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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dachte an die Spuren, die man dabei hinterließ.
    Nachdem sie geduscht hatten, zogen die Männer wieder ihre Zivilkleidung an und versammelten sich im Konferenzraum. Auf dem Tisch stand eine Flasche Whisky, aber keiner von ihnen würde bis nach der Manöverkritik auch nur einen Tropfen davon zu riechen bekommen – und auch dann würde es nur ein Glas pro Kopf geben, da die meisten von ihnen nach dem Abendessen heimfuhren. Joan Reeve war in der Küche und vergewisserte sich, dass das Essen im Ofen fertig wurde. Allan hatte inzwischen wohl den Tisch gedeckt und anschließend den taktischen Rückzug in sein Zimmer angetreten, wo er ein weiteres Computerspiel spielte.
    Als alle saßen, stand Gordon Reeve auf und ging an die Tafel. Mit hellgrüner Kreide schrieb er siebenmal den Buchstaben V darauf. »Die sieben V, meine Herren. Nicht die sieben Zwerge, nicht die Glorreichen Sieben und auch nicht die sieben Jupitermonde. Ich weiß nicht, wie die sieben Zwerge heißen, ich weiß nicht, wie die Glorreichen Sieben heißen, und von den Jupitermonden wüsste ich ums Verrecken nicht zu sagen, ob es überhaupt sieben sind. Aber die sieben V kann ich Ihnen nennen. Wie steht’s mit Ihnen ?«
    Sie rutschten auf ihren Stühlen herum und machten ein paar Vorschläge. Jedes Mal, wenn ein Wort stimmte, schrieb Reeve es an die Tafel.
    »Vorbereitung«, sagte er und schrieb es auf. »Vorgehen … Versagen …« Als er merkte, dass sie nicht weiterkamen, wandte er sich von der Tafel ab. »Vernünftige Vorbereitung und vorausschauende Vorgehensweise verhindern vollständiges Versagen. Und heute könnte ich Ihnen noch ein O draufgeben: Organisation. Sie haben sich da draußen wie ein kopfloser Sauhaufen aufgeführt. Selbst ein barfüßiger, blind geborener Pfadfinder wäre Ihnen in diesen letzten sechsunddreißig Stunden problemlos entwischt. Ein Elefant auf der Suche nach dem Friedhof wäre unbemerkt an Ihnen vorbeigestampft. Die britische Reiter-Equipe samt dazugehörigen Gäulen hätte eine Wildwest-Show rings um Ihr Lagerfeuer aufführen können, ohne dass Sie was mitgekriegt hätten. Wir werden uns jetzt also im Einzelnen ansehen, was genau so katastrophal in die Hose gegangen ist.«
    Sie tauschten traurige Blicke; seine Gefangenen. Das Abendessen würde noch lange, lange warten müssen …
     
    Nach dem Essen und den Verabschiedungen, und nachdem er sie alle zu ihren Autos begleitet und sie mit einem Winken wieder ins reale Leben entlassen hatte, ging Reeve nach oben, in der Hoffnung, Allan davon überzeugen zu können, dass Schlafenszeit war.
    Allan war elf und eine Leseratte – nur, dass sich das Lesen bei ihm auf die Tastatur seines Computers und die Sprechblasen und Anweisungen von Computer- und Videospielen beschränkte. Reeve störte es nicht im mindesten, dass sein Sohn kein Outdoor-Typ war. Seine Freunde glaubten vielleicht, dass Reeve sich eher einen muskulösen Fußball- oder Rugbycrack als Sohn gewünscht hätte. Doch sie irrten sich. Allan war außerdem ein sehr hübscher Junge, mit einem Teint wie Erdbeeren und Sahne und einem Pfirsichflaum auf den Wangen. Er hatte kurzes blondes Haar, das sich im Nacken lockte, und dunkelblaue Augen. Er war seiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten; jeder sagte das.
    Als Reeve die Tür öffnete, lag Allan im Bett und schien zu schlafen. Die Luft im Zimmer war noch vom Computer aufgeheizt. Reeve ging an den Schreibtisch und berührte das Gehäuse des Monitors – es war heiß. Er streifte die Plastikhülle vom Rechner ab und sah, dass er noch eingeschaltet war. Lächelnd gab Reeve der Maus einen Stups, und der Bildschirm erwachte zum Leben. Ein Computerspiel war auf Pause gestellt.
    Er ging über eine raschelnde Schicht aus Zeitschriften und Comics hinüber zum Bett. Als er sich auf die Kante setzte, rührte sich der Junge nicht. Sein Atem war tief und regelmäßig; zu tief, zu regelmäßig.
    Reeve stand wieder auf. »Okay, Partner, aber keine Spielchen mehr, klar?«
    Er hatte schon die Tür geöffnet, als Allan sich grinsend aufsetzte.
    Reeve lächelte zurück. »Sieh zu, dass du jetzt schläfst … haben wir uns verstanden?«
    »Ja, Dad.«
    »Wie kommst du mit dem Spiel voran?«
    »Ich knack’s noch, wirst schon sehen. Onkel James schickt mir immer Spiele, die viel zu schwer sind.«
    Onkel James, Reeves Bruder, war Journalist. Er arbeitete zur Zeit in den Staaten und hatte Allan als sehr verspätetes kombiniertes Weihnachts- und Geburtstagsgeschenk ein paar Computerspiele

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