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Sein erster Fall

Sein erster Fall

Titel: Sein erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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denn?«
    »Ich gehe zurück ins Hotel und gehe mit Alma Hunter zum Essen.«
    Sie sah mich scharf an. »Mir scheint«, sagte sie, »Sie hören nicht gern auf Ratschläge.« Ihre Stimme klang nachsichtig wie die einer Mutter, die ihrem Sprößling einen leisen Vorwurf macht.
    »Tu’ ich auch nicht«, erwiderte ich.
    Sie ließ sich in die Polster sinken.
    »Ziehen Sie den Klappstuhl ’runter, Donald, ich möchte meine Füße drauflegen. Und nehmen Sie nicht alles gleich so ernst. Gute Nacht.«
    Ich nahm höflich den Hut ab, das Taxi entführte sie in den Verkehr. Dann ging ich zurück zum Hotel, wobei ich fast mit einem Mann zusammenstieß, der hinter mir stand.
    »Verzeihung«, sagte ich.
    »Wohin so eilig?« fragte er.
    »Das würden Sie doch nicht kapieren«, sagte ich und wollte an ihm vorbei. Ein zweiter Mann, der noch etwas weiter weg stand, vertrat mir den Weg.
    »Langsam, Kleiner«, sagte er.
    »Was soll das?« fragte ich.
    »Der Chef möchte Sie sprechen«, erklärte der eine.
    »Ich habe mit Ihrem Chef nichts zu tun.«
    Der erste war groß und schlank, er hatte eine Hakennase und harte Augen. Der andere war ein typischer Boxer: breite Schultern, schmale Hüften und ein Stiernacken; seine Nase war gründlich platt geschlagen, und ein verkrüppeltes Ohr hatte er auch. Er konnte gut quasseln, offenbar hörte er sich gerne reden.
    »Natürlich«, sagte er, »das kennen wir schon; du hast nichts mit dem Chef zu tun, wie? Also, wollen Sie jetzt mitkommen, oder sollen wir dem Chef berichten, daß Sie nicht mitmachen wollen?«
    »Was mitmachen?«
    »Ein paar Fragen beantworten.«
    »Was für Fragen?«
    »Wegen Morgan Birks.«
    Ich sah von einem zum andern und drehte mich dabei unmerklich, daß ich das Hotel sehen konnte. Sandra Birks und ihr Bruder mußten jeden Augenblick herauskommen. Sie würden natürlich annehmen, ich hätte sie in eine Falle gelockt oder ver-raten. Ich blickte grinsend zu den harten Augen des größeren der beiden auf und sagte: »Klar komm’ ich mit.«
    »Na also, haben wir uns ja gleich gedacht«, bemerkte der Boxertyp und blickte erwartungsvoll die Straße hinunter. Eine große Limousine löste sich aus dem Verkehr, die beiden Männer schoben mich hinein und setzten sich neben mich.
    »Los, John«, sagte der Lange zum Fahrer.
    Als wir in das Villenviertel kamen, wurde ich allmählich mißtrauisch.
    »Was soll das alles heißen?« fragte ich.
    Der eine, der Fred hieß, antwortete: »So, jetzt halten Sie mal still, Kleiner, Sie kriegen jetzt eine Binde vor die Augen, damit Sie nicht zuviel sehen.«
    Ich schlug zu, aber mein Kinnhaken schien ihn weiter nicht zu beeindrucken. Er holte eine gefaltete Binde aus der Tasche und legte sie mir über die Augen. Ich wehrte mich und versuchte zu schreien. Sie packten meine Gelenke und legten mir Handschellen an. Der Wagen machte ein paar Drehungen, damit ich die Orientierung verlieren sollte. Nach einer Weile spürte ich, daß wir langsam irgendwo einfuhren, ich hörte, wie eine Garagentür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Man nahm mir die Binde ab, und ich sah, daß wir uns in einer Garage befanden. Die Außentür war geschlossen, eine Seitentür führte in ein Treppenhaus. Wir stiegen die Treppe zu einem Korridor hinauf, kamen an einer Küche vorbei, gingen durch ein Eßzimmer und kamen dann in ein Wohnzimmer.
    Ich'spielte meine Rolle weiter.
    »Was ist denn nun los?« fragte ich. »Ich denke, ich soll zur Polizei?«
    »Wieso Polizei?«
    »Zum Polizeichef.«
    »Sie werden den Chef schon sprechen.«
    »Aber doch nicht hier?«
    »Doch. Er wohnt hier.«
    »Sind Sie überhaupt von der Polizei?«
    Die Männer sahen mich mit geheucheltem Erstaunen an.
    »Polizei?« fragten sie. »Wieso denn das, Kleiner? Wie kommen Sie denn darauf? Wir haben doch nie behauptet, wir wären Von der Polizei. Wir haben nur gesagt, der Chef wolle Sie sprechen. So nennen wir unseren Boss.«
    Es war zwecklos, weiter den Naiven zu spielen, also schwieg ich.
    »Setzen Sie sich doch«, forderte der Untersetzte mich auf. »Der Chef kommt sofort. Er wird ein paar Fragen an Sie stellen, und dann fahren wir Sie zur Stadt zurück, und alles ist in Butter.«
    Ich setzte mich und wartete. Kurze, nervöse Schritte ertönten vom Hausflur, und ein fetter Kerl mit wulstigen Lippen und aufgedunsenem Gesicht, an dem der Schweiß unappetitlich herunterlief, kam schnell und federnd wie ein Ballettmeister hereingetänzelt. Seine kurzen Beine ließen ihn noch fetter erscheinen, als er war,

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