Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
Vom Netzwerk:
stand seufzend auf.
    »Ich werde mir das mal anschauen.«
    Kann nicht schaden, wenn Stiller fünf Minuten allein zurechtkommen muss, dachte sie.
    Als sie eine Viertelstunde später Geraldines Caravan Club verließen, machte Inspektorin Moerk einen resignierten Eindruck.
    »Da ist nicht viel bei rausgekommen«, sagte sie.
    »Nein«, stimmte Stiller ihr zu, »das ist wohl wahr. Und wie sah es da aus, wo der Wohnwagen gestanden hat?«
    »Ein graubrauner Fleck im Gras«, berichtete Beate Moerk finster. »Das war alles. Typisch, dass sie sich nicht mal die Mühe gemacht hat, es zu melden. Das Feuer kann sehr wohl gelegt worden sein, aber jetzt werden wir das nie mehr herauskriegen. Hast du noch was von ihr unter vier Augen erfahren?«
    »Zwei Namen von Personen, die gleichzeitig mit Verlangen hier gewohnt haben«, sagte Stiller und klopfte sich auf die Brust, wo er seinen Notizblock in einer Innentasche verwahrte.
    »Wahrscheinlich jeder verheiratet, nur nicht miteinander, aber sie kannte sie schon von früher. Ansonsten nicht viel… wir haben in erster Linie über ihr Buch geredet.«
    »Was?«
    »Über ihren Roman, den sie seit vierzig Jahren schreibt.«
    »Ja, ich weiß… und was hat sie dir darüber erzählt?«
    Stiller räusperte sich etwas peinlich berührt.
    »Sie behauptet, dass sie fast fertig ist. Hat mich gefragt, ob ich ihn lesen will, bevor sie ihn an einen Verlag schickt… er muss so gut zweitausendeinhundert Seiten dick sein.«
    »Meine Güte! Zweitausend…«
    »… einhundert, ja. Ich habe zugesagt, das war vielleicht ein wenig übereilt, aber ich wollte sie nicht verletzen.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Beate Moerk. »Dann weißt du ja, was du im kommenden Jahr an deinen Abenden machen wirst.«
    Stiller nickte.
    »Ist nicht so schlimm. Ich lese sowieso ziemlich viel, und vielleicht vergisst sie es ja auch.«
    Beate Moerk betrachtete ihn verstohlen von der Seite, während er den Wagen aus der Parklücke manövrierte, und dachte, dass er offensichtlich noch weitere Saiten auf seiner Lyra hatte, die sie bisher noch nicht entdeckt hatte. Der Polizeianwärter.
    »Was machst du?«, fragte Ulrike Fremdli.
    »Wie bitte?«, fragte Van Veeteren zurück und nahm die Kopfhörer ab. »Was hast du gesagt?«
    »Ich möchte wissen, was du hier machst. Es ist Viertel nach drei.«
    »Ich konnte nicht schlafen«, erklärte Van Veeteren. »Deshalb liege ich hier und höre Penderecki.«
    »Ach ja?«, sagte Ulrike.
    Van Veeteren setzte sich auf und machte ihr Platz auf dem Sofa. Sie gesellte sich zu ihm.
    »Was bedeutet das?«
    »Was?«
    »›Ach ja?‹ Wie du das sagst.«
    »Wie habe ich es denn gesagt?«
    »Ungefähr wie Archimedes in der Badewanne. Es klang, als hättest du etwas begriffen.«
    »Es gibt eine ganze Menge, was ich so langsam begreife, das muss dir doch auch schon aufgefallen sein.«
    Sie gähnte und versuchte, sich den Schlaf aus den Augen zu reiben.
    »Oh ja, auf jeden Fall. Aber das hier hat einfach etwas mit meiner Schlaflosigkeit zu tun.«
    »So, so.«
    »So, so?«
    »Ja. Du kannst doch wohl nicht so einfältig sein, dass du nicht begreifst, woher das kommt. Und nicht so einfältig, dass du glaubst, ich würde es nicht verstehen… zumindest Letzteres nicht.«
    Van Veeteren überlegte.
    »Da hast du was gesagt.«
    »Natürlich habe ich das. Und was gedenkst du damit zu tun?«
    »Weiß ich nicht genau. Hast du ein paar gute Vorschläge?«
    »Es gibt nur eine Lösung. Warum sich etwas anderes einbilden?«
    »Meinst du wirklich?«
    »Das weißt du doch. Nun rede keinen Quatsch.«
    »Ich rede nie Quatsch. Aber in Ordnung, ein paar Tage, wenn du darauf bestehst.«
    »Ich bestehe nicht darauf.«
    »Ach so. Na, dann muss ich wohl die Entscheidung selbst treffen.«
    Ulrike brach in Lachen aus und ging ihm an die Gurgel.
    »Aber erst schlafen wir noch mal über die Sache«, fügte Van Veeteren hinzu und machte sich frei. »Wenn ich ehrlich sein soll, dann habe ich böse Ahnungen.«
    Ulrike wurde ernst.
    »Ich auch«, sagte sie, und plötzlich – für den Bruchteil einer Sekunde – sah sie so verdammt bloß und ernst aus, dass sein Herz einen Schlag übersprang.
    Als ob der Tod zu dieser späten Stunde einen kurzen Besuch gemacht hätte, sich dann aber entschieden hatte, sie doch noch für eine Weile in Ruhe zu lassen.
    Ekelhaft, dachte er. Wer ist es, der auf diese Weise den Vorhang ein wenig lüftet?

36
    Kommissar Münster hatte Schwierigkeiten, das Gefühl des Déjà vu abzuschütteln, als er sich

Weitere Kostenlose Bücher