Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
Ihr Schiff, auf dem alles klar ist? Titanic ?«
Anderson sah auf die Uhr. »Sie ist dort gegen eins losgefahren und angesichts des starken Verkehrsaufkommens im Clyde-Tunnel wegen Weihnachten …«
»Nun ja, hoffentlich ist es am Ende nicht wichtig.« Quinn starrte Anderson an, der jedoch nicht antwortete. »Also war DS Costello eigentlich gar nicht am Brandort?«
»Nein.« Anderson sah zu der Brünetten am Fenster und suchte nach einem Hinweis darauf, wer sie sein könnte. Aber die junge Frau schwieg und schenkte ihm stattdessen ihr umwerfendes Lächeln.
»Und war es denn ein einfacher Wohnungsbrand?«
»Was das Feuer angeht, gibt es keine Hinweise auf ein Verbrechen.«
»Und was den Todesfall angeht?«
»Da würde ich gern das Ergebnis der Obduktion abwarten.«
»Wir haben jede Menge zu tun.«
Anderson ließ sich nicht einschüchtern. »Ich weiß.«
»Sie haben vierundzwanzig Stunden Zeit.« Quinn drehte ihren Stuhl zum Schreibtisch herum.
Anderson dachte, damit sei er entlassen, erhob sich und wollte schon zur Tür gehen, als Quinns peitschende Stimme ihn zurückfahren ließ. »Wir sind noch nicht fertig.« Sie wandte sich der anderen Frau zu. »Lewis?«
»Wegen Luca Scott – ich dachte, es könnte vielleicht nützlich sein, wenn wir den ganzen Vorfall bei einer Rekonstruktion nachstellen«, sagte die Brünette. »Da muss ein ziemliches Durcheinander geherrscht haben: eine Vierzigjährige, die in der Spielhalle einen Nervenzusammenbruch erleidet. Die Straße war sicherlich belebt, es muss also jemand den Jungen gesehen haben, als er herauskam. Möglicherweise könnte es dem Gedächtnis der Anwesenden und Passanten nachhelfen, wenn wir einen Fototermin arrangieren – das wäre doch auch etwas für die Presse.«
»Gute Idee. Außerdem lockt es vielleicht den Täter an, falls es einen gibt. Oder die Täterin. Sie sollten also vielleicht auch unseren Fotografen hinschicken, damit er die Leute aufnimmt«, sagte Anderson.
Quinn tippte mit einem Fingernagel auf den Schreibtisch. »Das wäre also abgemacht. Aber wann? Heute haben wir den Zwanzigsten. Von Freitag an läuft gar nichts mehr wegen Weihnachten. Am besten erledigen wir es morgen, Lewis, vielleicht gegen vier Uhr, wenn es Ihnen passt. Sprechen Sie mit Patsy McKinnon oder dem Geschäftsführer des Ladens, damit dasselbe Personal auf demselben Posten steht. Schnappen Sie sich Irvine, die kann die Laufarbeit für Sie erledigen. Mulholland übernimmt die Presseerklärung; und er soll vor die Kameras treten, er ist einfach unglaublich fotogen. Ich denke doch, Sie wissen, wo DC Mulholland ist?«
War das eine Fangfrage? Anderson sah zu der Frau auf der Fensterbank hinüber und suchte bei ihr nach subtilen Hinweisen. »Er hat heute dienstfrei. Aber ich glaube, er hat gesagt, er würde später mal reinschauen. Vielleicht erwischen wir ihn ja dann.«
»Wir müssen in den Medien mehr Präsenz zeigen. Ich meine, die tun ja geradezu so, als wäre Rogan O’Neills Besuch die Wiederkunft Jesu. Im Fernsehen haben wir nicht viel Platz für Luca bekommen und in den Zeitungen nur eine einzige Spalte und ein kleines Bild. Die Abendzeitungen werden sich noch mal damit befassen.« Quinn richtete ihre Katzenaugen kurz auf Andersons Gesicht. Ihr Blick wirkte zwar nicht gerade vorwurfsvoll, aber auch nicht beifällig. Von einem Moment zum anderen änderte sich ihr Auftreten jedoch.
»Detective Inspector Colin Anderson, darf ich Ihnen Detective Sergeant Kate Lewis vorstellen? Pitt Street hat sie von der Aikenhead Road hierher versetzen lassen. Sie ist eine sehr erfahrene Polizistin. Ohne Frage werden Sie sie in Ihrem Team willkommen heißen – schließlich sind Sie knapp besetzt.«
»Sind wir das?«, fragte Anderson und bemühte sich redlich, nicht auf Kate Lewis’ Schenkel zu starren, als die ihre Beine übereinanderschlug.
»Angesichts der anstehenden Arbeit, ja.«
»Nun, da dürften Sie mehr wissen als ich«, erwiderte Anderson freundlich. »Wurden Sie nicht auch von der Aikenhead Road hierher versetzt, Ma’am?«
»Die kommen schon ohne uns beide zurecht«, antwortete Quinn knapp.
»Wenn auch nur recht und schlecht«, meinte Kate Lewis und ließ sich von der Fensterbank auf die Zehenspitzen gleiten. Wieder lächelte sie und führte ihre allzu perfekten Zähne vor.
»Ganz bestimmt ist deren Verlust für uns eine Bereicherung. Willkommen an Bord«, sagte Anderson und reichte ihr die Hand.
Ihr Händedruck war weich, ihre langen Finger strichen über seine
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