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Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition)

Titel: Sein Blut soll fließen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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herabregnen lassen, neugierige Augen über die Kante spähen … war die Waffe schussbereit.
    Er schmiegte sich an Erdreich und Gras und spürte, wie ihm die Feuchtigkeit in den Rücken kroch. Um sich abzulenken, führte er eine rasche mentale Checkroutine durch und vergewisserte sich, ob er zu allem bereit war.
    Das war er.
    Von oben, kaum drei Meter entfernt, ein Seufzer. Dann: »Scheißspiel«, und das Geräusch sich entfernender Schritte, ein ergiebiges Räuspern, das Aufklatschen von ausgespucktem Schleim. Minuspunkte, dachte er – Spuren, für jeden Verfolger zu sehen: ein Rotzklumpen, Stanniolpapier. Dazu lautes Sprechen. Viele dicke Minuspunkte.
    Früher dachte er, und gar nicht so viel früher, hätte ich mich von hinten an dich herangeschlichen und dir die Klinge in die Kehle gerammt. Kein Schnitt – eine Kehle war zäher, als man meinte; ein Schnitt reichte oft nicht – das Ziel war maximaler Schaden in kürzestmöglicher Zeit, und vor allem galt es, die Stimmbänder sofort zu durchtrennen. Also stach man die Spitze des Dolches in die Kehle und drehte sie dann in der Wunde herum.
    Herrjesus.
    Manchmal hatte er diesen Albtraum. Neuerdings nicht mehr so häufig. Es machte ihm zu schaffen, dass er nicht von Joan und Allan träumte. Er träumte überhaupt nie von den beiden, und doch waren sie sein Leben – sie waren seine Rettung.
    Er fragte sich, wo der andere Mann war, derjenige, dem der Schokoladenesser nachgegangen war. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war, dass der Mistkerl gerade jetzt über ihn stolperte, wo er so hilflos dalag, mit dem Rucksack auf der Brust, der ihn beim Schießen behindern würde.
    Den Hang wieder hinuntersteigen oder weiter nach oben klettern? Er ließ noch eine weitere Minute verstreichen und schob sich dann zentimeterweise höher, bis er über die Kante spähen konnte. Offenes Gelände, eine kreisrunde Senke wie ein riesiger Teller; und in hundert Meter Entfernung der davonstolpernde Schokoladenesser. Er erkannte den jungen Mann selbst von hinten, selbst in diesem Licht und auf die Distanz. Er erkannte die kräftige Gestalt, die noch nicht fett zu nennen war. Ein kurzer Blick auf die Karte bestätigte, dass der Mann auf dem Rückweg ins feindliche Lager war. Er suchte nach niemandem. Er wünschte sich lediglich ein Dach über dem Kopf und etwas Warmes zu trinken. Er hatte genug.
    Ein letzter Blick auf die Karte, um sie sich einzuprägen. Bald würde es zum Kartenlesen zu dunkel sein, und die Verwendung einer Taschenlampe, selbst einer noch so dünnen Stiftleuchte, war während der meisten Einsätze, außer in den dringendsten Notfällen, tabu. Dringende Notfälle waren dieses Mal keine aufgetreten.
    Er folgte der Spur des Schokoladenessers und achtete darauf, Abstand zu wahren. Nach einer Weile stieß ein langer dünner Mensch zum Schokoladenesser, und sie wechselten ein paar leise Worte, wobei sie mit den Armen wie Wetterfahnen im Sturm in verschiedene Richtungen deuteten. Dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg ins Camp, ohne zu ahnen, dass sie von dem Mann beobachtet wurden, den sie eigentlich fangen sollten.
    Schließlich wurde das »Camp« sichtbar: zwei olivfarbene Landrover mit ehemals weißem Dach. Drei Männer standen dort um einen Campingkocher herum, auf dem ein Wasserkessel dampfte. Sie traten von einem Fuß auf den anderen und sahen immer wieder auf ihre Armbanduhren.
    Er kannte das Gelände mittlerweile und beschloss, sich näher heranzuwagen. Das würde einen Marsch von vier, fünf Kilometern bedeuten, bis auf die andere Seite des Camps, wo das Gestrüpp bessere Deckung bot. Er setzte sich in Bewegung, ging tief geduckt, kroch, wo nötig, auf dem Bauch. Knapp hundert Meter vor ihm tauchte eine weitere Zwei-Mann-Patrouille auf dem Weg ins Lager auf. Er verschmolz mit der Landschaft. Sie konzentrierten sich schon gar nicht mehr – sie waren zu nah am Camp, fühlten sich sicher. Der gefährlichste Zeitpunkt.
    Plötzlich hörte er den Ruf: »Rauskommen, rauskommen!«, gefolgt von Gelächter. Das Lachen klang irgendwie verlegen. Noch verlegener würden sie sein, wenn er mit gezückter Waffe in ihr Lager spazieren würde.
    Jetzt hatte er sein Ziel erreicht, die Stelle, an der die Fahrzeuge zwischen ihm, dem Lagerfeuer und den Männern standen. Sie hatten keine Wachen aufgestellt; sie hatten überhaupt keine Vorkehrungen getroffen. Selbstüberschätzung. Er legte seinen Rucksack auf den Boden und schlich sich an. Er kannte sein Ziel. Er würde direkt unter

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