Sein Anteil
trat ein und fand sich mitten in einer kleinen Küche wieder.
»Du musst noch ein paar Stufen nehmen. Dann hast du es geschafft.«
Tatsächlich, vor ihm waren zwei weitere Stufen, nach denen Willem in einem kleinen, aber geschmackvollen Zimmer stand. Weiße Wände, heller Teppich, ein weißer Loom-Chair, eine hellbeige Couch, die über und über mit kleinen Kissen bedeckt war – ein durch und durch behagliches Zimmer. Die Vorhänge trugen ein dezentes Blumenmuster, dasselbe wie das der Kissen. Ein kleiner weißer Tisch vor der Couch drohte unter der Last von Modezeitschriften zusammenzubrechen. Einen Winkel verdeckte ein Paravent, den ein Landschaftsbild, vermutlich ein Motiv von Claude Lorrain, schmückte. Auf einem kleinen, mit Taschenbüchern voll gestopften Regal stand eine Vase mit einem riesigen bunten Blumenstrauß. Der ganze Raum hatte eindeutig eine weibliche Note. Willem hatte Pia so viel Geschmack gar nicht zugetraut.
»Wenn du was trinken willst, bedien dich in der Küche! Sonst setz dich einfach auf die Couch!«
Er nahm Platz und schaute in die andere Hälfte des Zimmers, das durch kleine Mauervorsprünge links und rechts optisch wie ein zweiter Raum wirkte. Es war das Schlafzimmer, in dem Pia splitternackt vor einem weit geöffneten weißen Kleiderschrank stand.
»Ich bin noch nicht fertig. Entschuldigung. Ich hoffe, es stört dich nicht.«
»Aber überhaupt nicht. Nimm dir alle Zeit der Welt«, sagte Willem genüsslich.
Pia lachte.
»Gefall ich dir? Findest du nicht, ich bin zu dick geworden?«
Willem betrachtete ausgiebig ihren kleinen runden Frauenkörper. Nein, er hatte nichts auszusetzen.
Pia drehte sich um. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ihr Haar kurz geschnitten hatte. Ihr schwarzes Haar, das ihr früher wellig und mit einem leichten kastanienbraunen Schimmer auf die Schultern fiel, hatte er immer an Pia besonders gemocht. Im Club hatte er die Veränderung nicht bemerkt, wegen der roten Perücke. Sie hatte sich überhaupt verändert. Ihr Gesicht war härter geworden. Die junge Mädchenblüte war vorüber.
Sie trug in jeder Hand ein Kleid, trippelte wie eine Balletttänzerin auf den Zehenspitzen zu ihm herüber und baute sich direkt vor ihm auf.
»Sag, welches soll ich anziehen?«
Sie hielt die beiden Kleider hoch, immer noch völlig nackt. Willem streckte die Hand aus, zog sie zu sich herunter, und Pia setzte sich auf seinen Schoß. Ohne die Kleider loszulassen, umarmte und küsste sie ihn. Willem ließ seine Hände über ihren samtweichen Körper gleiten. Dann sprang Pia plötzlich auf.
»Nun, sag doch mal, welches Kleid soll ich anziehen? Wir wollen ja nicht den ganzen Abend auf dem Sofa herumknutschen.«
»Nimm das rote«, sagte Willem, nur um etwas zu sagen.
Er wusste nie, was in Pia gerade vorging. Hätte er jetzt gerne mit ihr geschlafen? Vielleicht. Aber so war es besser. Willem wollte sie schließlich zu seiner Komplizin machen und nicht zu seiner Geliebten.
Sie ließen den Wagen stehen. In Soho wäre sowieso kein Parkplatz zu finden. Zudem war es immer noch mild und der Weg nicht mehr als ein halbstündiger Spaziergang. Ganz im Gegensatz zu Pias Wohngegend war Soho voller Leben. Wie jeden Sonntag bevölkerten vor allem chinesische Großfamilien die China-Restaurants. Aber Pia und Willem hatten Glück. Im »Fung Shing« in der Lisle Street war noch ein kleiner Tisch frei.
Pia wählte Crispy Duck als Vorspeise und Sizzly Spicy Prawns als Hauptgericht, Willem schloss sich an. Dazu bestellten sie eine Flasche Gavi.
Pia erklärte ihm die Gepflogenheiten im Club. Die Mädchen waren nicht fest angestellt, sondern hatten nur die Erlaubnis des Inhabers, den Club zu betreten. In der Regel suchten sich die Männer, von denen Pia als den Gästen sprach, das Mädchen, das sie wollten, an der Bar aus. Man setzte sich hin und trank etwas. Die Mädchen mussten Champagner bestellen, den die Männer zahlten. Damit verdiente der Club sein Geld. Die Mädchen lebten allein vom Trinkgeld. Fünfzig Pfund musste ein Gast mindestens hinlegen, damit sich ein Mädchen zu ihm setzte. Die Getränke gingen extra. Die meisten Gäste gaben sich großzügig. Manche, die am Tag ein erfolgreiches Geschäft abgeschlossen hatten, steckten den Mädchen auch mal ein paar Hundert Pfund zu. Natürlich wurden sie auch gefragt, ob sie mit ins Hotel kämen. Darüber entschieden allein die Mädchen. Der Club hatte damit nichts zu tun. Er profitierte nur indirekt von ihrer Verfügbarkeit.
Einige gingen mit
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