Sein mit Leib und Seele - Band 06
Eiffelturm, das ultramoderne Badezimmer und die drei Schlafzimmer. Das Dargebotene ist offensichtlich überaus luxuriös, aber der größte Pluspunkt liegt anderweitig. Eine Mauer des Hauptsalons öffnet sich auf eine riesige 310 m² große Terrasse, die von einem Landschaftsarchitekten entworfen wurde. Ein grüner Garten Eden gegenüber des Eiffelturms. Ich bin sprachlos. Meine Kundin hat sich Grün gewünscht, hier bekommt sie es.
„Das ist wunderschön, nicht wahr? Was sagen Sie dazu?“
„Nein.“
„Das verstehe ich nicht, Sie haben sich doch mehr Grün gewünscht, oder?“
„Ja. Aber das ist zu modern. Meinem Mann wird es nicht gefallen“, sagt sie und geht in den Salon zurück.
Sie setzt sich auf das Sofa. Es sieht aus, als würde sie schmollen.
„Mein Mann“. Er ist also nicht tot. Das muss ich sicher falsch verstanden haben.
„Sind Sie verheiratet?“
„Nein. Na ja, technisch schon. Es ist kompliziert.“
Plötzlich ist sie ganz aufgeregt, sie hat meinen Unterarm mit ihrer sehnigen, kleinen Hand gepackt und hält ihn fest.
„Wir waren nicht mehr zusammen. Und dann haben wir uns wiedergesehen. Ich weiß nicht, wie es weitergehen wird. Ich weiß nicht, wonach mir ist.“
Das übersteigt meinen Kompetenzbereich, aber ich möchte ihr trotz allem gern helfen. Ich verspreche ihr eine andere Besichtigung am Nachmittag. Und dann versuche ich, mit ihr über Guillaume zu sprechen, um sie etwas zu entspannen.
„Ihr Neffe kann Ihnen auch eine Hilfe sein, Sie haben Glück, ihn zu haben. Ich bin sicher, dass er stets einen Rat weiß.“
„Guillaume, ja, er ist sehr hilfsbereit und sexy. Zwischen Ihnen beiden läuft doch etwas oder irre ich mich da?“
Sie hat das mit der Wissbegier eines Teenagers gesagt, die mich zum Lächeln bringt.
„Wir sind Freunde, das ist alles.“
„Das ist schade, Sie und er wären ein sehr schönes Paar.“
Und dann schweigt sie. Wir verabreden uns für heute Nachmittag. Ich nutze die kurze Pause, um etwas durch den außergewöhnlichen Garten zu schlendern. Ich habe Angst, dass ich auf den Geschmack komme, was diesen Luxus betrifft.
Mein nächster Termin ist mitten im 17. Arrondissement, das immer noch wohlhabend, aber im Vergleich mit dem 16. meiner Meinung nach etwas belebter ist. Ideal für Aline, denke ich. Ich warte vor dem Gebäude auf sie. Sie kommt, sieht sehr schick aus und ist bei einem jungen Mann untergehakt, der ihr Bruder zu sein scheint. Nachdem ich zusehe, wie sie sich zum Abschied die Zunge in den Mund stecken, schließe ich sofort diese Möglichkeit aus. Während wir die Zimmer des Apartments besichtigen, die sehr klassisch gehalten sind, beschließe ich, sie ein wenig auszufragen.
„Der junge Mann, den ich vorhin gesehen habe, das ist?“
„Luc, glaube ich. Er ist süß, oder?“
„Ja. Sehr sogar. Sind Sie beide schon lange zusammen?“
„Emma! Er ist ein Gigolo!“
„Nein! Sie beide sind nicht ...“
„Offiziell nicht, nein. Tatsächlich habe ich ihn gestern Abend in der Disco kennengelernt, wir haben miteinander geschlafen und als er entdeckt hat, dass ich etwas Geld auf der hohen Kante habe, hat er plötzlich angefangen, etwas für mich zu empfinden. Sie glauben ja gar nicht, was die jungen Leute heutzutage alles für Geld machen.“
„Die jungen Leute! Wie alt waren Sie noch gleich?“
„Fünfundzwanzig, aber ich habe das Gefühl, schon hundert zu sein. Mit dem Schnucki bin ich wieder zwanzig.“
Immerhin schaffe ich es, sie zwischen zwei Lachanfällen durch das Apartment zu führen. Das Parkett und der Marmor beeindrucken sie nicht, aber der Jacuzzi im Schlafzimmer scheint ihr Interesse geweckt zu haben.
„Ich nehme es.“
„Das Apartment? Sie wollen keine anderen mehr besichtigen?“
„Nein, das hier ist super. Schön groß und in einer guten Lage. Und diese Spielerei da liebe ich. Da kann ich meinem Schnucki das Schwimmen beibringen.“
„Luc?“
„Ja, wie auch immer er heißen mag.“
Meine erste Transaktion! Ich bin echt stolz. Charles schicke ich sofort ein Bild des Vorvertrags. Piep piep! Schon kriege ich eine Antwort!
„Wenn du mir das nächste Mal mitten in der Nacht ein Bild schickst, dann sei bitte nackt darauf. CD.“
Mist, ich habe die Zeitverschiebung vergessen ...
Im Taxi, das mich zu meinem nächsten Termin fährt, denke ich an Alines Worte. „Sie glauben ja gar nicht, was die jungen Leute heutzutage alles für Geld machen.“ Hat sie damit von sich und ihrem Mann gesprochen? Habe ich etwa
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