Sein letzter Burgunder

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Autoren: Paul Grote

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Geraden. Eine männlich-sonore, die Spannung steigernde Stimme aus dem Lautsprecher kommentierte das Einrücken der Pferde in die Startboxen. Antonia hatte ihr Opernglas mitgebracht, sie sah die in den engen Boxen zappelnden Tiere am besten, Frank schaute durch sein Teleobjektiv zu, für Henry waren Pferd und Reiter lediglich weit entfernte Figuren.
    Vier Pferde fehlten noch in den Startboxen, wie der Kommentator über Lautsprecher verkündete, dann waren es nur noch zwei, Leoderprofi und Shadow Hill. Als endlich die Türen hinter allen Pferden geschlossen waren, läutete die Startglocke.
    Die Boxen öffneten sich, die Pferde sprangen heraus und rasten los. Der Kommentator war genauso aufgeregt wie die Pferde und das Publikum.
    »An der Innenseite übernimmt zunächst einmal Sijana das Kommando – vor Flugano, an dritter Stelle folgt Leoderprofi, an vierter Stelle liegt der Außenseiter des Feldes.«
    Die Stimme des Kommentators verriet Spannung.
    »Die Position verschiebt sich aber noch – Sijana legt inzwischen einen guten Takt vor – Flugano übernimmt die Innenseite – weiter außen ist dann Leoderprofi, der jetzt in zweiter Position erscheint.«
    Noch blieben die Worte verständlich, aber sie kamen immer schneller, je mehr sich die Pferde der langgestreckten Kurve näherten.
    »Kingshill Prince ist mit im Vorderfeld – ebenso wie Sprite Rock, der jetzt offenbar den Kopf an der Außenseite in Front hat. Sprite Rock und Sijana sind die beiden vorderen Pferde – dann sieht man an der Außenseite Kingshill Prince, in der Bahnmitte Leoderprofi.«
    Henry sah nichts weiter als winzige Figürchen wie an Schnüren gezogen jenseits der grünen Wiesen und Büsche in der Rennbahnmitte.
    »So geht es in den Bogen hinein, dahinter dann Flugano an der Innenseite – das Feld bleibt weiter geschlossen. Und genauso erreichen die Pferde jetzt den Schlussbogen, Sprite Rock vor Sijana – außen folgt dann Kingshill Prince – an fünfter Stelle jetzt Flugano – wieder an der Innenseite – gerade geht es an der Geläufeinmündung vorbei – Sprite Rock noch immer vor Sijana – sie sind auch die vorderen Pferde, die jetzt den Einlauf an der Spitze erreichen …«
    Die Stimme des Kommentators überschlug sich inzwischen.
    »Außen ist dann Bear in Mind – er kommt heran – er hat sich vorgearbeitet – die letzten fünfhundert Meter werden anvisiert – und Sprite Rock bleibt an der Spitze. Darshana ist die erste Angreiferin – Bear in Mind kommt von außen heran – die drei Pferde scheinen sich von Past twelve und Leoderprofi freimachen zu können …«
    Der Kommentator ließ seiner Erregung jetzt völlig freien Lauf.
    »… Bear in Mind jetzt an der Spitze, Bear in Mind führt – jetzt noch hundertfünfzig Meter – aber an der Außenseitekommt Past twelve – Past twelve geht nach vorn – Past twelve geht an Bear in Mind vorbei – aber Bear in Mind zieht wieder an, aber Past twelve bleibt vorn, Past twelve gewinnt, Past twelve gewinnt – vor Bear in Mind! Dritter ist Darshana – vor Sprite Rock, dann kommt Leoderprofi, und dahinter folgt Flugano an sechster Stelle.«
    Die Luft war raus, ein erlösendes Aufatmen ging durch die Zuschauer. Antonia Vanzetti, die während des Rennens aufgeregt herumgezappelt hatte, fiel enttäuscht in sich zusammen, aber die hektischen roten Flecken im Gesicht blieben. Trotzdem wirkte sie glücklich, sie hatte lediglich zwölf Euro verloren, genau wie Henry. Weder Experten noch Computer hatten das Einlaufen der Pferde richtig vorausgesagt. Doch Antonia Vanzetti wollte wieder wetten – »dieses Mal die Dreierwette, ja?« –, und gemeinsam ging man, nach einer Tasse Kaffee, hinunter zu den Wettschaltern. Dort wurden die Gewinne ausgezahlt, nachdem die Quoten bekannt gegeben worden waren.
    Henry stieß Frank an. »Schnell, mach ein Foto von der dritten Schlange, von Kasse sechs!«
    »Wozu das?«
    »Frag nicht, tu’s einfach!«, drängte Henry nervös. »Kasse sechs!«
    »Und wen da? Hinter wem bist du her?«
    »Die Frau, die … die Schwarzhaarige von eben, siehst du die beiden Männer? Die waren im Casino, in der letzten Nacht vor dem Mord, sie standen hinter Amber …«
    »Das ist doch die, nach der du mich vorhin gefragt hast«, meinte Antonia Vanzetti kopfschüttelnd.
    Henry rannte los, drängte sich durch die Wartenden, schubste Besucher beiseite, sie regten sich auf, schimpften, er