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Sein letzter Fall - Fallet G

Sein letzter Fall - Fallet G

Titel: Sein letzter Fall - Fallet G Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Håkan Nesser
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Beate Moerk.
    »Ich bin natürlich aufgewacht«, erklärte Geraldine Szczok irritiert. »Mitten in der Nacht, das Feuer hat richtig Lärm gemacht. Der ganze Wagen stand in Flammen, ich bin hoch und mit dem Feuerlöscher hin… aber das hat nicht viel gebracht, und außerdem war auch kein einziger Gast auf dem Platz. Dann kam der Regen, und zum Morgen hin war es vorbei.«
    »Ist… ist irgendwas übrig geblieben?«, fragte Stiller.
    »Nicht ein Fetzen. Ein schwarzer Fleck auf dem Boden und ein Schrotthaufen, der in zwei Schubkarren passte. Humboldt hat mir geholfen beim Aufräumen.«
    »Wer ist Humboldt?«
    »Ein Nachbar. Der Bauer auf dem Hof da hinten, er hilft mir ab und zu.«
    Sie zeigte wieder mit dem Daumen in eine Richtung.
    »Scheiße«, sagte Beate Moerk.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe ›Scheiße‹ gesagt, wenn Sie entschuldigen. Wir sind auch nur Menschen, auch wenn wir bei der Polizei sind.«
    »Sieh an«, sagte Geraldine Szczok. Lehnte den Kopf zurück und leerte ihre Bierflasche. Als sie fertig war, wischte sie sich den Mund mit dem Handrücken ab und lächelte.
    Oder sah zumindest zufrieden aus. Woran auch immer das liegen mochte.
    »Wir hatten gehofft, etwas zu finden, was er hinterlassen haben könnte«, erklärte Beate Moerk nach einer kleinen Pause. »Und jetzt sagen Sie, dass alles weg ist. Denn er hatte seine Sachen sicher noch in dem Wagen, als der verbrannt ist, oder?«
    »Soweit ich weiß, ja. Ich war nie da drinnen. Hab ja gedacht, dass er noch mal kommt, er war schließlich erst ein paar Tage weg gewesen. Und wir haben nicht in der Asche herumgewühlt, weder ich noch Humboldt.«
    Beate Moerk seufzte und blätterte ihr Notizbuch um.
    »Haben Sie häufiger mit ihm gesprochen, als er hier war?«
    »Nein, kaum ein Wort.«
    »Hat er Ihnen erzählt, warum er hier wohnen wollte?«
    »Ja, weil es billig war. Er hatte meine Reklame am Bahnhof gesehen.«
    »Ach so. Aber was wollte er eigentlich in Kaalbringen? Hat er Ihnen darüber etwas gesagt?«
    »Nein. Und ich mische mich auch nicht in anderer Leute Angelegenheiten ein.«
    »Das ist uns schon klar geworden. Aber irgendwas muss er doch gesagt haben… oder angedeutet?«
    »Ja, er hat gesagt, dass er für eine Woche ein Dach über dem Kopf braucht. Und nachdem die Woche vergangen war, hat er gesagt, dass er noch ein paar Tage hier bleiben müsste. Wir sind dann überein gekommen, dass er bezahlt, wenn er abreist.«
    »Und Sie haben keine Idee, warum er wohl hier gewesen ist?«
    »Nein.«
    »Hat er irgendwelchen Besuch gehabt?«
    »Jedenfalls habe ich keinen bemerkt.«
    »Hat er erzählt, woher er gekommen ist?«
    »Nein.«
    »Und er hat den Namen Henry Sommers angegeben?«
    »Ja. Steht ja auch hier im Buch.«
    Sie klopfte mit den Knöcheln auf den schwarzen Umschlag.
    »Wie hat er die Tage verbracht? Hier auf dem Campingplatz oder irgendwo anders?«
    Sie überlegte eine Weile.
    »Das war wohl verschieden. Ich glaube, er war ziemlich viel weg.«
    »Und Sie hatten in diesem Zeitraum nicht viele Gäste?«
    »Kaum eine Menschenseele. Ein paar Wagen waren an den Wochenenden belegt, das war alles. So ist es immer im April… aber jetzt ist es voll, wie Sie sehen.«
    Sie machte eine stolze Geste zum Campingplatz hin.
    »Ja, offensichtlich«, sagte Beate Moerk. »Die anderen Gäste… die da waren, als Henry Sommers in seinem Wohnwagen gewohnt hat… die sind doch wohl auch in Ihrem Buch verzeichnet?«
    »Aber natürlich. Nicht viele, wie gesagt… und das kann etwas pikant sein.«
    »Pikant?«
    »Ja. Außerdem bin ich nicht so genau mit den Namen. Hauptsache, sie schreiben etwas auf.«
    »Warum kann das pikant sein?«
    »Nun, es kann jemand sein, der verheiratet ist, oder jemand, der es nicht ist.«
    »Ich verstehe«, sagte Beate Moerk. »Ich fürchte, ich brauche die Namen trotzdem. Aber wir werden natürlich so diskret vorgehen wie möglich. Dürften wir uns auch einmal die Reste ansehen?«
    »Die Reste?«
    »Den Platz, wo der Wagen gestanden hat.«
    Geraldine Szczok lehnte sich zurück und ließ ein kurzes Lachen vernehmen.
    »Aber sicher doch. Da hinten in der Ecke, da ist ein grauer Fleck.«
    Sie zeigte auf ein Badminton spielendes Paar. Dann beugte sie sich nach links und fischte eine neue Bierflasche aus einem Eimer, der direkt neben dem Wohnwagen stand. Es war offensichtlich, dass ihr der Besuch trotz allem ein gewisses Vergnügen bereitete. Das Gespräch mit den Vertretern von Recht und Ordnung. Geführt in der Republik der Freiheit. Beate Moerk

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