Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
antwortete er auf die unausgesprochene Frage.
Sie nickte, als würde sie Bescheid wissen.
»In dem Durcheinander, das sich in der Folge entwickelte, konnte Luca sich unerlaubt vom Geschehen entfernen. Wyngate wird eine Zusammenfassung für diejenigen erstellen, die bei der Besprechung nicht dabei waren. Er kann gut mit dem Computer umgehen«, fügte er hinzu, an Quinn gewandt.
»Medizinisch in schlechter Verfassung? Konnte sie etwa auf ihr Kind aufpassen?« Quinn sah auf. »Nein, konnte sie nicht. Der Grund dafür ist mir gleichgültig. Wir müssen auf jeden Fall unsere Weste reinhalten. Wenn die Sozialarbeiter etwas verbockt haben, darf das nicht auf unsere Wache zurückfallen.« Sie blickte Anderson in die Augen.
»Wir haben überall Klarschiff gemacht«, meinte er gleichmütig. »Keine Lecks.«
Quinn schob die Lippen vor. »Wenn der Junge unbeaufsichtigt auf der Straße herumlief, warum haben wir nicht gleich begonnen, wegen einer möglichen Entführung zu ermitteln?«
Anderson formulierte seine Antwort vorsichtig. »Wir sind von einem Ausreißer ausgegangen, weil das bei ihm nicht zum ersten Mal vorgekommen wäre. Im Team waren wir uns einig, dass es vermutlich falscher Alarm wäre, weil seine Mutter ihn bereits sechs Mal vermisst gemeldet hatte. Und dann fehlten uns auch noch die Leute … Wir haben alles Menschenmögliche getan …« Die Worte klangen selbst in seinen eigenen Ohren nach Entschuldigung.
»Und was passiert, wenn die Medien davon erfahren?«
»Das dürfen sie eben nicht erfahren. Unsere Vermutung wurde durch die Aussage von Patsy McKinnon gestützt, die in dieser Spielhalle an der Kasse stand, und auch durch den Sicherheitsmann. Von den Ärzten erfuhren wir erst später Einzelheiten über die Depression, Paranoia und Epilepsie der Mutter.« Die Brünette auf der Fensterbank lächelte und bot Verständnis an. Zaghaft lächelte Anderson zurück. »Na ja, das werden Sie natürlich wissen, wenn Sie die Akte gelesen haben. Luca wurde zuletzt mit seiner Mutter um vier gesehen, doch die Vermisstenmeldung erfolgte erst nach sieben. Und zwar erst, nachdem sich seine Mutter so weit erholt hatte, dass sie nach ihm fragen konnte.«
»Die Gefühlsduselei ersparen Sie mir bitte, ja?«, sagte Quinn und tippte mit dem Stift auf den Tisch. »Wir haben also keine Ahnung, wo der kleine Wicht steckt? Haben wir sämtliche seiner möglichen Anlaufstellen überprüft?«
»Ja. Und er ist nicht zu Hause und nicht bei seinen Freunden. Wir schauen uns außerdem überall um, wo er sonst stecken könnte. Und jetzt wurde auch noch Troy McEwen vermisst gemeldet.« Anderson schüttelte den Kopf.
»Der arme kleine Luca, dessen Mum es so schlecht geht«, sagte die Brünette und wippte mit den Füßen. Sie machte diese Bemerkung ganz beiläufig, und Quinn nickte zustimmend. Beste Freundinnen also. »Kennen sich die Jungen?«
»Daran arbeiten wir, Ma’am.« Anderson richtete seine Antwort vorsichtshalber an Quinn.
»Wo ist denn DS Costello augenblicklich?«, erkundigte sich Quinn und fuhr sich mit der Zunge wie eine Schlange über die Lippen.
»Tja«, begann Anderson wachsam. »Sie hat mit dem Krankenhaus telefoniert, um ein Gespräch mit Lorraine Scott zu arrangieren, und dann habe ich sie zu John Campbells Familie geschickt, damit sie die Identifizierung regelt, ohne dass einer der Verwandten sich die Leiche ansehen muss. Ist sie noch nicht zurück?«
Quinn schüttelte den Kopf. »Costello ist vor Urzeiten bei den McGuires aufgebrochen. Bislang hat sie sich nicht telefonisch gemeldet.«
»Das sieht ihr gar nicht ähnlich, Ma’am. Vielleicht …«
»Und auf ihrem Schreibtisch liegt kein Bericht. Außerdem, war nicht auch PC Gail Irvine dort?«
Im Stillen verfluchte er Costello. »Ja, das stimmt.«
»Warum haben Sie Costello hingeschickt?«
»Mich wollten Sie ja hier haben, und sie kann gut mit Frauen umgehen.«
Die Brünette grinste. »Ich verstehe mich besser auf Männer.«
Quinn gestattete sich ein schmallippiges Lächeln. »Sie haben also keine Ahnung, wo Costello steckt, und der Bericht ist auch nicht fertig?«
»Nein.«
»Die Tochter des Verstorbenen hat bereits angerufen und fand es nicht sehr schön, damit abgespeist zu werden, dass die betreffende Beamtin noch nicht wieder in der Dienststelle erschienen sei. Ich möchte den Bericht über John Campbells Tod morgen früh als Erstes auf dem Schreibtisch liegen haben.«
»Morgen ist die Obduktion.«
»Dann soll Costello früh hier sein. Wie heißt
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