Sein erster Fall
herum, so daß mein Bein gegen das Stuhlbein kam. »Sie können mich sonstwo!« sagte ich.
Der Dicke hielt Fred mit erhobener Hand zurück.
»Langsam, Fred«, sagte er, »nicht so stürmisch! Der junge Mann hier hat Mut. Mal sehen, was das Frauchen dazu sagt. Was meinst du, Liebling? Sollten wir...«
»Los!« sagte sie zu Fred.
Fred griff wieder nach meiner Krawatte. Ich stand auf, sammelte alle meine Kräfte und zielte gut auf seinen Magen. Ich hob mich in der Hüfte so, daß alle meine Kraft in dem Schlag saß, meine rechte Faust sauste wie ein Kolben vor. Aber dann geschah etwas mit meinem rechten Arm, er wurde völlig gefühllos. Eine Faust krachte gegen mein Kinn, ich wurde vom Boden hochgehoben und wirbelte durch die Luft. Vor meinen Augen tanzten grelle Blitze, und mein Magen drehte sich. Ich versuchte, etwas zu erkennen, da kam wieder eine Faust auf mich zu. Ehe ich mich versah, explodierte sie in meinem Gesicht. Wie aus weiter Feme hörte ich eine Frauenstimme: »Mehr in die Rippen, Fred.« Und dann grub sich etwas in meine Magengegend, ich klappte zusammen wie ein Taschenmesser. Mir wurde gerade noch klar, daß das Ding, das mir gegen die Schläfe knallte und dort haftenblieb, der Fußboden war.
Ich hörte die Stimme des Dicken schwach und gequetscht wie ein ungenau eingestelltes Radio. »Laß jetzt mal, Fred, übertreib es nicht. Schließlich soll er ja doch reden.«
Der Lange stand über mir. »Hat keinen Zweck mit dem Kerl«, sagte er. »Wir verlieren nur kostbare Zeit. Er hat die Papiere, und alles ist für die Zustellung vorbereitet.«
»Wo hat er sie?« fragte die Frau.
»In der Rocktasche.«
»Sieh mal nach.«
Fred streckte seinen Arm aus und packte mich am Hemdkragen. Er riß mich mit einem solchen Ruck in die Höhe, daß mein Hals wie ein nasser Lappen nach hinten schnellte und mir fast den Kopf abdrehte. Ich fühlte, wie man meine Tasche durchwühlte. Bills Stimme ertönte: »Er hat das Original der Vorladung, eine Kopie ist nicht dabei.«
»Ihr verdammten Hornochsen!« rief die Frau. »Die hat er natürlich längst zugestellt.«
»Kann unmöglich sein«, sagte Fred.
»Und warum nicht?«
»Weil er sie noch nicht zugestellt hatte, als er ins Hotel Perkins ging. Ungefähr fünf Minuten später kam Alma Hunter auch und ging zu ihm ’rauf. Sie hatten sich als Ehepaar eingetragen. Dann erschienen Sandra Birks und ihr Bruder. Dann kam er wieder ’raus. Auf der Straße zog er die Papiere aus der Tasche, um nachzusehen, ob alles in Ordnung sei, und steckte sie nieder in die Tasche. Dann ging er zum Amt und schickte ein Telegramm ab. An wen, wissen wir nicht, das Mädchen am Schalter hielt dicht, Geld interessierte sie nicht. Als wir sie weiter beknieten, drohte sie mit der Polizei. Von dort folgte ich ihm zu einem Kostümverleih, wo er sich eine Pagenuniform besorgte, dann ging er ins Hotel zurück. Er blieb etwa zwanzig Minuten, und schließlich kam er mit Mrs. Cool wieder ’raus.«
»Wann ist Mrs. Cool ins Hotel gegangen?« fragte der Chef.
»Haben wir nicht gesehen, Jerry hatte das Hotel zu bewachen, er sagte, glaube ich, daß sie zwanzig Minuten, ehe dieser Kerl mit seinem Kostüm zurückkam, ’reingegangen ist.«
Ich lag auf dem Boden und wand mich vor Schmerzen; Schwindel und Übelkeit übermannten mich. Ich wollte mich übergeben, aber ich konnte nicht. Jeder Atemzug tat mir in der Seite weh. Ich wußte, das warme, klebrige Zeug, das von meinem Gesicht auf meinen Hemdkragen tropfte, war Blut, aber ich war zu schwach, um mich darum zu kümmern.
»Ruft Jerry an den Apparat«, sagte die Frau. »Er soll das Hotel von oben bis unten durchkämmen, Morgan Birks ist bestimmt dort.«
»Morgan Birks kann gar nicht drin sein«, widersprach Fred. »Wir hatten einen Tip bekommen, und Jerry hat das Hotel seit voriger Woche ununterbrochen beobachtet, wir wissen genau, daß Birks nicht dagewesen ist, jedenfalls noch nicht. Morgan sollte sich dort mit seiner Puppe treffen.«
»Seid ihr diesem Knaben gefolgt, oder habt ihr ihn im Hotel aufgelesen?« fragte die Frau.
»Vorm Hotel.«
»Und das Hotel wird dauernd kontrolliert?«
»Verlassen Sie sich darauf!«
»Trotzdem muß er die Papiere im Hotel zugestellt haben.«
Jemand langte zum Boden und hob mich hoch. Um meine zerschundene Nasenspitze klemmten sich zwei Finger, die Hand drehte sich mit einem Ruck, und ich hatte das Gefühl, als würde mir die Nase mit der Wurzel ausgerissen. Freds gelassene Stimme ertönte: »’raus mit der
Weitere Kostenlose Bücher