee klingt gut.« Er drehte sich um und ging in die kleine Teeküche.
    »Warte!«, rief Oliver ihm hinterher. »Wann genau war das?«
    »Irgendwann nach elf, schätze ich.«
    »Kurz vorher habe ich noch mit ihr telefoniert. Und wo ist sie jetzt?« Aus Olivers Stimme klang Verzweiflung.
    Volker sah ihn an. »Das solltest du doch am besten wissen. Ist sie nicht zu Hause?«
    »Wäre ich dann hier und würde sie suchen?« Jetzt schrie Oliver fast.
    Langsam kam Volker auf ihn zu. »Du machst dir wirklich Sorgen, oder? Was ist denn passiert?«
    »Wir haben telefoniert gestern Abend. Sie wollte nur kurz hierher und ein paar Dinge überprüfen, dann wollte sie nach Hause kommen. Das ist das Letzte, was ich von ihr gehört habe.« Oliver kehrte zu Sabines Büro zurück, setzte sich an ihren Schreibtisch und startete den Computer. Volker Müller blieb in der Tür stehen.
    »Was machst du?«
    »Ich versuche herauszufinden, was sie gemacht hat.«
    »Hast du sie mal angerufen?«
    »Natürlich, du Schlaumeier. Sie geht nicht ans Handy. Entweder es ist ausgeschaltet oder der Akku ist leer.«
    »Bei wem könnte sie denn noch sein, wenn sie nicht zu Hause ist? Bei einer Freundin? Oder ihren Eltern?«
    Oliver blickte hoch, dann nahm er sein Mobiltelefon aus der Jackentasche und tippte eine Nummer ein.
    »Hallo, hier ist Oliver. Ist Sabine bei euch?« Er lauschte, eine steile Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet. »Oh. Hmm. Nein, ich weiß auch nicht, wo sie ist, deshalb rufe ich ja an.« Wieder lauschte er. »Kein Grund zur Sorge, wir haben uns wahrscheinlich nur verpasst. Ich melde mich, sobald ich sie erreicht habe.«
    Er legte auf und kaute an seiner Unterlippe. »Bei ihren Eltern ist sie nicht.«
    »Wenn sie einen Unfall gehabt hätte, wärst du schon informiert worden.«
    »Nein, wäre ich nicht. Wir sind nicht verheiratet und wohnen auch nicht zusammen. Jedenfalls nicht offiziell.« Oliver griff zum Telefon. »Ich werde in der Leitstelle nachfragen.«
    »Na, ich koch dann mal Kaffee.«
    Oliver kam nicht weiter, weder war ein Unfall gemeldet, noch war Sabine in eines der Krankenhäuser eingeliefert worden.
    »Verdammt!« Oliver haute mit der Faust auf den Schreibtisch. Der Becher mit den Kulis und Bleistiften fiel krachend zu Boden. »Sie kann doch nicht vom Erdboden verschwunden sein!«
    »Nimm erst mal einen Kaffee«, sagte Volker und stellte die Tasse auf den Schreibtisch, dann bückte er sich ächzend und hob die Stifte auf. Er zog sich den zweiten Stuhl heran und setzte sich neben Oliver.
    »Hast du schon herausgefunden, was sie letzte Nacht gemacht hat? Wonach sie geschaut hat? Sie wollte eine Akte anlegen

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