Sein erster Fall
das fingierte Telegramm heraus, schleuderte das Buch zu Boden, zerriß das Telegramm und warf mir die Fetzen ins Gesicht. »Gemeiner Lump!« brüllte sie.
»Sonst noch was?« fragte Birks.
»Nein.«
»Kein Haftbefehl?«
»Nee, dies ist keine Strafsache.«
»Bestens, mein Lieber. Herzlichen Glückwunsch!«
Ich wollte gerade gehen, als die Tür aufgestoßen wurde und Sandra Birks ins Zimmer stürzte. Hinter ihr kamen Alma Hunter, die offensichtlich bemüht war, sie zurückzuhalten, und dann, eine Zigarette zwischen den Lippen, die gewaltige Figur von Bertha Cool.
»Sieh mal einer an!« bemerkte Birks vom Bett.
»Du dreckiger Halunke!« schrie Sandra ihn an. »Jetzt weiß ich ja, wo du dich herumtreibst! Und dies ist das Flittchen, dem du dein Geld in den Rachen wirfst! Ein feiner Ehemann bist du!«
Birks nahm die Zigarette aus dem Mund, gähnte und sagte: »Ja, Liebste, das ist Sally Durke, es tut mir leid, daß sie dir nicht gefällt. Warum hast du nicht gleich deinen Doktorfreund mitgebracht, um die Party komplett zu machen?«
»Du... du... du«, Sandra spuckte vor Wut.
Birks stützte sich auf die Seite. Ich erkannte die scharfen Züge wieder. Das Licht spiegelte sich in dem dichten schwarzen Haar, das glatt von der hohen Stirn zurückgekämmt war. »Hör auf mit der Keiferei, Sandra, du willst die Scheidung, und ich bin auch heilfroh, dich loszuwerden. Scher dich ’raus!«
»Ich wollte Ihnen nur mal vorführen, was für eine Sorte von Mann ich habe«, sagte Sandra zu Bertha Cool. »Sehen Sie sich das nur mal an, mit diesem verkommenen halbnackten Weibstück treibt er es.«
Sie griff nach dem rosa Hauskleid, das Sally Durke hastig um ihren Körper wickelte. Sandra riß es hoch, daß man die nackten Beine und Schenkel sehen konnte, worauf Sally Durke nach ihr trat und ihr ein Schimpfwort an den Kopf warf.
Bertha Cool legte ihren Arm um Sandras Taille und zog sie von der wild um sich schlagenden Sally fort.
»Besten Dank«, sagte Morgan Birks, der noch immer auf dem Bett lag, »das erspart mir, ihr eine ins Gesicht zu knallen. Verflucht noch mal, Sandra, faß dich gefälligst erst mal an die eigene Nase. Du betrügst mich doch selber nach Strich und Faden.«
»Das ist eine gemeine Lüge!« schrie Sandra und versuchte, sich aus Bertha Cools kräftigen Armen zu befreien.
Alma Hunter ging zu ihr. »Komm, Sandra«, sagte sie, »komm, streite dich nicht länger mit ihm herum. Die Ladung hat er ja jetzt.«
Morgan Birks lehnte sich über den Bettrand, suchte den Aschenbecher, warf seinen Zigarettenstummel hinein und sagte zu Sally Durke: »Tut mir leid, Sally, meine Frau ist eine furchtbare Hexe, sie kann nicht anders.«
»Meiner Ansicht nach braucht sie eine ordentliche Tracht Prügel«, sagte Sally Durke.
Ich wandte mich an Bertha Cool: »Die Papiere sind zugestellt, ich kann jetzt den Bericht aufsetzen. Alles andere geht mich nichts an!« Damit ging ich zur Tür hinaus.
Kurz darauf schob Bertha Cool Sandra Birks auf den Gang. Dabei redete sie begütigend auf sie ein. Hinter uns wurde die Tür zugeschlagen und der Riegel vorgeschoben. Wir gingen nach 620 zurück. »So ein Theater hatte ich nicht erwartet«, bemerkte ich.
»Ich konnte mich einfach nicht beherrschen«, sagte Sandra Birks. »Ich wollte ihm sein Verhalten auch mal gehörig unter die Nase reiben!«
Die Tür vom Badezimmer ging auf, und Dr. Holoman kam herein. Er war ohne Jacke und hatte die Ärmel aufgerollt; sein Hemd war mit Wasser und Blut bespritzt.
»Was war denn das für ein Krach?« fragte er. »Und hat da jemand was von einem Doktor gesagt, oder irre ich mich?«
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Bertha Cool, »und ich glaube auch kaum, daß Mrs. Birks’ Rechtsanwalt von Ihrer Anwesenheit hier sehr erbaut sein würde.«
»Er mußte ja wegen Bleatie herkommen«, sagte Sandra Birks. »Wie geht es ihm, Archie?«
»Bessert sich schon wieder«, antwortete Dr. Holoman, »aber es war doch eine böse Sache, dieser Blutsturz, kaum stillzukriegen. Er hatte sich zu sehr aufgeregt. Ich muß darauf bestehen, daß er jetzt mindestens drei Tage lang absolute Ruhe hat.« Mit diesen Worten schlüpfte er wieder ins Badezimmer zurück und schloß die Tür.
»Morgan ist ein Biest«, sagte Sandra Birks. »Immer diese ekelhaften Anspielungen, dabei bin ich ihm absolut treu. Noch nicht mal angucken tue ich einen andern Mann, seit ich mit ihm verheiratet bin. Sogar meinen eigenen Bruder hetzt er gegen mich auf.«
Ich stieg wieder in den
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