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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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hier?« fragte ich.
    »Etwa zehn Minuten. Ich dachte schon, das Hotel stünde in Flammen, so stürmisch haben sie angerufen. Wenn Morgan Birks Ihnen durch die Lappen geht, Donald, werde ich sehr böse! «
    Ich sagte nichts, stieg in den Schrank, packte den Pagenanzug aus und zog ihn an. Es war dunkel im Schrank, deshalb ließ ich die Tür ein wenig offen, so konnte ich hören, was im Zimmer gesprochen wurde. Alma Hunter sagte: »Ich finde, du tust ihm Unrecht, Sandra. Er weiß ja schließlich, was er tut.«
    »Keine Ahnung hat er, sei du nur ruhig!« entgegnete Sandra.
    Dann hörte ich das Gluck-gluck-gluck der Whiskyflasche und das Zischen des Siphons, darauf Bertha Cools ruhige Stimme: »Vergessen Sie nicht, Mrs. Birks, daß er Sie benachrichtigt hat. Hätte er Sie nicht angerufen, dann hätten Sie keinen blassen Schimmer von allem. Wir haben es übernommen, die Vorladung zuzustellen. Wenn Morgan Birks inzwischen gegangen ist und Donald das nicht mehr erledigen kann, dann bin ich die Dumme. Ist er aber noch da und die Sache klappt, dann kriegen Sie eine Extrarechnung dafür, daß ich alles habe stehen- und liegenlassen und mit dem Taxi hierhergerast bin.«
    »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen«, erwiderte Sandra, »mein Anwalt hätte Sie überhaupt nicht empfehlen dürfen. Ich bedauere, daß ich Ihre Agentur jemals in Anspruch genommen habe.«
    »Ja, wirklich, das ist tatsächlich sehr betrüblich, nicht wahr, mein Kind?« erwiderte Mrs. Cool mit der vornehmen Gelassenheit einer Dame, die sich über den neuesten Roman unterhält.
    Ich trat aus dem Schrank heraus, während ich mir noch den Kragen meiner Pagenuniform zuknöpfte, nahm dann den gelben Umschlag mit dem Telegramm und das Quittungsbuch, ging ans Telefon und verlangte Zimmer 618. Kurz darauf hörte ich eine Frauenstimme und sagte: »Ein Telegramm für Mrs. B. F. Morgan.«
    »Ich erwarte kein Telegramm«, sagte sie. »Es weiß gar niemand, daß ich hier bin.«
    »Jawohl, Mrs. Morgan, aber dieses Telegramm hat eine ganz merkwürdige Anschrift. Sie lautet: >Mrs. B. F. Morgan, Hotel Perkins, oder bei Sally Durke abzugeben.< Im Hotel wohnt niemand mit dem Namen Durke.«
    »Ich habe wirklich keine Ahnung, worum es sich handeln kann«, sagte sie, aber ihre Stimme klang nicht mehr ganz so bestimmt wie vorher.
    »Ich werde es hinaufschicken«, sagte ich, »und Sie können es sich ansehen. Wenn Sie wollen, öffnen Sie es, und sehen Sie, ob es für Sie ist. Sie sind ja dazu berechtigt... Hallo, Page! Telegramm nach 618.« Dann legte ich auf.
    Bertha Cool tat Eis in ihr Glas und sagte: »Schnell, Donald! Sonst ruft sie noch im Büro an und läßt sich das bestätigen.«
    Ich klemmte mir das Buch unter den Arm und ging hinaus auf den Korridor. Die drei Frauen sahen zu. Ich ging an die Tür von 618 und klopfte. Ich hörte eine Frauenstimme telefonieren und rief: »Telegramm für Sie.«
    Die Stimme brach ab, und dann hörte ich sie wieder an der Tür.
    »Schieben Sie es unten durch.«
    Ich schob das Buch ein Stück unter der Tür durch, so daß sie gerade noch die Ecken des gelben Kuverts sehen konnte, das darinsteckte.
    »Es geht leider nicht«, sagte ich. »Sie müssen unterschreiben, das Buch ist zu dick.«
    »Einen Augenblick, ich schließe auf.«
    Sie öffnete die Tür einen Spalt und blickte mich mißtrauisch an. Ich hielt meinen Kopf gesenkt; als sie meine Uniform sah und das Buch mit dem Telegramm, öffnete sie die Tür zehn bis fünfzehn Zentimeter weit.
    »Wo muß ich unterschreiben?« fragte sie.
    »Hier, bitte.« Ich reichte ihr das Buch und einen Bleistift durch. Sie trug ein rosa Neglige mit nicht allzuviel darunter. Ich spähte ins Zimmer, und da ich nichts entdecken konnte, stieß ich die Tür kurzerhand auf und ging hinein.
    Zuerst begriff sie nicht. Als dann mehr Licht auf mein Gesicht fiel, erkannte sie mich.
    »Morgan!« schrie sie auf. »Paß auf, ein Detektiv!«
    Morgan Birks lag im zweireihigen grauen Anzug auf dem Bett, die Füße übereinandergeschlagen, eine Zigarette im Mund. Ich trat zu ihm und sagte: »Hier, dies ist eine gerichtliche Vorladung, Mr. Birks, in Scheidungssache Sandra Birks kontra Morgan Birks, und hier ist eine Kopie der Vorladung mit der Scheidungsklage, die ich Ihnen beide hiermit überreiche.«
    Er nahm die Zigarette aus dem Mund, blies den Rauch gegen die Decke und sagte: »Ein ganz geriebener Bursche sind Sie!«
    Sally Durke stürmte herein, ihr rosa Gewand flatterte hinter ihr her. Sie riß den gelben Umschlag auf, zerrte

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