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Sein letzter Trumpf

Titel: Sein letzter Trumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Zsolnay Verlag
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Cathman?
    Parker war nicht mehr müde. Er schloss die Tür des Pickups und ging auf Cathmans Haus zu, die Nummer 437.

 
    ACHT
     
    Wie beim letztenmal waren an den Fenstern der verglasten Veranda und denen im ersten Stock die Rollos heruntergelassen. Dahinter brannte Licht, oben wie unten.
    Parker verschaffte sich auf die gleiche Weise Zugang zum Haus wie zuletzt, als er die Jacke des Elektrizitätswerks getragen hatte. Diesmal war es früher Morgen, es war niemand zu sehen und kein Verkehr in der Seitenstraße, deshalb ging er einfach auf das Haus zu, als gehörte er hierher. Von drinnen konnte keiner herausschauen, ohne sich am Rollo zu schaffen zu machen, und das wäre ihm aufgefallen.
    Die Küchentür war wieder abgeschlossen, und das Schloss war immer noch kein ernstzunehmendes Hindernis. Er ging hinein und blieb dann stehen, um zu horchen. Nichts. Nirgendwo ein Geräusch.
    Langsam ging er durchs Haus. Im Wohnzimmer brannten drei Lampen, aber es war niemand anwesend. Zwei Zeitschriften und eine Zeitung lagen unordentlich neben einem Sessel.
    Parker ging weiter, überprüfte die verglaste Veranda und stellte fest, dass im ganzen Erdgeschoss niemand war. Die nach oben führende Treppe lag im Dunkeln, aber man sah, dass hinter der Ecke Licht brannte. Er hielt den Python quer vor seine Brust und ging seitwärts hinauf, ganz langsam. Die Stufen waren mit einem Teppich bedeckt, und obwohl der Teppich abgetreten war, quietschten die Stufen nicht.
    Von dem kurzen Flur im ersten Stock gingen Türen ab, von denen keine geschlossen war. In zwei Räumen brannte Licht, und vom letztenmal wusste er, dass das auf der linken Seite Cathmans Schlafzimmer war und das am Ende des Flurs sein Büro.
    In dem dunklen Zimmer rechts war niemand. Cathman selbst war in seinem Schlafzimmer, im Bett; er lag auf der Seite und schlief, mit gerunzelter Stirn. Die Deckenlampe und eine Nachttischlampe brannten. Parker durchquerte lautlos den Raum und überprüfte den Einbauschrank – niemand versteckte sich darin.
    Es war überhaupt niemand sonst im ersten Stock. Zum Schluss kam Parker ins Büro, und auch da war niemand. Wo zum Teufel war der Kerl mit dem Pickup? Es war logisch, dass er irgendwie mit Cathman verbunden war, das war logisch, seit er bei den Häuschen aufgetaucht war, und es war noch logischer, seit sein Pickup hier eine Straße weiter abgestellt war. Aber Cathman schlief bei Licht, und es war niemand sonst im Haus, also war irgend etwas an der Gleichung doch nicht logisch.
    Bei Parkers erstem Besuch in diesem Haus war das Büro der ordentlichste Raum darin gewesen, als hätte Cathman sich selbst beweisen wollen, dass er ein Profi war, dem man Gehör, Achtung und eine Anstellung schuldete. Diesmal lagen drei oder vier Blatt liniertes Papier unordentlich auf dem Schreibtisch, bedeckt mit einem stark korrigierten handschriftlichen Text in schwarzer Tinte.
    Was war mit Cathman los? Warum hatte er Angst davor, im Dunkeln zu schlafen? Welchen Gedanken hatte er so mühsam zu Papier zu bringen versucht?
    Am Schreibtisch stehend, den Python in der rechten Hand, schob Parker die Blätter mit dem linken Zeigefinger herum.Die Schrift war sauber und leserlich, eine Bürokratenschrift, aber Cathman hatte zahlreiche Streichungen und Einschübe vorgenommen. Oben links trug jede Seite eine eingekreiste Ziffer. Parker nahm die mit »1« gekennzeichnete Seite in die Hand und las:
    »Glücksspiel ist nicht nur selbst ein Laster, sondern verleitet auch zu anderen Lastern. Diebstahl, Prostitution, Wucher, Drogenhandel und dergleichen, alles Folgeerscheinungen der Spielsucht.«
    Aha, er ritt also nach wie vor auf seinem Lieblingsthema herum. Parker wollte das Blatt gerade zurücklegen, da sprang ihm etwas ins Auge, er überflog die ganze Seite und las dann auf Seite zwei weiter, und nach und nach wurde ihm klar, dass das mehr war als nur ein Steckenpferd, mehr als Cathmans übliches Lamento. Diesmal zielte er auf etwas Größeres, ein Argument, einen Deal …
    »Da ich diese Gefahren kenne, da ich sehe, dass diese Gefahren von den gewählten Beamten in meiner Umgebung ignoriert werden, und da ich es für meine Pflicht halte, die Gefahren darzustellen und den Menschen im Staat New York die Gelegenheit zu geben, selbst zu entscheiden, welchen Weg sie einschlagen wollen, habe ich eine Zeitlang Kontakt mit gewissen Elementen der Unterwelt gepflegt. Ich fühlte mich unter diesen Menschen fehl am Platz, aber ich wusste, dass es meine Pflicht war, bei ihnen

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