Sein eigen Fleisch und Blut: Thriller (German Edition)
sie doch fertig geworden. Jeden Tag ist sie immer kräftiger geworden. Und sie war so ein Talent.«
»Sie hätte uns alles ruiniert.« Lynne spielte mit ihrem Ring. »Jetzt kannst du deine Frau verlassen und bei mir einziehen – du hast doch immer gesagt, wie gut dir unser Haus gefällt. Und nun wird es mir gehören. Eve hätte den Vertrag niemals unterschrieben, nicht in einer Million Jahre. Aber ich bin ihre Erbin. Und damit gehört auch ihr geistiges Eigentum mir, also auch die Rechte an Squidgy McMidge. Den Rest erledigt ein Grafikprogramm. Sie wollte dich umbringen, weißt du das, Douglas? Doch ich hatte meine Chance und habe sie genutzt.« Sie ergriff seine Hand und blickte ihn schmachtend an. »Ich habe dir das Leben gerettet, Douglas.«
»Lynne, das muss ein Schock sein.«
»Nein, ich stehe unter keinem Schock.«
»Warum legst du dich nicht ein bisschen hin?«
»Und das Schönste ist, wir können Weihnachten zusammen feiern.« Sie küsste ihn auf die Wange. Im Licht der Leuchtstoffröhre wirkte ihr gebleichtes Haar noch heller, ihre blauen Augen nahmen einen grünen Schimmer an. Eigenartigerweise sah sie aus wie ihre Schwester. »Nach dem, was wir zusammen durchgemacht haben, finde ich, haben wir ein bisschen Glück verdient.«
»Was sagst du denn da, Lynne?«
»Hast du mich nicht gehört? Eve wollte dich umbringen.«
Douglas sprach ganz ruhig. »Oh, ich glaube kaum, Lynne.«
»Dann bist du ein Dummkopf«, sagte Lynne und lachte gehässig. »Natürlich hast du ihr geglaubt. Sogar ich habe geglaubt, sie könnte nicht mehr gehen. Sie hat uns alle zum Narren gehalten. Und ich habe den Beweis bei mir.« Lynne tätschelte ihre Handtasche. »Sie hat sich deine Kreditkarte besorgt und eine Packung Headeze in deine Tasche gesteckt. Vermutlich hat sie das getan, als sie in deinem Büro war. Schließlich wusste sie, du würdest die Tabletten früher oder später nehmen. Wenn die analysiert werden, kommt heraus, dass ich recht habe. Sie hat mit dir gespielt, Douglas. Ich bin sicher, sie hat Gott weiß wie viele andere Menschen auf dem Gewissen. Die in diesem schrecklichen Supermarkt Tabletten gekauft haben.« Lynne schniefte. »Also ist es wirklich am besten, dass sie tot ist, ehrlich.« Triumphierend verschränkte sie die Arme. »Jetzt wird alles gut.«
Er blickte sie an und sah eine Frau mit harten Augen, die älter waren, als sie an Jahren zählte. Er gab ihr keine Antwort. Stattdessen sagte er: »Komm, gehen wir.« Mit einem Wink bedeutete er ihr, sie solle vorausgehen. Er folgte ihr zum Lift und den hinteren Gang entlang zum Parkplatz. Sie gingen an einem dunkelhaarigen Mann vorbei, der auf einem einzelnen Plastikstuhl vor einer leeren kalten Wand saß. Der junge Mann blickte nicht auf beim Klang von Lynnes Stimme; er saß reglos da, ein Bild der Verzweiflung, müde, die Hände tief in den Taschen seines Mantels. Munro erkannte das Gesicht und den makellosen Schnitt des Mantels – der Polizist, der ihn wegen seiner Kreditkarte aufgesucht hatte. Jetzt wirkte der Mann ganz und gar nicht offiziell, aber vermutlich trauerten Polisten wie andere Leute auch.
Douglas ging mit Lynne zum Parkplatz und blieb vorsichtig zwei Schritte hinter ihr. Lynne hörte nicht auf zu reden.
»Jetzt können wir zusammen sein. Ich habe alles, das Haus, ihr Geld, Squidgy – du hast selbst gesagt, die Mücke ist eine Goldgrube. Ich habe das Haus, und wir können heiraten. Wir werden ein wundervolles Leben haben.«
Er öffnete ihr die Tür des Corsa. »Kannst du auch bestimmt fahren, Lynne?«
»Ja, ja, sicherlich.« Sie setzte sich hinters Steuer. »Solange wir nur zusammen sind.« Sie beugte sich hinüber und öffnete die Beifahrertür einladend.
Doch Douglas senkte nur den Kopf und holte tief Luft. »Du weißt doch, dazu wird es niemals kommen, Lynne. Es war eine schöne Zeit mit dir, nur – das Leben schlägt manchmal einen anderen Kurs ein.«
Lynne lächelte selbstgefällig. »Douglas, ich habe sie umgebracht, damit wir zusammen sein können, und deshalb wird alles gut.« Sie küsste ihn durch das offene Fenster auf die Nase.
Er wich zurück, als habe sie ihn gebissen. Er wusste, gerade war er von einem Ungeheuer geküsst worden.
Während er vom Fenster zurücktrat, klingelte sein Telefon. »Das wird meine Frau sein«, log er. »Und sie wird ewig das Problem sein. Tut mir leid, Lynne. Wirklich leid. Nur – in letzter Zeit ist einfach zu viel passiert.«
Munro sah sich die Nummer auf dem Handydisplay an; es war
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