Sein mit Leib und Seele - Band 06
denke ich. Nicht über unsere Beziehung, nein, die Lektion habe ich gelernt. Über seine Frau. Oder eher über seine Frau und mich. Wie sie in mein Leben getreten ist ...
Ich weiß nicht, wie ich dieses Thema zur Sprache bringen soll, ohne alles zu verderben. Gestern Abend, heute Morgen – gerade scheint alles so perfekt zu sein.
Allerdings weiß ich noch immer nicht, was für eine Rolle Guillaume in dieser Geschichte spielt. Ist sie wirklich seine Tante? Was für eine Art von Beziehung haben die beiden? Und Guillaume und ich? Was sind wir füreinander?
Wenn ich ihm davon erzähle, wie wird er reagieren? Ich muss es ihm sagen. Er muss es von mir erfahren.
„Kennst du Florenz?“
„Wen?“
„Florenz. Die Stadt in Italien.“
„Entschuldige. Ja. Zumindest vom Namen her und vom Ruf.“
„Nächste Woche muss ich dorthin, um ein paar Künstler zu treffen. Ich hoffe, ich habe da mehr Glück als in Los Angeles ...“
„Ach ja. Ganz bestimmt.“
„Dein Kaffee.“
„Danke.“
Stille. Wird er mich bitten mitzukommen? Oder redet er nur über seinen faszinierenden Job, um Konversation mit mir zu betreiben? Bitte, bitte, bitte!
„Begleitest du mich? Ich habe eine charmante Suite mit Blick auf die Kathedrale von Florenz. Ich dachte, dass dich das als Immobilienspezialistin interessieren könnte.“
Halleluja! Nicht vor Freude Luftsprünge machen. Cool bleiben. Ich sehe uns jetzt schon in einem weißen, riesigen Bett mit einer atemberaubenden Aussicht liegen. Stundenlang Liebe machen und Eis essen. Im Bett Chianti trinken.
„Ja, sicher. Das könnte durchaus interessant sein.“
„Perfekt. Dienstag brechen wir auf. Versuch das mit deinem Arbeitgeber abzuklären.“
Mist! Richtig, ich arbeite ja jetzt. Wo wir gerade davon sprechen, wie spät mag es wohl sein? Während ich meine Handtasche nach meinem Handy durchsuche, höre ich, wie Charles im großen Zimmer auf und ab geht.
„Emma?“
„Charles?“
„Du hast nicht zufällig etwas von mir verliehen?“
„Was denn?“
„Etwa ein Meter sechzig hoch, kastanienbraun und in der Form einer Jungfrau ...“
„Was?“
„Die Statue der Petrovska-Schwestern ... Sagt dir das nichts?“
„Du hast aber ein Kurzzeitgedächtnis. Eliott, dein neuer Assistent ... Sagt dir das nichts?“
„Nein.“
Oh mein Gott! Er sieht ernst aus. Vor der schmerzhaften Aussprache bezüglich Alice muss ich ihm wohl von dem Kunstdiebstahl erzählen, bei dem ich mich mitschuldig gemacht habe.
Er steht auf der Türschwelle und hat ein Handtuch um die Hüften gewickelt. Er ist zum Niederknien schön. Ich kriege sofort Lust auf ihn, aber ich spüre, dass jetzt keine Zeit für Tändeleien ist.
„Was hat diese Geschichte mit diesem Eliott auf sich?“
„Ich ... Ein junger Mann hat sich hier als dein Assistent vorgestellt. Er hat mir gesagt, dass er die Skulptur mitnehmen müsse. Ich habe ihm geglaubt. Das hätte ich nicht tun sollen, oder?“
„Scheiße!“
Das ist das erste Mal, dass ich ihn fluchen höre. Er sieht todernst aus.
„Aber mit dir ist alles okay? Er hat dir nichts getan? Wie sah er aus? Groß und stark? Russisch?“
„Nein, ein junger sympathischer Kerl, ganz normal. Aber ja, ich habe Russen hier in letzter Zeit herumlungern sehen. Sie haben dich gesucht. Wer sind diese Leute? Was wollen sie von dir?“
„Emma, versprich mir, nie wieder einem Unbekannten die Tür zu öffnen.“
„Ja, Papa!“
„Ich mache keine Witze.“
„Okay, einverstanden. Aber erklärst du mir das alles?“
„Ich ... Das ist eine lange, komplizierte Geschichte. Mist, es klingelt. Rühr dich nicht vom Fleck.“
Ich bin wie versteinert. Was hat es mit dieser Geschichte auf sich? Warum ist er gar nicht böse auf mich? Traue ich mich, ihm zu sagen, dass besagter Eliott mich durch Schmeicheleien herumgekriegt hat?
Ich sehe die Uhrzeit auf meinem Handy, das ich gerade endlich wiedergefunden habe. 11 Uhr, das ist wirklich nicht professionell! Eine SMS. Bestimmt von Diane, die mich anschnauzt.
„Ich stehe vor seiner Tür. Sie hatten recht, ich muss es wissen. Wie es mit uns weitergeht. Danke für Ihren Rat. A. Duval.“
Wo ist hier der Notausgang?
Fortsetzung folgt!
Verpassen Sie nicht den nächsten Band!
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