Sein erster Fall
Fettwülsten seiner Backen zu verschwinden. »Jawohl, so gefallen Sie mir. Wir erzählen Ihnen, was Sie gern wissen möchten, und Sie erzählen uns dafür, was wir wissen wollen. Sehen Sie, Mr. Lam, wir sind Geschäftsleute. Wir waren mit Morgan Birks assoziiert und Morgan Birks hat noch... Ja, nennen wir es ruhig Verbindlichkeiten uns gegenüber, gewisse Verpflichtungen. Wir möchten nicht gern, daß er diese etwa vergißt. Es liegt uns daran, daß er an sie erinnert wird. Nun waren Sie beauftragt, ihm eine Vorladung zuzustellen, und um keinen Preis möchten wir uns da hineinmischen, nicht wahr, Fred? Nicht wahr, John? Sehen Sie, die Jungen sind ganz meiner Meinung. Wir möchten Sie überhaupt nicht bei Ihrer Arbeit stören, Mr. Lam. Aber sobald Sie damit fertig sind, möchten wir dann gern wissen, wo Morgan Birks ist.«
»Nun, ich sehe keinen Grund«, antwortete ich, »warum ich Ihnen nicht helfen sollte, vorausgesetzt nur, daß Mrs. Cool ihre Zustimmung gibt. Sie ist meine Chefin, und ohne ihr Einverständnis möchte ich natürlich nicht handeln.«
»Vielleicht, daß Fred ihm mal ’ne kleine Abreibung verabfolgt, Chef«, sagte der Lange. »Und sieht’s so aus, als ob die Sache jetzt bald platzen müsse. Er hat Morgan Birks wohl im Hotel Perkins zu treffen versucht. Die ganze Blase war dort versammelt. Sandra Birks, ihr Bruder, der aus New York gekommen ist und sich bei einem Autounfall das Nasenbein gebrochen hat, dann ein Kerl, der seinen Namen im Hotel mit Holoman angegeben hat und den wir nicht unterbringen können, ferner Alma Hunter, Bertha Cool und dieser Knabe hier. Er kam mit Bertha Cool aus dem Hotel und setzte sie in ein Taxi. Er wollte gerade wieder ins Hotel zurück, da haben wir ihn kassiert.«
»Reden Sie lieber, Mr. Lam«, sagte der Chef. »Es ist wirklich wichtig für uns, und manchmal sind meine Leute recht impulsiv. Niemand bedauert das mehr als ich, aber Sie wissen ja selbst, wie solche Jungens sind, die lassen sich einfach nicht halten!«
»Ich bin überzeugt, Mrs. Cool würde gern mit Ihnen kooperieren, wenn Sie sich mit ihr in Verbindung setzen würden«, sagte ich, »ich glaube sogar, sie hat Informationen, die sie Ihnen zur Verfügung stellen könnte, das ist ja ihr Geschäft.«
»Natürlich, natürlich«, sagte der Dicke. »Das ist wirklich ’ne Idee. Und gar keine so schlechte. Da muß ich meine kleine Frau doch mal fragen. Was sagst du dazu, mein Herzblatt?«
Die riesige Frau saß mit unbeweglicher Miene da. Ihre harten, kalten Augen sahen mich an, als liege ich unter dem Mikroskop.
»Los, Abreibung!« befahl sie.
Der Dicke nickte.
Freds Arm schoß vor, mit den Fingern hakte er hinter den Knoten meiner Krawatte und drehte seine Hand, bis ich keine Luft mehr bekam. Dann zog er mich an der Krawatte vom Stuhl hoch.
»Auf!« rief er.
Er schlug mir mit der Kante seiner rechten Hand unter die Nase, daß mir die Tränen aus den Augen schossen.
»Hinsetzen!« sagte er.
Unter seiner schweren Hand fiel ich nieder wie ein Sack Mehl.
»Aufstehen!« sagte er und riß mich an der Krawatte wieder hoch. Ich versuchte, seine Hand abzuwehren, die abermals auf meine Nase zielte, aber er war schneller als ich.
»Hinsetzen«, sagte er.
Ich hatte ein Gefühl, als ob mir mein ganzes Gesicht abgerissen werde.
»Auf stehen.«
»Hinsetzen.«
»Aufstehen.«
»Hinsetzen.«
»Aufstehen.«
»Hinsetzen.«
»So, jetzt antworte gefälligst!«
Er gab mich frei und trat einen Schritt zurück.
»Antworten!« wiederholte er. »Und ein bißchen plötzlich.«
Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. Seine Stimme klang so unpersönlich und gleichgültig, als sei das eine alltägliche Angelegenheit für ihn, Leuten eine Abreibung zu geben, und daß es ihn höchstens ärgerte, nach Feierabend noch mit so etwas belästigt zu werden.
»Sehen Sie, Mr. Lam«, sagte der Fette, indem er leutselig lächelte, »sehen Sie, Fred hat immer recht. Wenn er sagt: Aufstehen! dann stehen Sie auf. Wenn er sagt: Hinsetzen! dann setzen Sie sich hin. Wenn er jetzt nun sagt: Reden, dann reden Sie nun auch schön.«
Ich holte mein Taschentuch heraus, Blut tropfte aus meiner Nase und lief mir über das Gesicht.
»Deswegen keine Sorge«, sagte der Dicke, »das ist nur äußerlich. Sowie Sie uns gesagt haben, was wir wissen wollen, können Sie ins Badezimmer gehen und das in Ordnung bringen. Fred wird Ihnen dabei helfen. Also, wann haben Sie Morgan Birks zum letztenmal gesehen?«
Ich drehte mich ein wenig auf meinem Stuhl
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