Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
Vom Netzwerk:
auf den Verband.
    Der Biker in dem Häuschen hatte nur knapp vorbeigeschossen. Die Kugel einer 45er Automatik richtet auch beiStreifschüssen großen Schaden an, und das war hier der Fall gewesen. Die Kugel hatte Knochenmaterial weggekratzt und ein Ohr abgerissen und war dann weitergeflogen.
    Parker zeigte mit dem Kinn auf den Verband. »Ist da drunter noch was vom Ohr übrig?«
    Der Typ schien überrascht, beinahe erfreut. »Sie wollen bei mir den Klugscheißer spielen?«
    »Sagen Sie’s ihm, Mr. Parker«, bat Cathman. »Sagen Sie ihm, dass ich nichts damit zu tun habe.«
    Der Typ lachte. Es gefiel ihm, Herr der Lage zu sein. »Aha, jetzt ist er auf einmal ein Mister, ja?« Der kleine 38er Revolver in seiner rechten Hand war auf Parker gerichtet. »Ich wette«, sagte er, »wenn ich Sie in den Knöchel schieße und dann eine Frage stelle, werden Sie antworten. Was meinen Sie?«
    »Ich meine, dass das die falsche Umgebung für Schießereien ist«, sagte Parker. »Ich meine, es würde hier bald von Polizisten wimmeln, und ich glaube nicht, dass einer der Anwesenden sich das wünschen kann. Wenn Sie doch lieber mit Ihrem Gehirn als Ihrem Revolver denken möchten, greifen Sie mir in die linke Gesäßtasche und lesen Sie Cathmans Geständnis.«
    Das brachte den Typ aus dem Takt. »Sein was?«
    »Es war ein Brief«, stammelte Cathman, »ich hätte ihn nie abgeschickt, ich brauchte nur …«
    »Lesen Sie ihn«, sagte Parker. Mühsam wälzte er sich auf die andere Seite. »Dann können wir reden.«
    Der Typ war vorsichtig und nicht unbedingt ein Amateur. Er kam in weitem Bogen auf Parker zu, hielt Abstand von seinen Füßen, ging hinter ihm in die Hocke, legte den Revolverlauf an seinen Nacken und ließ ihn dort, während er ihm die zusammengefalteten Seiten aus der Tasche zog. Dann stander auf und zog sich zur Tür zurück, wo Parker ihn wieder sehen konnte.
    Cathman sagte: »Ich muss aufs Klo.«
    Der Typ fummelte mit den Blättern herum, legte dabei aber weder den Revolver weg, noch ließ er Parker aus den Augen. Zerstreut sagte er: »Gehen Sie, gehen Sie.«
    Cathman, der in seinem gelb-grün gestreiften Pyjama wie ein großes, trauriges Kind wirkte, stand aus dem Bett auf und tappte barfuß ins Badezimmer nebenan, während der Typ endlich die Blätter auseinanderbekam und zu lesen anfing.
    Parker drehte sich wieder zurück und setzte sich mühsam auf, dann rutschte er rückwärts, bis er sich an das Fußteil des Bettes lehnen konnte. Er schaute sich auf dem Boden um – nirgends der Python; wahrscheinlich hatte der Typ ihn in der Tasche. Er sah zu, wie er las, und überlegte, wie er mit der Situation fertig werden sollte.
    »Du lieber Gott.« Der Typ war fertig. Er ließ die Blätter auf den Boden fallen, schaute Parker an und sagte: »Der Kerl ist ja total durchgeknallt.«
    »Ja, ist er.«
    »Er hat Sie angestiftet, um Sie hinhängen zu können. Das ist noch nicht mal bloß Anstiftung zu einer Straftat, ich weiß gar nicht, wie man das nennen soll.«
    »Blödheit.«
    »Genau.« Der Typ war jetzt entspannter, als hätte die Tatsache, dass Cathman ein Amateur und ein Idiot war, eine Verbindung zwischen ihnen beiden geschaffen. »Wenn Sie nicht hergekommen sind, um die Beute aufzuteilen oder so was, wozu dann?«
    »Um ihn umzubringen.«
    »Aha. Keine halben Sachen.«
    »Genau.«
    »So hätte ich’s vor Jahren auch machen müssen«, sagte der Typ. »Also gut, Mr. Parker, ich will einen Anteil. Ich habe Sie, aber ich will nicht Sie, ich will Geld. Sind Ihre Partner auch tot?«
    »Nein. Wir kennen uns und arbeiten zusammen.«
    »Die warten also darauf, dass Sie zurückkommen, Auftrag erledigt, die tickende Zeitbombe entschärft.«
    »So ist es. Wir teilen das Geld auf und gehen unserer Wege.«
    »Wenn ich Sie umbringe«, sagte der Typ, »finde ich die anderen nicht und kriege nichts ab von dem Geld. Aber wenn ich Sie am Leben lasse, muss ich Geld kriegen. Ich brauche Geld, das ist der langen Rede kurzer Sinn.«
    »Das leuchtet mir ein.«
    »Was bieten Sie an?«
    »Wir haben vierhunderttausend«, sagte Parker.
    Der Typ runzelte die Stirn. »Im Radio haben sie gesagt, es sind dreihundertfünfzigtausend.«
    »Kann ich mir nicht erklären. Meistens verschätzen die sich nach oben. Ich weiß nur, dass wir über vierhunderttausend haben.« Damit seine Story aufging, musste es so aussehen, als wäre genug für alle da. »Wir sind fünf, das macht also achtzig für jeden, ein bisschen mehr als achtzig. Sie helfen mir auf zwei Arten,

Weitere Kostenlose Bücher