Sein mit Leib und Seele - Band 01
Ich bin jedoch völlig aufgewühlt. Ich bin außer Atem und habe den Eindruck, komplett nackt und wahrscheinlich auch hochrot zu sein.
Ich habe meine Gäste zu lange warten lassen. Aber kommen Sie, ich stelle Sie vor …“
Welch eine glorreiche Idee! In meinem Zustand … Ich habe keine Zeit, zu widersprechen, da schiebt er mich auch schon ins Wohnzimmer. Einen Moment lang glaube ich zu träumen. Auf dem roten Diwan sitzen zwei identisch aussehende Blondinen, von denen ich einen Augenblick lang dachte, sie seien nackt. In Wirklichkeit tragen sie äußerst kurze nudefarbene Kleider. Beide haben exakt die gleiche Haltung: die Beine überschlagen und ein Glas Champagner in der Hand. Mit ihren eisblauen Augen mustern sie mich von Kopf bis Fuß.
Emma, das sind Natacha und Katia Petrovska. Emma Maugham, meine Nachbarin und Freundin.“
Ich stammle ein unsicheres „Guten Abend“ hervor. Mir bleibt die Luft weg. Ich muss von hier verschwinden, von hier fliehen.
Ich muss gehen, Entschuldigung“, sage ich und stehle mich davon.
Emma … Wie sie wollen, bis bald.“
Ich warte nicht, bis er mich wieder zur Tür begleitet, stattdessen trete ich wie ferngesteuert den Rückzug an. Jetzt sitze ich vor einer Schüssel Suppe und kann immer noch nicht klar denken. Wie wurde aus diesen erniedrigenden Verspottungen solch ein heißer Kuss, der meinen Körper nach wie vor erschaudern lässt? Und wer sind diese Zwillinge auf dem Sofa? Ein Geschäftstermin, wirklich? Es stimmt, dass ich immer noch nicht weiß, was er macht … Aber das kommt mir verdächtig vor. Welche Frau geht halb nackt und mit ihrer Zwillingsschwester zu einem Geschäftstermin? Manons ironische Worte schwirren in meinem Kopf umher. Im Moment habe ich tatsächlich keine andere Erklärung … Warum hat er sie mir vorgestellt? Wollte er, dass ich mitmache? Ich vertreibe diese Idee aus meinen Gedanken. Das ist einfach zu viel für mich. Es mit jemandem treiben, ja. Aber solch eine Perversion zu akzeptieren übersteigt meine Kräfte. Das werde ich ihm bei unserem nächsten Treffen klarmachen. Bis dahin wird mir eine kalte Dusche bestimmt gut tun.
Ich sitze auf dem Diwan und trage lediglich ein nudefarbenes Ensemble. Charles sitzt neben mir und reicht mir ein Glas Champagner, während er mir tief in die Augen sieht. Wir stoßen miteinander an. Seine freie Hand streichelt über mein Knie. Mit einer lodernden Bewegung gleiten seine Finger über meine brennende Haut. Plötzlich hält er inne und reißt mit einer groben Geste die Träger von meinem Kleid. Mein Kleid fällt zu Boden, ich bin nackt und sitze immer noch mit übereinandergeschlagenen Beinen und dem Glas Champagner in der Hand auf dem Sofa. Erneut streichelt er über mein Knie, jedoch eindringlicher. Dieses Mal wandern seine Finger meinen Schenkel hinauf. Fasziniert sehe ich ihnen dabei zu. Ich möchte meine Beine aus der Verschränkung lösen, doch ich kann mich nicht bewegen. Und dann … wache ich auf.
Ich kann nicht mehr zu ihm gehen, ich werde unser nächstes Treffen einfach dem Zufall überlassen. Bis dahin werde ich versuchen, ganz normal weiter zu leben. Schließlich ist mir ja nichts passiert. Und dieser armselige Kuss zwischen Tür und Angel ist ja auch nicht der Rede wert … Wäre mein Leben nicht so leer, würde ich mich wahrscheinlich nicht einmal daran erinnern. Und hier ist auch die perfekte Gelegenheit, um auf andere Gedanken zu kommen. Eine Party bei Manon. Wer weiß, vielleicht treffe ich dort auch einen Jungen in meinem Alter mit ganz normalen Sitten? Scheinbar hatte Manon genau die gleiche Idee, denn kaum bin ich bei ihr angekommen, stellt sie mir einen gewissen Olivier aus ihrem Kurs über mittelalterliche Linguistik vor. Er hat alles, was ein charmanter Typ braucht. Schönes braun gelocktes Haar, große, hellgrüne und verträumte Augen, einen annehmbaren Look … Genau mein Fall. Wir trinken und diskutieren. Ich glaube, der richtige Moment ist gekommen. Ich lege meine Hand auf seine … Doch er weist mich zurück. Er hat gerade eine schwierige Beziehung hinter sich, erklärt er mir. Ich habe mich wohl geirrt. Erst seit einer Woche interessiere ich mich für Männer und schon bekomme ich meinen ersten Korb. Ich fühle mich ein wenig erniedrigt, auch wenn er mir versichert, mich „echt nett“ zu finden. Manon und Mathieu amüsieren sich zu einem Hit aus den 80er-Jahren. Sie habe auf mich vergessen und ich werfe es ihnen auch nicht vor. Ich stehle mich leise davon, um die letzte
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