Seifenblasen kuesst man nicht

es war. Laura, nicht? – Du hast sie doch Laura genannt?« Die Frage ging an Coralie, der bei so viel Frechheit die Spucke wegblieb.
    Â»Du hältst die Klappe, klar?«, fauchte sie.
    Â»Nur für mein Autogramm. Hope to see you again …«
    Damit schlüpfte Mel hinaus auf den Gang.
    Langsam, ganz langsam ging Laura zum Waschbecken und drehte den Hahn auf. »Das ist das Ende«, sagte sie mit Grabesstimme und meinte es auch so.
    Â»Ein Manga zum Valentinstag?« Das hatte Coralie noch gar nicht gewusst. Bis jetzt hatte sie Lauras Schwärmerei nicht sehr ernst genommen. Aber wenn das schon so lange lief und sie ihm sogar heimlich was gezeichnet und geschenkt hatte … in der Hoffnung, dass Jimi nie erfahren würde, von wem das Geschenk gekommen war.
    Â»Ich wechsele die Schule. Ach Quatsch, die Stadt. Das Land. Ich wandere aus.« Laura schöpfte kaltes Wasser mit den Händen und ließ es sich übers Gesicht laufen. Ihre Wangen waren knallrot. »Sie platzt doch schon vor Freude, Jimi alles zu stecken. Erinnerst du dich noch, wie wir in dem Alter waren? Klatschsüchtig, kindisch, hinterhältig …«
    Â»â€¦ und korrumpierbar.« Coralie stellte sich neben ihre Freundin und reichte ihr ein Papiertaschentuch nach dem anderen, so lange, bis Laura einigermaßen trocken war. »Sie kriegt ihr Autogramm. Von mir aus sogar mit einem Kiss you all over oder was sie sonst noch erträumt.«
    Â»Wie soll das denn gehen? Wir sehen Casper doch höchstens aus der Ferne.«
    Coralie grinste. »Wer sagt denn, dass er alles selbst geschrieben haben muss?«

13.
    Schon von weitem strahlten die Laserkanonen ihr Licht in den Abendhimmel über Berlin. Hunderte von Menschen standen hinter den Samtkordeln, mit denen man den roten Teppich abgesperrt hatte. Wachmänner hatten alle Hände voll zu tun, kreischende Teenager davon abzuhalten, sich auf eine riesige Pappfigur zu stürzen: Casper Kendall mit Knarre und Diamanten.
    Â»Wow«, flüsterte Laura, als sie aus dem Bus gestiegen waren und auf der anderen Straßenseite warteten, bis der Verkehr weiter vorne von roten Ampeln gestoppt wurde. »Das ist ja wie bei der Oscar-Verleihung!«
    Limousinen fuhren vor, wurden herangewunken, und Männer in dunklen Anzügen und blütenweißen Handschuhen öffneten die Türen. Mindestens eine halbe Hundertschaft Fotografen und Kamerateams hatte sich vor einer Stellwand aufgebaut. Die Leute aus den Limousinen blieben davor stehen, lächelten, winkten und ließen sich vom Blitzlichtgewitter nicht im Mindesten beeindrucken. Die Rufe der Fotografen und das Klicken der Kameras drangen bis zu den beiden Mädchen auf der anderen Seite der vierspurigen Straße hinüber.
    Â»Meinst du, er ist schon da?«, fragte Laura aufgeregt.
    Coralie schüttelte den Kopf. Fast wäre sie im Bus eingeschlafen, aber jetzt war sie hellwach. »Die Megastars kommen erst ganz zum Schluss. Zumindest war das bei Tom Cruise so.«
    Â»Du warst bei Tom Cruise?« Laura hob missbilligend die Augenbrauen.
    Â»In Rock of Ages , ja. Der beste Musikfilm aller Zeiten. Ist das Kostja Ullmann?«
    Lauras Antwort ging unter im Kreischen von Hunderten Kehlen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, konnte aber, weil sie kleiner war als Coralie, erst recht nichts erkennen. »Keine Ahnung. Wollen wir?«
    Â»Hast du die Einladung?«
    Â»Das fragst du mich jetzt schon zum zehnten Mal. Ja. Bitte sehr.«
    Laura wühlte in ihrem Teletubbie-Beutel. Lala war einmal einer ihrer Lieblinge gewesen, und da sie sich weder von ihm trennen noch weiter mit ihm kuscheln wollte, hatte sie kurzerhand mit einer beherzten Operation die Füllwatte entfernt, zwei alte Vorhangkordeln angenäht und die schlaffe Hülle zur Tasche erklärt. Lala sah zwar irgendwie von zwei Seiten erhängt aus, aber Laura fand das witzig.
    Â»Ja was?«, fragte Coralie ungeduldig, als Laura nicht fand, was sie suchte.
    Â»Sie muss doch da sein. Ich hab sie erst vorhin in der Hand gehabt!«
    Â»Laura!«
    Â»Da!« Triumphierend zog ihre Freundin die Karte aus Lalas Bauch.
    Laura hatte sich zur Feier des Tages besondere Mühe mit ihrem Outfit gegeben. Und das hieß: ein glitzerndes Paillettentop ohne Ärmel, umfunktioniert zum Minirock, dazu Holzclogs, die sie noch am Nachmittag türkisblau lackiert hatte, und ein schlichtes weißes T-Shirt. Das allerdings war über und über