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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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einen der Landrover kriechen und dann seine Waffe auf sie richten. Dann würde er »Hallo« sagen.
    »Hallo.«
    Die Stimme hinter ihm, über ihm. Eine Frauenstimme, hörbar amüsiert, und das zu Recht. Er rollte sich herum und sah zu ihr auf, zu der Pistole, die sie auf ihn richtete. Mit der anderen Hand hielt sie seinen Rucksack. Sie machte ein missbilligendes Geräusch und schüttelte den Kopf.
    »Spuren«, sagte sie. Sie meinte den Rucksack. Er hatte keinen Versuch unternommen, ihn zu verstecken. Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, ein Männerchronometer mit Stoppuhrfunktion.
    »Sechsunddreißig Stunden und drei Minuten«, sagte sie. »Um ein Haar hättest du es nicht geschafft.«
    Sie waren so nah an den Geländewagen, dass man ihre Stimme hörte. Die Männer in Tarnanzügen kamen zum Heck der Landrover, um zu sehen, was los war. Er stand auf, sah sie an und identifizierte den Schokoladenesser.
    »Spuren«, sagte er und warf das Stanniolkügelchen. Es landete im Blechbecher des jungen Mannes und tanzte im Tee herum. Ehe nicht alle zum Lager zurückgekehrt waren, konnten sie nicht aufbrechen. Schließlich kamen die letzten Nachzügler angehumpelt. Einer von ihnen, der Autohändler, hatte sich den Knöchel verstaucht und wurde von zwei Freunden gestützt, von denen einer – ein Sportlehrer – üble Blasen an den Füßen hatte: Das kam eben davon, wenn man zu quasi neuen Stiefeln die falschen Socken trug.
    »Ich glaub, ich hab mir’ne Lungenentzündung geholt«, sagte der mit den Blasen. Er schaute den Mann an, den sie während der letzten anderthalb Tage zu fangen versucht hatten. Zehn gegen einen, in einem Areal von fünfzehn Quadratkilometern, das er für die Dauer der Übung nicht hatte verlassen dürfen. Er war dabei, sein Koppel mit der Einsatzausrüstung abzuschnallen – immer das Letzte, was er ablegte. Sein Survivalkit bestand aus Messer, Kompass, Erste-Hilfe-Kasten, Feldflasche und mehreren Tafeln Schokolade. Der Sportlehrer humpelte auf ihn zu und berührte seinen Arm, dann seine Brust.
    »Wie kommt’s, dass Sie nicht nass sind?« Er klang geradezu beleidigt. »Da draußen gibt es nichts, wo man sich unterstellen könnte, nicht mal einen beschissenen Baum. Haben Sie gemogelt, Reeve?«
    Gordon Reeve starrte den Mann an. »Ich habe es nicht nötig zu mogeln, Mr. Matthews.« Er sah die übrigen Männer an. »Jemand eine Ahnung, wie ich meine Sachen trocken gehalten habe?« Niemand sagte etwas. »Probieren Sie’s doch mal mit einem bisschen lateralem Denken. Wie erreicht man, dass die Kleidung trocken bleibt, wenn man nichts hat, womit man sie abdecken könnte?« Immer noch keine Antwort. Reeve sah seine Frau an. »Sag du es ihnen, Joan.«
    Sie hatte seinen Rucksack gegen einen Landrover gelehnt und sich darauf gesetzt. Sie lächelte Reeve an. »Man zieht sie aus«, sagte sie.
    Reeve nickte den Männern zu. »Man zieht die Sachen aus und steckt sie in den Rucksack. Man lässt den Regen machen, und wenn er fertig ist, wird man schnell von selbst trocken und zieht dann die schön trockenen Sachen wieder an. Auf die Art ist man eine Zeitlang nass, friert und fühlt sich beschissen, aber anschließend ist man trocken. Noch eine letzte Lektion gelernt, Gentlemen.« Er hob einen Becher vom Boden auf und goss sich Tee ein. »Ach, und eh ich’s vergesse – Sie waren scheiße da draußen. Absolut, total scheiße.«
     
    Zur Manöverkritik fuhren sie zurück zum Haus. Die Reeves hatten den Stall ausgebaut; hier befanden sich ein Duschraum mit zwölf Brauseköpfen, ein Umkleideraum mit Metallschränken, in denen jeder Teilnehmer seine Zivilkleidung einschließen konnte, und die sonstigen Dinge des Lebens, das er für zweiundsiebzig Stunden hinter sich ließ; außerdem gab es einen gut ausgestatteten Trainingsraum und einen kleinen Konferenzraum.
    Der Konferenzraum war der Ort, an dem Reeve den größten Teil der Vorbereitungsstunden abhielt. Nicht das, was unter das Stichwort »Körpertraining« fiel – das fand im Fitnessraum oder draußen auf dem Hof und in der weiteren Umgebung des Hauses statt -, aber alle übrigen Lektionen. Dafür gab es einen Videorecorder samt Monitor, verschiedene Tafeln, Wandkarten und Diagramme, einen großen ovalen Tisch und ein gutes Dutzend verstellbare Stühle. Aschenbecher gab es keine; im Haus war Rauchen nicht gestattet. Rauchen, das schärfte Reeve jedem neuen Schwung an Kursteilnehmern ein, war schlecht für die Gesundheit. Er dachte dabei nicht an Lungenkrebs; er

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