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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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mit Schleifen aus Geschenkband verziert, die sie mit Sicherheitsnadeln angeheftet hatte. Außerdem trug sie einen Haarreif mit Katzenohren.
    Da Coralie wusste, dass man neben Laura outfitmäßig nur verlieren konnte, hatte sie sich für eine Jeans, ein Spaghettiträgertop und Marions schwarze Lederjacke entschieden, die ihr nur unter harten Auflagen und heiligen Schwüren überlassen worden war. Die Haare trug sie offen, und sie hatte ihre Mutter beim Styling zur Verzweiflung gebracht, weil ihre Locken selbst unter Zuhilfenahme des Glätteisens immer wieder eigenwillig in ihre Form zurücksprangen. Schließlich hatte Coralie es aufgegeben und sich stattdessen dem Make-up gewidmet: Mascara kiloweise, Lidstrich, Lippenstift und Rouge. Beim letzten Blick in den Spiegel war sie ein wenig erschrocken. Das bin ich?, hatte sie gedacht. Eine fremde, junge Frau hatte ihr entgegengeblickt. Schmales Gesicht, riesige Augen, betonte Wangenknochen. Sie fühlte sich älter, erwachsener. Genauso, wie ihr diese Rolle gefiel, genauso verunsicherte sie sie auch.
    Lauras Make-up musste man nicht mehr kommentieren. Sie sah aus, als hätte sie sich ihr eigenes Manga ins Gesicht gemalt. Klitzekleines Mündchen, riesige Augen und kreisrundes Rouge in Pink.
    Â»Also dann.« Laura packte Coralie am Arm und rannte mit ihr über die Straße.
    Auf der anderen Seite machten die Leute ihnen Platz, als wäre es ganz selbstverständlich, dass dieser bunte Luftballon zu den Stars und nicht zu den Wartenden gehörte. Aber Laura trug die Einladung auch vor sich her wie der Messdiener den Weihrauch.
    Am Anfang des roten Teppichs standen zwei Sicherheitsleute und checkten erst einmal, ob man nicht versuchte, sich mit einem Fake hereinzuschmuggeln. Mit einem knappen Nicken wurden Coralie und Laura weitergewiesen an einen Counter. Ein Dutzend bildhübsche Hostessen reichte den Gästen entweder ein silbernes oder ein goldenes VIP -Bändchen. Laura und Coralie bekamen ein goldenes. Dann durften sie zum Kino.
    Â»Kneif mich«, flüsterte Laura und hängte sich bei ihrer Freundin ein. »Wer hier schon alles gegangen ist … Hallo!«
    Eine kreischende Meute, wohl ein Ableger von Maries Uuuuh-Club, winkte ihnen zu.
    Â»Ein Autogramm!«, schrie ein Mädchen, keine zwölf Jahre alt.
    Â»Aber ich bin doch gar nicht berühmt!«, schrie Laura zurück. Überall blitzen Fotoapparate und Handy-Kameras. Am Eingang warteten schon Kamerateams.
    Â»Mach doch nichts!« Das Mädchen kippte fast über die Absperrung vor Begeisterung.
    Mit einem Schulterzucken machte Laura sich los und lief zu ihr hin. Sofort wurden ihr mehrere Notizblöcke und Papierblätter entgegengehalten. Laura kritzelte auf jeden ein kleines Manga – Coralie sah ihr über die Schulter und erkannte die Karikatur von Casper Kendall, in seinem Irreversibler unterwegs ins nächste Sonnensystem. Die kleine Göre fiel fast in Ohnmacht vor Aufregung.
    Â»Ist das cool! Wer bist du?«
    Â»Laura. Einfach nur Laura. In zehn Jahren kriegst du dafür eine Million.«
    Sie reihten sich wieder ein in die Schlange der Gäste, die nicht abriss.
    Â»Eine Million was?«, fragte Coralie. »Reißzwecken? Haustaubmilben?«
    Laura streckte ihr die Zunge heraus. Sie hatte die Schmach vom Mädchenklo einigermaßen verkraftet, auch wenn Coralie den ganzen Vormittag gebraucht hatte, um sie dazu zu bewegen, das Schulgebäude zu verlassen. Laura hatte befürchtet, Jimi draußen zu begegnen.
    Nun aber war sie wieder ganz in ihrem Element. »Da vorne!«, rief sie und deutete in die Menge, die sich vor dem Kinoeingang staute, weil Reporter ständig irgendjemanden herauspickten und mitten auf dem Teppich befragen mussten. »Da ist Marie!«
    Marie stand neben einem älteren Mann, der ihr Vater sein musste, und sah nicht sehr glücklich aus. Als sie ihre Klassenkameradinnen erkannte, rang sie sich ein schnelles Lächeln ab.
    Â»Hi. Schön, dass ihr da seid.«
    Coralie wechselte einen schnellen Blick mit Laura. Das klingt aber ganz anders, sollte er heißen.
    Â»Wo sind denn die anderen?«, fragte sie.
    Â»Schon drinnen.«
    Â»Ah ja. Na dann. Viel Spaß.«
    Es gelang Coralie, sich an einem Tatort-Kommissar und einem bekannten Talkmaster vorbeizuschummeln, ohne von den Kameras erfasst zu werden, wie sie hoffte. Drinnen ging es mit Rolltreppen hinab in den Keller, und als sie unten

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