Sein mit Leib und Seele - Band 03
meiner Tasche. Ein altes Kleid, das ich normalerweise nur trage, wenn ich mich mit Professoren oder älteren Menschen treffe. Er, der immer sehr modebewusst ist, scheint sich die allergrößte Mühe gegeben zu haben, mein hässlichstes Kleid auszusuchen.
„Das schwarze Cocktailkleid wäre viel zu schick für diesen Anlass gewesen, Sie sollen lediglich zeigen, dass Sie sich Mühe gegeben haben. Binden Sie Ihre Haare zusammen. Genau so. Das ist perfekt.“
Kurze Zeit später kommt Giovanni, der ebenfalls festlich gekleidet ist. Genau wie am Abend zuvor zeigt er sich besonders zuvorkommend und vergnügt. Er umarmt auch mich herzlich. Wir fahren zum Hafen zurück und gehen zu Fuß zu Maria. Das Haus ist klein und ebenerdig und die offene Küche führt direkt nach draußen. Und tatsächlich sitzen alle im Garten. Maria und Giovanni haben draußen auf einem Tisch große Töpfe mit Nudeln kredenzt und alle sind herzlich dazu eingeladen, sich zu bedienen. Etwa fünfundzwanzig Personen jeden Alters erfreuen sich an dieser Feier. Kinder laufen umher und schreien, und unter einem Baum sitzen alte Damen mit ihren noch heißen Pastatellern auf dem Schoß. Wir haben die Nudeln schnell aufgegessen und Maria serviert große Tabletts mit Backwaren sowie Kaffee und Grappa.
Plötzlich werden wir alle dazu aufgefordert, ruhig zu sein, denn der junge Mario, der in seinem viel zu kurzen Kommunionsanzug etwas unförmig aussieht, möchte sein Talent auf der Violine zum Besten geben. Er trägt ein melancholisches Stück vor, das scheinbar alle kennen und die Älteren zu Tränen rührt. Dann fordert Giovanni ihn dazu auf, eine Tarantella zu spielen und der Rhythmus wird schneller. Die Stimmung wird immer ausgelassener, Beine wippen im Takt der Musik, es wird in die Hände geklatscht und die Fischer singen im Dialekt. Überraschend nimmt Giovanni mich bei der Hand und verleitet mich zu einem ausgelassenen Tanz, während Charles mir lächelnd zusieht. Schließlich fordert er Maria zum Tanzen auf und alsbald gesellen sich auch alle anderen zu uns. Ich lache und lasse mich von der Freude und dem Rhythmus mitreißen. Charles entführt mich aus Giovannis Armen und wirbelt mich wild umher. Ich glaube, ich war noch nie so glücklich.
Das Wetter ist herrlich und ich fühle mich unglaublich gut. Auch Charles ist glücklich und wir hätten unser restliches Leben so verbringen können. Und dann hat das Telefon geläutet und aus meinem tanzenden Liebhaber wurde wieder jener Charles Delmonte, den ich so sehr hasse. Dieser geheimnisvolle Mann, der von einer Last gequält wird, die er mit niemandem teilen möchte. Als er ins Haus gegangen ist, um den Anruf entgegen zu nehmen, wusste ich, dass unser kleiner Liebesurlaub ein jähes Ende finden würde. Als er wenig später wieder aus dem Haus kam, schien er sehr besorgt zu sein, und sprach schließlich einen Moment mit Giovanni, der ihn in den Arm genommen hat, bevor er Maria von den Neuigkeiten erzählte.
„Emma, es tut mir leid, aber wir müssen nach Paris zurück.“
Seit wir die Feier verlassen haben, waren das auch seine einzigen Worte, die er zu mir gesagt hat. Zurück auf dem Boot haben wir in Eile unsere Sachen gepackt und dann ging alles sehr schnell. Auto, Jet, Auto, Stille. Vor einigen Minuten hat er mich vor meiner Zimmertür stehen lassen.
„Ich muss morgen sehr früh los, Emma. Seien Sie mir nicht böse, aber ich habe einige wichtige Dinge zu erledigen.“
Dann hat er mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gedrückt und ist in seinem Apartment verschwunden. Ich fühle mich alleine und ratlos, sodass ich beschließe, Manon anzurufen.
„Rühr dich nicht vom Fleck, ich komme.“
6. Die Beschattung
Eine Stunde später steht Manon mit einer Familienpackung Eiscreme vor meiner Tür.
„Du isst so etwas?“
„Großer Gott, nein! Das ist für dich. Ich habe genügend romantische Komödien gesehen, um zu wissen, was eine ratlose Amerikanerin in solch einer Situation braucht!“
Ich wusste, dass Manon genau die Richtige ist, um meine Stimmung wieder aufzubessern! Ich erzähle ihr die ganze Geschichte, die sie sich aufmerksam anhört.
„Weißt du, wann genau er morgen losfährt?“
„Ja, er hat seinen Chauffeur geben, ihm das Auto für morgen um 10 Uhr unten bereitzustellen. Scheinbar möchte er alleine sein.“
„Gut. Ich fahre zu meinen Eltern und hole mein Auto. Wir treffen uns morgen um 9 Uhr 30 unten vor dem Haus. Du solltest natürlich darauf achten, ein Halstuch, eine Kappe,
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