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Sein mit Leib und Seele - Band 09

Sein mit Leib und Seele - Band 09

Titel: Sein mit Leib und Seele - Band 09 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Dean
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darin.
    Das glaube ich jetzt nicht.
    „Emma,
    ich rufe dich heute Abend an, um mich von dir zu trennen. Glaube bloß nichts davon. Ich werde wegen des Todes von Alice und Guillaume angeklagt. Irgendetwas läuft bei dieser Ermittlung falsch, ich befürchte, die Polizei ist darin verwickelt. Ich werde für einige Zeit untertauchen, um selbst zu ermitteln. In meinem Brief findest du auch eine neue SIM-Karte, ich werde dich darauf anrufen. Warte auf mich. Charles.“
    Ich atme auf, bin hungrig. Während ich meine Cornflakes esse, träume ich von unserem Wiedersehen und lächle vor mich hin … Bis mein Blick auf das Essen fällt, das ich gestern zubereitet habe und das niemand gegessen hat. Charles liebt mich, aber mein Vater wird nicht zurückkommen. Kein Koffer mit doppeltem Boden, aus dem er von den Toten auferstehen wird. Kein Trick, keine List. Für immer. Ich habe gerade noch Zeit, mich zum Waschbecken umzudrehen, um mich zu übergeben.
    „Weißt du, als meine Mutter starb, hat es mir sehr geholfen, darüber zu sprechen.“
    Warum habe ich ihr geöffnet? Hilflos sehe ich ihr dabei zu, wie sie die Küche putzt, wobei sie ihre Floskeln abspult, dass das Leben weitergeht. Sie muss von ihrem Fenster aus gesehen haben, wie ich mich übergeben habe. Ich sollte ihr deswegen nicht böse sein, sie ist nur nett, aber ich habe Lust, sie zu beschimpfen.
    „Wird deine Familie kommen und dir helfen?“
    „Ich habe keine Familie mehr.“
    „Aber deine Tante?“
    „Wie?“
    „Eine Frau, die ein paar Mal hier war, um deinen Vater zu besuchen. Sie hat mir erzählt, sie sei deine Tante.“
    Wer ist diese „Tante“? Ich glaube, mein Vater hat diese Geschichte erfunden, um vor seiner Nachbarin zu verbergen, dass er jemanden trifft. Ich lächle. Ob es sich um die Frau aus dem Krankenhaus handelt?
    „Eine große, dunkelhaarige Frau, kurze Haare, sehr schlank?“
    „Ja, genau. Deine Tante!“
    „Meine Tante.“
    Ich beschließe, das kleine Geheimnis meines Vaters aufrechtzuerhalten … „Post-Mortem“-Komplizenschaft. Ich habe also eine Tante. Das scheint Judy zu freuen – so viele Jahre leben wir nebeneinander und erst heute erfahre ich ihren Namen. Sie ist nun fertig. Sorgfältig faltet sie das Geschirrtuch und beschließt, dass es Zeit ist für ihre Serie. Sie kommt später noch mal, ich hoffe, ich bin dann nicht da.
    Mit Manon zu telefonieren, baut mich wieder etwas auf. Sie kann nicht zur Beerdigung kommen, es tut ihr aufrichtig leid.
    „Danke für dein Päckchen.“
    „Aber gern. Hast du alles aufgegessen?“
    „Ja.“
    „Und das Buch?“
    „Es ist wirklich sehr interessant.“
    Ich betone „interessant“, um ihr zu verstehen zu geben, dass ich seinen Inhalt gefunden habe. Wir reden natürlich nicht von Charles. Sie gibt mir ein paar Ratschläge, um nicht unterzugehen, und die scheinen mir doch etwas treffender als die von Judy … Aber ich bin nicht objektiv.
    Auf Manons Rat hin räume ich das Haus auf: Ich öffne die Fenster weit und beschäftige mich so lange, bis Charles anruft. Lange stehe ich vor der Tür zum Zimmer meines Vaters, die saubere Wäsche im Arm. Dann gehe ich hinein. Das Bett ist unordentlich, auf dem Nachttisch liegen geöffnete Bücher, als würde er sie weiterlesen, wenn er zurück ist. Wenn er zurück ist. Die Dinge sind grausam. Ich mache mich daran, die Hemden in seinen Kleiderschrank zu räumen, und sehe, dass nicht viel Platz für sie ist. Dort, wo sich Hosen und T-Shirts stapeln müssten, liegt nur das Nötigste, der Rest des Schranks ist angefüllt mit Büchern, Papieren und kleinen Schulheften. Meine? Nein, eher ein intimes Tagebuch. Ich weiß nicht, ob ich das Recht habe, es zu lesen.
    „12. April 1988.
    Meine Liebste, ich habe sechs Monate gebraucht, um in das Café zu kommen und dich anzusprechen. Es ist für niemanden aus der Uni ein Geheimnis, dass ich seit Langem in dich verliebt bin …“
    Meine Eltern haben sich in einem Café kennengelernt? Wusste ich gar nicht. Nun, wenn „meine Liebste“ meine Mutter sein sollte.
    „Deinem Namensschild nach heißt du Meredith, und ich würde dir so gern sagen, dass das der schönste Vorname der Welt ist, aber ich kann nur einen Kaffee bestellen. Ich beobachte dich heimlich. Morgen komme ich wieder. Dann lade ich dich irgendwohin ein. Morgen.“
    Ich wusste nicht, dass meine Mutter in einem Café gearbeitet hat, zweifellos, um ihr Studium bezahlen zu können. Ich zögere weiterzulesen, es ist zu intim. Außerdem höre ich die Stimme

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