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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Abführmittel. Messen Sie alle vier Stunden die Temperatur. Wenn Sie Fieber haben, rufen Sie midi sofort an.«
    »Schön«, sagte Bleatie, »und nun ’raus, alle, wie ihr da seid! Ich will mit Lam allein sprechen. Los, Sandra, ’raus, und du auch, Alma! Geht, trinkt ’nen Schnaps! Haut ab!«
    Sie stürzten aus dem Zimmer wie aufgescheuchte Küken. Bei dieser Explosion einer dominierenden Persönlichkeit verlor der Arzt plötzlich seine väterlichen Krankenzimmerallüren und sauste hinter den anderen her zur Tür hinaus. Als die Tür zu war, richteten sich die grünen Augen wieder auf mich.
    »Arbeiten Sie bei einem Rechtsanwalt?« erkundigte er sich.
    Ich konnte ihn nur schwer verstehen, er sprach, als habe er eine Wäscheklammer auf der Nase.
    »Nein«, antwortete ich, »ich bin bei einem Auskunftsbüro.«
    »Wie gut kennen Sie Sandra?« Er hatte Mißtrauen in den Augen, ein Mißtrauen, das ich mir im Augenblick nicht erklären konnte.
    »Ich habe sie vor etwa fünf Minuten kennengelernt.«
    »Was wissen Sie von ihr?«
    »Nichts, außer was Miss Hunter mir erzählt hat.«
    »Was hat sie Ihnen erzählt?«
    »Nichts.«
    »Sandra ist meine Schwester, und ich sollte zu ihr stehen«, fuhr Bleatie fort, »aber sie hat leider viele Fehler, und mit dieser verfluchten Geschichte haben die eine Menge zu tun. Ich kann Ihnen nur sagen, sie hat sich ihrem Mann gegenüber ziemlich übel benommen. Sie ist regelrecht mannstoll, sie fühlt sich nicht wohl, wenn sie nicht ein halbes Dutzend Kerle am Bändel hat, die sie gegeneinander ausspielen kann. Sie ist verheiratet, aber das stört sie nicht im geringsten. Sie geht ihre eigenen Wege und tut, was ihr paßt.«
    »Das machen heute viele«, warf ich ein.
    »Sie sind mir etwas zu eifrig mit Ihrer Verteidigung bei der Hand. Sie kennen sie doch erst ein paar Minuten.«
    Ich schwieg.
    »Lügen Sie mir auch nichts vor?«
    »Ich lüge nicht wild in die Gegend«, erwiderte ich, »und wenn mich Leute mit zerbrochenem Nasenbein als Lügner bezeichnen, so habe ich das gar nicht gern.«
    Er grinste. Ich sah, wie seine Backenmuskeln zuckten und seine Augen kleiner wurden. - »Sie meinen, das ist nicht fair?«
    »Jawohl! Einem Mann mit ’ner kaputten Nase kann man nicht ins Gesicht schlagen.«
    »Warum nicht? Ich an Ihrer Stelle würde mir keinen Zwang auferlegen.«
    Ich sah ihm in die katzengrünen Augen und sagte nachdenklich: »Nein, Sie vermutlich nicht!«
    »Eine gebrochene Nase macht einen Mann herrlich wehrlos. Wenn ich kämpfe, bin ich nicht auf Punkte aus. Ich will den anderen zusammenschlagen, und je gründlicher ich ihn zusammenschlage, desto mehr macht mir das Spaß. Sie Knirps kommen mir mit Ihrer Ritterlichkeit direkt komisch vor!«
    Jetzt hätte er gern eine Antwort gehört. Aber ich tat ihm den Gefallen nicht.
    »Also, Sandra will sich scheiden lassen?« fragte er kurz darauf.
    »So sagt man mir.«
    »Nun, so ganz allein hat Morgan auch nicht die Schuld dabei, ist Ihnen dieser Gedanke jemals gekommen?«
    »Ich habe die Vorladung zu überbringen«, erwiderte ich, »er hat ja Gelegenheit, seinen Standpunkt vor dem Scheidungsrichter darzulegen.«
    »Das kann er ja eben nicht, verdammt noch mal«, erwiderte Bleatie unwirsch, »wie soll er überhaupt zum Gericht kommen? Er wird wegen anderer Sachen gesucht - die würden ihn doch fertigmachen. Warum überhaupt diese Hast? Warum läßt Sandra ihn nicht durch öffentliche Bekanntmachung vorladen?«
    »Das würde zu lange dauern, und in diesem Falle kann man auch keinen Anspruch auf Alimente geltend machen.«
    »Was, sie will Alimente?« fragte er und fügte dann schnell hinzu: »Sagten Sie nicht, Sie seien kein Rechtsanwalt?«
    »Wegen der Alimente werden Sie sich wohl bei ihr selbst oder bei ihrem Anwalt erkundigen müssen. Ich habe nur den Auftrag, die Papiere zuzustellen.«
    »Haben Sie sie hier?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie sie mal sehen.«
    Ich reichte sie ihm. Er rutschte unbeholfen im Bett umher. »Greifen Sie mir mal unter die Arme, und ziehen Sie mich etwas hoch«, sagte er. »So... So ist’s richtig... Und jetzt ziehen Sie das Kissen tiefer... Sie halten mich wahrscheinlich für eine ziemlich miese Sorte von Bruder, aber in unserer Familie geht’s nicht sehr konventionell zu, und im übrigen ist es mir völlig schnuppe, was Sie denken.«
    »Dafür werde ich nicht bezahlt«, erwiderte ich, »sondern für die Zustellung der Papiere. Wenn Sie aber unbedingt persönlich werden müssen: Ich gebe auch ’nen Dreck darauf, was Sie

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