Sein letzter Fall - Fallet G
ist von Frau Hennan nur wenige Tage, bevor sie tot aufgefunden wurde, engagiert worden, um ihren Mann zu beschatten. Verlangens Zeugenaussage trug dazu bei, Hennans Alibi im Prozess nur noch zu untermauern. Die allgemeine Auffassung bei Polizei und Staatsanwaltschaft war, dass Hennan sich eines Helfers bedient hat, um seine Ehefrau zu ermorden, aber man hat nie etwas gefunden, was diese Theorie bestätigen konnte, und Hennan musste auf freien Fuß gesetzt werden… irgendwelche Kommentare bis hierhin?«
»Absolut keine«, sagte Rooth. »Nur weiter.«
»Danke. Fünfzehn Jahre später, genauer gesagt, im letzten Frühling, meldet Verlangens Tochter ihren Vater bei der Maardamer Polizei als vermisst, und ein paar zurückgelassene Notizen deuten darauf hin, dass er sich Mitte April eine Zeit lang hier oben in Kaalbringen aufgehalten hat. Der Grund hierfür scheint zu sein, dass er eine Spur von Jaan G. Hennan gefunden hat. Nota bene ist Hennan zwar ein freier Mann, aber Verlangen behauptet – in einem Telefongespräch mit seinem Enkelsohn und auf einer hinterlassenen Notiz – Indizien gefunden zu haben, die Hennan in Zusammenhang mit dem Mord an seiner Ehefrau bringen. Worauf diese Indizien… oder sogar Beweise… gründen, davon haben wir bis jetzt keine Ahnung. Hauptkommissar Van Veeteren, der 1987 für die Ermittlungen verantwortlich war, begibt sich Anfang Mai hierher nach Kaalbringen, um nach Verlangen zu suchen… oder zumindest nach Spuren von ihm. Er hat Kontakt mit Inspektorin Moerk, die er von früher kennt, und…«
Er wechselte einen Blick mit Beate Moerk, aber da sie nicht gewillt zu sein schien, den Faden aufzunehmen, fuhr er fort.
»… und wir führen eine Befragung aller Hotels in der Stadt durch, können aber keinen Treffer landen. Heute wissen wir, dass das daran lag, dass wir bei unserem Rundruf nicht den Caravanplatz draußen beim Fisherman’s Friend einbezogen haben. Geraldines Caravan Club. Ja, damit sind wir also in der Gegenwart… vor drei Tagen, am Samstag, wurde Maarten Verlangen draußen im Wald in der Nähe von Wilgersee tot aufgefunden. Es herrscht kein Zweifel daran, dass er ermordet wurde… und es ist ebenso offensichtlich, dass er ungefähr seit Mitte April dort draußen gelegen hat. Ja, so sieht also die Lage aus. Was habt ihr dazu beizutragen, bevor wir darauf eingehen, was die gestrigen Gespräche gebracht haben?«
»Nun ja, beitragen…«, brummte Rooth. »Dieser Kerl war irgendeiner Sache auf der Spur, ich kann mir nur nicht vorstellen, was es sein könnte.«
»Es kann von seiner Seite aus auch die reine Einbildung gewesen sein, das dürfen wir nicht vergessen«, sagte Münster.
»Man wird nicht wegen einer Einbildung erschossen«, widersprach Rooth.
»Kann man schon, wenn man Pech hat«, hielt Münster dagegen. »Aber ich bin deiner Meinung: die Hennan-Spur ist ziemlich markant.«
»Es ist ziemlich viel Zeit vergangen«, warf Beate Moerk ein. »Seit dem Frühling, meine ich. Wenn sich dieser Hennan damals wirklich hier im Ort befunden hat, hat er seitdem genug Zeit gehabt, wieder zu verschwinden.«
»Zweifellos«, sagte Münster. »Er kann sich heute in Brasilien befinden. Mit neuer Identität und neuem Aussehen. Wir können nur hoffen, dass er nicht davon ausgeht, dass dies notwendig sein könnte… dass es genügt, Verlangen aus dem Weg zu räumen.«
»Wollen wir denn zumindest voraussetzen, dass er im April hier in der Stadt gewesen ist?«
»Voraussetzen ist zu viel gesagt«, wandte Rooth ein. »Aber lasst uns doch mit dem Gedanken spielen. Es wirkt ein wenig weit hergeholt zu glauben, dass Verlangen sich in der Person geirrt hat, es ihm aber trotzdem gelungen ist, von ihm ermordet zu werden… zumindest erscheint es mir weit hergeholt.«
»Vollkommen richtig«, nickte deKlerk. »Eine derartige Variante können wir so gut wie ausschließen.«
»Wenn er hier im Ort wohnt, dann hat er zumindest den Namen geändert«, bemerkte Beate Moerk. »Es steht kein Hennan im Telefonbuch, und es ist auch keiner im Steuerregister. Wie sieht es aus, würdet ihr ihn wiedererkennen, wenn ihr ihn sehen würdet?«
Münster hatte diese Frage bereits mit Rooth durchgesprochen und musste zugeben, dass er nicht hundertprozentig sicher war. Schon gar nicht, wenn Hennan bewusst versucht hatte, sein Äußeres in irgendeiner Weise zu verändern.
»Die Fotos, die wir von Hennan von 1987 haben, habt ihr ja alle gesehen«, fügte er hinzu. »Wenn er ganz normal gealtert ist, dann könnte
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