Sein erster Fall
der Familie; er und ich haben nichts miteinander.« Er lachte zynisch.
»Soso, Morgan kennt ihn, wie? Ein Freund der Familie, wie? Du weißt ja wohl selber, was das bedeutet. Daß er deinem Mann gelegentlich die Hand schüttelt und ihm seine Zigarren wegraucht, macht einen Freund der Familie aus ihm, wie? Und alle die vielen Male, wo Morgan nicht da ist, was ist damit?«
»Bleatie, jetzt halt augenblicklich deinen Mund, sonst fange ich mal an zu erzählen. Du selber bist nämlich auch kein Heiliger. Mir wird ja übel von dieser Heuchelei! Wenn du mit Dreck werfen willst, werd’ ich auch mal loslegen. Diese kleine...«
Er hob die Hand. »Nun mal Ruhe, Baby, Ruhe! Ich komme ja gerade auf die Sache.«
»Dann also endlich los!«
»Ich überlasse dir Morgan gern«, sagte er, »mach ihn dingfest und peitsche meinetwegen deine Scheidung durch. Aber ich werde aufpassen, daß Morgan nicht ganz und gar übers Ohr gehauen wird.«
»Und was heißt das?«
»Der ganze Paragraph mit dem Vermögen«, antwortete er. »Als du Morgan kennenlerntest, mußtest du für dein Geld arbeiten. Seitdem hast du dein Schäfchen ganz schön ins trockene gebracht. Der Himmel allein weiß, was du so alles eingesackt haben magst, zu kurz gekommen bist du bestimmt nicht, du alte Schmeichelkatze. Du hast eine prima Wohnung, und sicher ist die Miete auch schon auf lange Zeit vorausbezahlt. Du hast einen ganzen Schrank voll Fähnchen und sicherlich auch einen ganz schönen Batzen auf der Bank. So, wie du dich anzuziehen verstehst, mit deiner Figur und einer Technik, die Männer hochzunehmen, brauchst du nur nach Europa zu fahren, und du kommst todsicher mit einem Grafen an jedem Finger zurück.«
»Sie haben ihm also die Papiere gezeigt?« fuhr sie mich an, »Sie haben ihn meine Scheidungsklage lesen lassen?«
»Natürlich«, antwortete ich, »Sie haben mich ja selber ’reingeschickt, um mit ihm zu reden.«
Wütend schrie sie: »Mann, was sind Sie für ein Idiot!« Dann brach sie ab und wandte sich wieder ihrem Bruder zu. »Ich will mit keinem Mann mehr was zu tun haben!«
Er lachte dreckig.
Sandras Augen sprühten Blitze, aber sie sprach jetzt beherrschter. »Also, was willst du nun von mir, Bleatie? Diese Keiferei führt ja zu nichts.«
»Du sollst zu deinem Rechtsanwalt gehen und eine neue Scheidungsklage mit ihm aufsetzen. Ich möchte nichts über Vermögensfragen drin haben. Du läßt dich scheiden und gehst deiner Wege, Morgan ebenso. So ist es fair.«
»Was meinst du damit: Vermögensfragen?«
»Das mit den Safes und all diesen Kram. Du...«
Sie schoß zu mir herum: »Dafür sind Sie verantwortlich! Sie hatten kein Recht, ihm die Papiere zu zeigen!«
»Ich habe ihn dazu veranlaßt, Baby«, sagte Bleatie, »reg dich nicht auf! Ich lasse mich hier nicht einfach für dumm verkaufen. Eines schönen Tages kommt Morgan wieder hoch, dann kann er mich zur Rechenschaft ziehen; schließlich ist er ja auch nicht ganz auf den Kopf gefallen. Merk dir eins: Morgan Birks läßt sich von niemandem auf den Arm nehmen!«
»Ich habe keine Zeit mehr, zu meinem Rechtsanwalt zu gehen, um eine neue Scheidungsklage aufsetzen zu lassen«, sagte sie, »diese hier ist außerdem bei den Gerichtsakten, und die Vorladung ist schon ’raus.«
»Du kannst das doch abändern lassen, wie?«
»Glaube ich nicht.«
»Setz dich mal gleich da an den Tisch und schreibe einen Brief!« befahl er. »Schreib, daß du in deiner Scheidungsklage Vermögensansprüche erhoben hast und daß du diese jetzt nicht mehr erheben willst; daß dein Rechtsanwalt bei der Verhandlung dem Richter sagen wird, daß du auf Alimente verzichtest, daß du die Wohnung so lange behalten wirst, wie die Miete bezahlt ist, daß du deine Garderobe und was du an Geld im Strumpf hast, behalten willst und daß alles übrige Morgan haben kann.«
»Was willst du mit dem Brief machen?«
»Dafür sorgen, daß du Morgan nicht ganz ausnimmst.«
Sie preßte die Lippen zusammen, ihre Augen funkelten vor Wut. Der Mann auf dem Bett begegnete ihrem Blick mit der Gelassenheit eines Menschen, der gewohnt ist, daß man sich seinen Wünschen beugt, der keinen Widerspruch kennt. Nach ein paar Augenblicken ging sie an den Schreibtisch, riß die Schublade heraus, zerrte einen Bogen Papier hervor und schrieb.
Bleatie sagte: »Weiß der Teufel, wie ’ne Zigarette schmecken mag, ich will’s aber mal versuchen. Haben Sie eine da?«
Ich nickte.
»Stecken Sie sie mir in den Mund, und zünden Sie sie mir bitte an.
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