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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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verriet, dass beide das Gleiche dachten: Schlief? Sturzbetrunken ist wahrscheinlicher.
    „Und nachdem er das Mädchen umgebracht hatte, hat er den Wagen zurückgebracht?“ O’Malley gab sich keine Mühe, seinen Hohn zu verbergen.
    „Es wäre möglich“, beharrte Desiree, erhielt zur Antwort jedoch nur ein verächtliches Schnauben.
    Weitere Fragen folgten. Über die Leiche, die in der Nacht zuvor gefunden worden war – die Leiche einer Prostituierten, die in der Nacht der Weihnachtstour zum letzten Mal lebend gesehen worden war. In jener Nacht, in der Roman und Desiree sich zum ersten Mal geliebt hatten.
    Einige der Fragen waren pure Routine, andere persönlicherer Natur. Unglücklicherweise jedoch schienen fast alle Hinweise auf Roman zu deuten.
    Als das Verhör eine gute Stunde später endete, ignorierte Desiree Romans Protest und begleitete O’Malley hinaus zu seinem Wagen.
    „Es ist mir unverständlich, dass du Roman so etwas zutraust!“, sagte sie empört.
    „Wenn ich wirklich glaubte, dass er schuldig ist, würde ich ihn auf der Stelle einsperren, damit du nicht als sein nächstes Opfer endest.“
    „Das ist ja lächerlich. Roman würde mir niemals etwas antun. Im Übrigen habe ich mit dem Vergewaltiger telefoniert, falls du das vergessen haben solltest. Seine Stimme war Romans überhaupt nicht ähnlich.“
    „Stimmen lassen sich verstellen. Und wenn du mit dem Kerl an dem angezapften Apparat gesprochen hättest, könnten wir sie analysieren lassen.“ Zum ersten Mal zeigte sich O’Malleys Ärger über die vertrackte Lage. „Aber im Moment können wir nur mit den Hinweisen arbeiten, die wir haben. Und so unappetitlich es dir auch erscheinen mag, sie weisen leider alle auf deinen Geliebten hin.“
    „Ist es das?“, entgegnete sie hitzig. „Bist du eifersüchtig?“
    „Himmel, nein.“ Während sie ihn mit wütenden Blicken maß, zuckte er die Schultern. „Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber nur weil es mir nicht passt, dass Falconer mit dir schläft, werde ich ihn noch lange nicht ungerechtfertigterweise eines Mords verdächtigen.“ Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Tasche. „Sieh dir das an.“
    Desiree entfaltete es und starrte auf eine Zeichnung. „Was ist das?“, fragte sie, während ihr Zorn in Bestürzung umschlug.
    „Das Phantombild des Mannes, der dir die Rosen schickte – die gleichen Rosen, die er bei seinen Opfern zurückgelassen hat. Wir haben das Bild heute Morgen der Presse übergeben.“
    Die Zeichnung war überraschend genau und hätte ein Foto von Roman sein können, dachte Desiree verstört.
    „Er ist es“, beharrte O’Malley, als sie kein Wort sagte. „Und glaub mir, Desiree, wenn Falconer nicht über solch gute Beziehungen verfügte, säße er jetzt schon hinter Gittern.“
    „Er war es nicht!“
    „Ich frage mich, ob du das auch sagen würdest, wenn du nicht mit ihm liiert wärst.“
    „Ich bin nicht mit ihm ‚liiert‘.“ Sie faltete das Blatt zusammen und steckte es in die Tasche ihres Morgenrocks. „Ich liebe ihn.“
    O’Malleys Fluch war kurz und ausdrucksvoll. „Das hatte ich befürchtet.“ Er maß sie mit einem langen Blick. „Du erinnerst dich an die Nummer meines Funkempfangsgeräts?“
    „Selbstverständlich.“
    „Wirst du mir einen Gefallen tun?“
    „Wenn es möglich ist.“
    „Versuch mit dem Kopf zu denken und nicht mit deinem Herzen. Und beim geringsten Verdacht, du könntest in Gefahr sein, rufst du mich an, ja?“
    Als sie in sein besorgtes Gesicht aufschaute, fühlte Desiree sich auf schreckliche Weise hin- und hergerissen zwischen dem Mann, den sie einst verzweifelt hatte lieben wollen, und dem Mann, in den sie sich verliebt hatte, obwohl sie verzweifelt bemüht gewesen war, es nicht zu tun. „Roman würde mir niemals etwas antun“, wiederholte sie stur.
    O’Malley strich ihr über die Wange. „Ich hoffe, dass du recht behältst.“ Nach einem letzten Blick, der Sorge und Frustration verriet, wandte er sich ab und ging zu seinem Wagen.
    Desiree wartete, bis er abgefahren war, bevor sie seufzend ins Haus zurückkehrte.
    Roman stand am Fenster. Er musste O’Malleys liebevolle Geste gesehen haben. „Er macht sich Sorgen um mich“, sagte sie zur Erklärung.
    „Er ist nicht der Einzige.“ Roman steckte die Hände in die Hosentaschen, um Desiree nicht an sich zu ziehen und zu lieben, bis sie beide vergaßen, dass sie nicht allein waren. Doch leider stand der Vergewaltiger von Beginn an zwischen ihnen

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