Sein mit Leib und Seele - Band 01
habe ich mich für Sex interessiert. Damals war das in. Einigen Mädchen aus meiner Klasse hat man gesagt, dass Sex die Tür zur Entsittlichung und der Ruin aller jungen Mädchen sei. Für andere war es wiederum etwas, das man unbedingt vor Beginn des Studiums erlebt haben musste. Ich persönlich war mir nicht sicher. Und wie immer habe ich meinen Vater um Rat gefragt. „Mit einem Jungen schlafen? Natürlich kannst du das, wenn du Lust dazu hast. Pass nur auf, dass ihr euch schützt.“
Ein eher dürftiger Sexualkundeunterricht, den ich bald darauf durch meine eigenen Erfahrungen vervollständigt habe. Ich habe einen Freund aus Kindertagen gefragt und er war damit einverstanden, dass wir dieses uns unbekannte Terrain gemeinsam erkunden wollten. Nach zwei für die eine schmerzhaften und den anderen langweiligen Versuchen haben wir beschlossen, genug darüber zu wissen. Danach bin ich nur noch voller Elan an Dinge herangegangen, von denen ich wusste, dass sie mich auch wirklich interessieren. Also mein Studium. Nein, ich bin keine Jungfrau mehr. Aber so gut wie.
Ich habe überhaupt nichts gegen die Idee, „es zu treiben“, um es mit Manons Worten auszudrücken, es ist nur so, dass sich mir scheinbar nicht alle fünf Minuten die Gelegenheit dazu bietet. Außerdem muss ich auch ehrlich zugeben, dass mir bis zum heutigen Tag kein Mann wirklich Lust darauf gemacht hat. Aber das ist eine alte Geschichte.
Es ist 20 Uhr, als ich die schwere Haustür aufdrücke. Kein Glück: Delmonte ist gerade in den Aufzug eingestiegen und hält mir die Tür auf.
Ich habe keine andere Wahl, als mich zu ihm zu gesellen. Noch nie ist mir dieser Ort so eng vorgekommen. Ich starre auf meine Füße.
Schmollen Sie immer noch, Emma?“
Anstatt einer Antwort bekommt er nur ein Knurren zu hören.
Sie sind wirklich sehr empfindlich! Entschuldigen Sie, ich wollte Sie wirklich nicht verletzen, ich habe nur Spaß gemacht. Ich dachte, dass da etwas zwischen uns war, aber ich habe mich wohl geirrt …“
Die Tür öffnet sich und ich verschwinde mit einem undeutlichen „Auf Wiedersehen“ in meinem Zimmer.
Etwas zwischen uns?“ Was soll das heißen? Scheinbar hat er meine Verstörtheit bemerkt und will sich erneut über mich lustig machen. Oder er findet mich wirklich anziehend? Auf jeden Fall hat er sich entschuldigt, und das ist ja immerhin schon ein Fortschritt. Und vor allem bedeutet das, dass er mich nicht auf die Straße setzen will. Außerdem heißt das auch irgendwie, dass er sich über meine Gefühle Gedanken macht. Zumindest glaube ich das. Wenn ich den Mut dazu hätte, würde ich ihn einfach fragen. Das wäre zweifelsohne eine gute Gelegenheit für ihn, sich erneut über mich lustig zu machen … Und Manon hätte recht: Ich bin zu verklemmt. Aber was ist schon dabei, wenn ich ihn frage? Dass ich mich lächerlich mache? In meiner Situation … Ich werde es einfach tun. Ich springe unter die Dusche, um mir Mut zu machen und läute schließlich an seiner Tür. Ich rede nicht um den heißen Brei herum und frage ihn einfach, was da wirklich zwischen uns ist. Wir sind doch zwei erwachsene Menschen.
7. Flüchtige Begegnungen
„Oh! Emma, ich wusste nicht, dass Sie vorbeikommen wollten …“
Ja, das war ein spontaner Einfall … Ein Besuch unter Nachbarn“, sage ich, während ich dabei nahezu ersticke.
Wenn ich das gewusst hätte …“
Ich komme ungelegen, Sie erwarten Gäste …“
Ja, ich habe einen geschäftlichen Termin, es tut mir leid.“
Schade, ein anderes Mal viellei …?“
Er lässt mich nicht aussprechen. Mit einer eindeutigen Geste packt er mich an der Hüfte und zieht mich zu sich. Auf beinahe brutale Art und Weise presst er seine Lippen auf meine. Ich verliere den Boden unter den Füßen. Während er mich fest umschlingt, spüre ich, wie seine Zunge in meinen Mund gleitet und dort auf meine trifft. Ich wünschte, dieser Moment würde nie vergehen. Seine Hand in meinem Rücken gleitet an meiner Jeans entlang. Mein gesamter Körper ist auf der Hut und wartet auf seine nächste Bewegung, seine nächste Dreistigkeit. Durch den Stoff seiner Hose spüre ich seinen Penis und drücke mich fester an ihn. Ich bin zu allem bereit.
Charles, alles in Ordnung?“ Ich hatte völlig vergessen, dass er nicht alleine ist und es trifft mich wie ein Schlag ins Gesicht. „Ja, ja Natacha, ich komme.“ Mit einer gewissen Eleganz löst er sich von mir, und als ich ihn ansehe, macht er auf mich den Eindruck, als wäre nie etwas passiert.
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