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Seidentanz

Seidentanz

Titel: Seidentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federica de Cesco
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beiden Armen.
    »Dann hast du also nichts dagegen.«
    »Ob ich nun dort oder sonstwo bin… Nara wird mein An-kerplatz sein. Ein Hintergrund für andere Dinge. Die Bühnen sind überall gleich. Und mit der Beleuchtung kann man spielen.«
    Er streichelte mein Haar, geistesabwesend.
    »Für mich ist die Arbeit in der Schule keine Dauerbeschäftigung. Im Grunde habe ich das nie gemocht. Ich glaube, ich möchte etwas anderes machen.«
    »Zum Beispiel Schwerter schmieden?«
    »Was sagst du dazu?«
    Ich liebkoste seine nackte Schulter, fühlte die starken Muskeln unter der Haut, glatt und straff wie Seide.
    »Das ist ein besonderer Beruf. Sehr ausgefallen. Schick und snobistisch obendrein. Und irgendwie bewundernswert. Du hast ja Vorbilder.«
    »Stimmt. Ich wollte nur hören, wie du darüber denkst. Also gut. Ich werde keinen Unterricht mehr geben. Die Schule ist nicht sehr wichtig, ne?«
    »Nein.«
    »Es gibt Dinge, die wichtiger sind, ne?«
    »Das meine ich auch.«
    »Es ist wohl ratsam, daß ich kündige.«
    »Du kannst nicht unterrichten, wenn du nur mich im Kopf hast. Das ist doch unanständig.«
    Er rieb sein Gesicht an meinem Hals.
    »Warum ich immer bei dir sein will, weiß ich inzwischen.
    Für Menschen, die ihre eigenen Vorstellungen haben, ist das Leben noch schwieriger. Sie leben eigentlich nicht ihrer Natur entsprechend. Ich brauche keine Affären, sondern Willenslen-kung, Suggestion. Ein blindes Vertrauen, wenn es kein besseres Wort dafür gibt. Ich bin nicht praktisch veranlagt.«
    »Glaub bloß nicht, daß ich den Lauf der Dinge beeinflussen kann.«
    »Nein, aber mich. Ich habe nicht gewußt, daß man so vollständig wieder heimkehren kann. Ich fühle mich hier so fest verwurzelt wie früher. Aber viele Dinge sind inzwischen geschehen. Zunächst habe ich gelitten, weit mehr als ich geglaubt hatte. Hast du oft geweint, als Kind?«
    »Selten. Ich war schon immer halsstarrig und vermessen.
    Ruth weint niemals, außer im Zorn, sagte Lea von mir.«
    Er nahm meine Hand, bog die Finger nach außen und küßte sanft und lange die heiße Innenfläche.
    »Wenn du bei mir bist, muß ich mein Bestes geben, mir selbst treu bleiben. Nicht, weil du mir etwas vorhalten würdest, nein, sondern weil ich definitiv eine schlechte Meinung von mir haben würde. Deswegen kann ich dich nicht mehr von mir fortlassen. Ich will mich – auf diese oder andere Weise – dir gegenüber verpflichtet fühlen. Das ist wesentlich für mich.«
    Ich bog den Kopf in den Nacken; seine Lippen wanderten über meinen Hals, genau dort, wo die Ader schlug. Behutsam zerrte er die Decke unter meiner Seite hervor, schmiegte sich eng an mich. Die Augen geschlossen, fuhr ich, mit gespreizten Fingern, durch sein Haar. Es fühlte sich jung und weich an und duftete nach Zitrone, weil wir das gleiche Shampoo benutzten.

Ich sprach leise, dicht an seinem Mund.
    »Für mich ist das auch so. Dieses Gefühl, meine ich, daß ich mich dir gegenüber verpflichtet fühle. Es gehört wohl dazu…«
    Er schwieg, und ich lachte leise auf.
    »Weißt du, ich konnte früher Verpflichtungen nicht ausstehen. Ich glaube, ich war nicht einmal hilfsbereit.«
    »Ich auch nicht. Gegenseitige Abhängigkeiten waren mir zuwider. Ich pfiff auf das japanische Ordnungsprinzip, wollte keine Geborgenheit beanspruchen. Aber du verstehst es, mich zu beeinflussen.«
    »Du sollst nie irgend etwas nur mir zu Gefallen tun. Das wä-
    re mir nämlich nicht recht, weißt du… «
    »Nein. Du hast als Katalysator gewirkt und meine Zweifel in Gewißheit verwandelt. Warum, das kann ich dir nicht sagen.
    Ich müßte darüber nachdenken…«
    Er umfing meine Brüste mit beiden Händen, rieb seinen Mund an den Spitzen, leckte ganz leicht mit der Zunge darüber.
    Mein Atem flog. Ich krallte meine Finger in seinen Rücken.
    »Es gibt keine Erklärungen, glaube ich, für Gefühle dieser Art… «
    »Das glaube ich auch«, sagte er kehlig.
    Er nahm mich in die Arme, rollte sich auf mich, bedeckte mich ganz mit seinem Körper. Ich dehnte mich, wie unter einer Decke, stöhnend vor Lust. Die Uhr auf dem kleinen Tisch tickte. Bald zwei. Wir waren nicht müde.
    40. Kapitel
    Z wei Tage später, kurz vor Mittag, hörte ich ein Geräusch auf der Außentreppe, sah eine Bewegung durch das Küchenfenster. Durch den Spalt, zwischen Tür und Fußboden, fiel ein Schatten. Ich öffnete. Naomi stand vor mir, das Haar vom hei-
    ßen Wind zerzaust. Sie trug Jeans, eine weiße Bluse. Keine Schminke. Zum ersten Mal zeigte

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