Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
fährt?«
»Bei diesem Verkehr? Am Weihnachtsabend? Eine Ewigkeit.«
Sie seufzte ungeduldig.
»Worauf warten Sie denn?«
»Gerechtigkeit«, sagte sie. »Sie hat es Rogan erzählt, wissen Sie.«
»Lauren hat es Rogan erzählt? Und was?«
»Sie hat ihm von unserem Treffen erzählt. Er ist ausgeflippt, und dann sind Jinky Jones und Dec Slater mit dem nächsten Flieger verschwunden. Interessant, nicht?«
»Um das Problem darf sich nun jemand anderes kümmern.«
»Es ist also nicht schlimm, solange es nicht vor Ihrer Haustür passiert?«, fragte Costello überspitzt.
»Die Amerikaner werden sich die zwei holen, sogar in Thailand. Das ist nicht mehr unser Problem. Es war ein gutes Stück Arbeit. Mein Job ist in vielerlei Hinsicht einfacher. Die Toten riechen zwar streng, dafür laufen die einem aber wenigstens nicht weg.«
Costellos Handy klingelte, und sie nahm den Anruf rasch an. Colin, formte sie lautlos mit den Lippen für O’Hare. »Ja, hat alles geklappt. Ich sitze hier allerdings noch eine Weile herum.« Sie sah auf die Uhr und lächelte. »Ja, er ist hier. Ich frage ihn.« Sie wandte sich an O’Hare. »Colin fragt, ob Sie mit ihm in aller Ruhe einen trinken wollen? Er meint, Vik solle jetzt nicht allein sein. Außerdem versucht er, Quinn zu erreichen. Nur für zwei Stündchen, dann machen wir uns wieder an die Arbeit. Versprochen.«
»Vielleicht könnten wir alle ein bisschen Gesellschaft gebrauchen, so traurig der Anlass auch sein mag.« O’Hare nickte. Er wollte auch nicht allein in seiner Wohnung sitzen und sich ein Fertiggericht aus der Feinkostabteilung von Marks and Spencer aufwärmen. Da war ein Abend zusammen mit dem Dezernat verlockender, vor allem mit Costello und selbst unter diesen Umständen.
»Ja, wir stoßen da zu Ihnen … oh, ich weiß nicht … es dauert nicht mehr lange. Ich glaube kaum, er wird es ignorieren. R … richtig … ja, ich habe es gehört. Sicher.« Sie ließ das Telefon zuschnappen. »Klingt so, als wäre ihnen gerade jemand von hinten in den Wagen gefahren.«
»Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Ich würde doch zu gern was trinken gehen«, sagte O’Hare trocken. »Auf wen warten Sie eigentlich?« Er deutete mit dem Kopf in Richtung eines Motorrads, das auf den Parkplatz geknattert kam.
Costello duckte sich im Sofa und wurde unsichtbar für jeden, der durch das Fenster schaute oder durch die Tür eintrat.
»Prof?«
»Jack.«
»Jack? Könnten Sie für mich aus dem Fenster sehen? Dieses Motorrad – Fahrer und Sozius?«
»Ja. Das Motorrad ist von einer Zeitung. Der Sozius nimmt den Helm ab.«
»Sehen Sie nicht zu auffällig hin, aber ist er blond und hat eine Beckham-Welle?«
»Es ist Dave Ripley, wenn Sie das meinen«, meinte O’Hare gelinde amüsiert.
»Großartig.« Costello versteckte sich hinter einer Ausgabe des Tatler , bis Ripley sich kurz am Empfang unterhalten und seinen Ausweis gezeigt hatte, worauf man ihm den Weg zu Lauren McCraes Zimmer wies.
»Costello, ob ich vielleicht fragen darf, was das alles zu bedeuten hat?«
»Das«, antwortete Costello und grinste dabei breit, »war der Moment, kurz bevor die Kacke zu dampfen beginnt.« O’Hare zog fragend eine Augenbraue hoch. »Diese braune Akte …«
»Ja, über die habe ich mich schon gewundert.«
»… enthält Fotokopien des Originaltextes und der Noten von Rogans zwei größten Hits …«
»Die von Frances Coia geschrieben wurden.«
»… sowie eine Karte der USA mitsamt einer Liste von Namen und Daten und den Terminen von Rogans US-Touren … Sie wird sich das schon zusammenreimen.«
»Und dann wird die liebenswerte Lauren den wunderbaren Rogan zum Mond schießen. Ach, Mann, Costello, so langsam glaube ich, Sie sind genauso zynisch veranlagt wie ich. Trotzdem, gut gemacht.«
»Und Quinn, vergessen Sie die nicht. Quinn hat sich selbst übertroffen.« Costello war glücklich. »Lauren mag ja ganz Blondine sein, aber zum Narren halten lässt sie sich nicht. Und sie ist kein schlechter Mensch. Im Augenblick ist sie geschockt und erschöpft. Und wütend. Rogan hat sich als Hochstapler herausgestellt, als Dieb und erstklassiger Drecksack, und sie glaubt, die Beziehung mit ihm könne ihrer Karriere schaden. Obwohl das wahrscheinlich eher seine Fäuste getan haben«, fügte sie grimmig hinzu.
»Sie wird sich also zunächst einmal rächen«, meinte O’Hare, den es fröhlich stimmte, Costello so munter zu sehen, ganz beseelt vom alten Geist. Das hatte er viel zu lange bei ihr vermisst.
Weitere Kostenlose Bücher