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Seidig wie der Tod

Seidig wie der Tod

Titel: Seidig wie der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Ross
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    „Es ist besser, wenn ich gehe.“
    Das Endgültige in seinem Ton alarmierte Desiree. „Du meinst damit nicht nur jetzt, nicht wahr?“
    Es überraschte ihn nicht, dass sie ihn durchschaute. Ihre Intelligenz war einer der vielen Gründe, aus denen er sich in sie verliebt hatte. „Nein.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Es hätte keinen Sinn.“
    „Nicht, wenn wir es nicht versuchen“, stimmte sie mit einer Ruhe zu, die sie nicht empfand. Drei Wochen lang hatte sie sich eingeredet, dass eine Beziehung zu diesem Mann unmöglich wäre. Und jetzt erschien es ihr unmöglich, sich ein Leben ohne ihn vorzustellen.
    Sie ging zu ihm hinüber. „Eine Frage, Roman.“
    Er ahnte, was sie beschäftigte. „Ich war es nicht.“
    „Das weiß ich.“ Ein Lächeln huschte über ihre besorgten Züge. „Aber ich bin mir nicht ganz so sicher, ob es wahr war, was du mir vorhin sagtest.“ Nervös hielt sie inne. „Dass du mich liebst.“
    Roman wusste, dass er jetzt besser gelogen hätte. Aber als er in ihr schönes Gesicht schaute, durchzuckten ihn ein Dutzend widersprüchlicher Gefühle. „Ich habe nie etwas Wahreres gesagt in meinem Leben.“
    Trotz des Ernsts der Lage breitete sich eine wohlige, goldene Wärme in ihr aus. „Nun, dann …“ Sie legte ihre Hand auf seine Brust und freute sich, als sein Herz gleich schneller pochte. „Da du mich liebst …“ – sie küsste sein Kinn – „und ich dich liebe …“ – sie küsste seine Lippen – „könnten wir doch eigentlich ins Bett zurückgehen und uns lieben. Und später“, flüsterte sie an seinen Lippen, „können wir Pläne schmieden. Was hältst du von einer Neujahrshochzeit?“
    „Hochzeit?“, fragte er geistesabwesend, während er seine Hand unter ihren Morgenmantel schob.
    Sie drängte sich ihm entgegen, ihr leiser Seufzer vertiefte sich zu einem Stöhnen. „Das wäre das Beste, glaube ich. Für die Kinder.“
    Roman hätte nicht gedacht, dass es noch etwas gab, was ihn überraschen konnte. „Kinder?“, fragte er. „Bist du …“
    „Noch nicht.“ Sie schlang die Arme um ihn und lachte. „Aber nach allem, was ich heute mit dir vorhabe, Roman Falconer, würde es mich sehr erstaunen, wenn ich heute Abend nicht dein Kind unter dem Herzen trüge.“
    Sein Kind. Der Gedanke war verlockend.
    Er hob Desiree auf seine Arme. „Weißt du“, sagte er, als er sie zum Bett trug, „ich habe mir früher immer einen Bruder oder eine Schwester gewünscht.“
    „Ich mir auch.“ Trotz O’Malleys ernüchterndem Erscheinen fühlte Desiree sich wie beschwipst.
    „Wenn das so ist, wäre es unfair, wenn wir uns mit einem Kind begnügen würden.“
    „Richtig. Meine Tante Evangeline hatte acht. Und ihr Haus war immer voller Lärm und Gelächter.“ Leise Trauer schlich sich in ihre Stimme.
    Roman, der es hörte, küsste ihre Schläfen, ihre Wangen, ihre Augenlider. „Wenn wir acht wollen, sollten wir lieber gleich beginnen.“
    Desiree war glücklich, weil er es verstand, die Wolken zu vertreiben. Sie liebte ihn. „Ich glaube“, sagte sie, während sie sein Hemd aufknöpfte, „das war von Anfang an mein Reden.“
    Sie liebten sich mit einer Zärtlichkeit, die Desiree zum Weinen brachte. Nachdem Roman ihre Tränen fortgeküsst hatte, zog er sie an sich, und sie schliefen ein, holten den Schlaf auf, den sie in der Nacht zuvor verpasst hatten.
    Als sie wieder aufwachten, war die Sonne bereits untergegangen, und im Zimmer herrschte Dunkelheit. „Es ist fast Weihnachten“, murmelte Desiree an Romans Brust. „Möchtest du, dass wir heute Abend die Geschenke austauschen? Oder lieber morgen früh?“
    Sie waren zum Weihnachtsbrunch bei seinen Eltern eingeladen. Die warme Herzlichkeit, mit der Desiree dort aufgenommen worden war, in Verbindung mit den Gefühlen, die bei dem sehr erfreulichen Lunch mit seiner Mutter aufgekommen waren, hatten Desiree in ihrem Entschluss bestärkt, wieder Kontakt zur Familie ihres Vaters aufzunehmen.
    „Ich habe bereits alle Geschenke, die ich mir je wünschen könnte.“ Er legte die Hand auf ihren flachen Bauch und dachte an sein Kind, das vielleicht schon darin wuchs.
    „Ach Gott“, beschwerte sie sich scherzhaft, „was soll ich dann mit der Krawatte und den Socken machen, die ich dir gekauft habe?“ In Wirklichkeit hatte sie eine ledergebundene Erstausgabe von Poes Kurzgeschichten für ihn aufgetrieben.
    „Die Socken können wir umtauschen. Und die Krawatte … dafür werden wir bestimmt eine Verwendung

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