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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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Brust rutschte. Sollte er sich nicht an den Tisch setzen, bevor er hier vom Stuhl fiel, und den Kopf auf den Tisch legen? Frank entkorkte die Flasche: Weinvernichtung, fiel Henry dazu ein, Vandalismus vor dem endgültigen Untergang, die ultimative Weinprobe. »Willst du das noch probieren oder nur die Flasche aufmachen?«
    »Ich   – will   – mich   – fortbilden«, sagte der Fotograf mit schwerer Zunge. »Ich   … mache jetzt die   … Vergleichsprobe zwischen Kaiserstühler Spätburgunder und burgundischem Pinot Noir.«
    »Du weißt doch gar nicht mehr, was du trinkst, Frank! Setz dich her, wir erwarten gemeinsam den neuen Tag, die Sonne geht gleich auf, und alles wird gut.«
    Frank kam mit einer zweiten Flasche zurück, knallte sie vor sich hin und setzte sich und starrte sie an.
    Henry beugte sich zu ihm. »Rebecca stecken wir in die Klapsmühle, nur was wird mit dem da unter der Pappe?« Das Letzte, was Henry von Frank sah, war, dass er die Augen schloss und den Kopf auf die Arme legte, den Korkenzieher in der Hand   …
     
    Es donnerte. Es donnerte wieder, und Henry brauchte eine Weile, um das fürchterliche Donnern zu lokalisieren. Es kam von der Kellertür. Die beiden Jockeys fuhren mit einem riesigen schwarzen BMW dagegen. Henry hatte das Gefühl, dass sie gleichzeitig von innen gegen seine Schädeldecke fuhren. Die beiden waren schwarz gekleidet, schwarze Seide, hauteng, glänzend, Helme, jeder hielt eine Reitpeitsche zwischen den Zähnen wie Piraten ein Messer. Einer von beiden sah Hecklers Kettenhund verdammt ähnlich, er war genauso ausgemergelt. Er würde seinen Job in Spanien übernehmen. Das passte den Jockeys nicht, sie fuhren aus Protest weiter gegen seine Schädeldecke und brachten sein Gehirn, wenn er noch eines hatte, vollkommen durcheinander. Wieso sollte Koch seine Arbeit in Spanien fortsetzen? War nicht irgendetwas an dieser Geschichte unlogisch? Es krachte wieder. Nein, die Geschichte stimmte hinten und vorne nicht. Jockeys fuhren keinen BMW, sie ritten, und Pferde machten keinen Krach, sie trabten oder galoppierten, kantapper, kantapper in den Wald hinein, und man konnte dabei viel Geld gewinnen, aber das Wummern   – nein, es war nicht inseinem Kopf, es war an der Tür, da war jemand, oh, er brauchte Wasser, seine Zunge fühlte sich an wie ein Scheuerlappen. Jetzt ein Gläschen Champagner   – der würde helfen. Wo stand der noch?
    Henry sah sich mit verkniffenem Gesicht um, die Augen schmale Schlitze, und durch diese Schlitze sah er einen Berg aus Wellpappe. Da lag jemand. War das Brunner? Wie ging es ihm, wie ging es seiner Wunde? Und ihm gegenüber auf der Tischplatte lag der Kopf des Fotografen aus der Toskana, er röchelte mehr, als dass er schnarchte. Verdammt, es krachte wieder, es war wirklich an der Tür, die Steinmauer zitterte nur, da wollte jemand die Tür aufbrechen, und zwischen jedem Krachen wurde etwas gerufen. Sein Name? Henrique? Henrique! Tatsächlich, sein Name. Die Stimme war die einer Frau, er bekam einen Schreck, es war eine Frau, die er sehr gut kannte. Sie hatte es wahr gemacht, sie war wirklich hier, diese Frau war phänomenal. Sein Verhalten zu erklären würde nicht einfach sein. Sie hatte ihn gewarnt. Jetzt war er nüchtern.
    Er rüttelte Frank an der Schulter, doch der brummte nur und wehrte sich gegen jede Mitarbeit beim Abtragen der Mauer. Sie war stabil, Deutsche bauten gute Mauern. Henry sah sich nach einer Flasche um, es waren zu viele, um sich zu entscheiden, welche er nehmen sollte. Mit einem bösen Grinsen nahm er den Pingus, die teuerste, die er kriegen konnte, und gab damit die Klopfzeichen drei kurz, drei lang, drei kurz   – SOS.   Ihm wurde geantwortet, auf die dumpfen Rufe jenseits der dicken Tür konnte er nicht antworten, mehr als ein Krächzen brachte er nicht heraus.
    »Hier, trink das.« Er rüttelte Frank an der Schulter und stellte ihm ein Glas Champagner hin.
    »
Vai a fare in culo
.« Der Fotograf versuchte, seine entgleisten Gesichtszüge zu sortieren. Seine Stimme glich dem Geräusch einer Eisensäge, aber dann ließ er sich doch vom Champagner überzeugen.
    »Wer ist da draußen?« Franks Grabesstimme schien einem anderen zu gehören.
    »Ich glaube, es ist meine Frau.« Auch Henry meinte, dass aus ihm eine fremde Stimme sprach.
    »
Non dire stronzate
! Oh, mein Gott, was bin ich betrunken. Wie spät ist es? Wer ist da an der Tür? Deine Frau? Wo kommt die denn her?
Porca miseria
, das verspricht Ärger.«
    »Hör auf

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