Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
riesig in seinem winzigen Kopf, ihre Iris und Pupillen waren so weit, dass sie an den Rändern nur noch wenig Platz für das Weiße ließen. Melanie hatte das Gefühl, darin versinken zu können. Sie konnte ihr eigenes verzerrtes Spiegelbild auf seiner Netzhaut erkennen. Als sie genauer hinsah, hätte sie schwören können, dort auch die Spiegelbilder anderer Menschen zu sehen, so als hätten die Augen des Yogis ihre Reflexionen gefangen genommen und weigerten sich, sie wieder freizulassen. Sie wusste nicht, warum sie ihn für einen Asiaten gehalten hatte, als sie ihn in der Talkshow gesehen hatte. Jetzt sah er eher mediterran oder wie ein Inder aus, vielleicht auch wie ein Ägypter. Als er lächelte, entblößte er zwei Reihen makellos weißer Zähne. Aus irgendeinem Grund erschauderte Melanie bei dem Anblick und verschlang die Arme vor ihrer Brust. Irgendetwas an seinem Lächeln wirkte bedrohlich und gefährlich.
Als er sprach, tat er dies in perfektem Englisch, ohne jeglichen Akzent.
»Mrs. Thompson?«
»Yogi Arjunda? Ich habe Sie gar nicht so bald erwartet. Wir hatten noch gar keine Zeit, Ihr Zimmer vorzubereiten.«
»Das macht doch nichts. Ich werde im Zimmer Ihres Sohnes übernachten. Ich werde eine Weile brauchen, um zu ihm durchzudringen. Ich möchte während dieser Phase so nahe wie möglich bei ihm sein.«
Melanie war sich nicht sicher, ob ihr diese Idee gefiel. Was, wenn er irgendwie pervers oder pädophil war? Sie betrachtete ihn erneut von oben bis unten, konnte jedoch nichts Bedrohliches an ihm entdecken, zumindest nicht, wenn er nicht lächelte.
Seine Kutte schien mehrfach um seinen Körper geschlungen zu sein und die Sandalen an seinen Füßen sahen aus, als habe er sie von Hand hergestellt. Auf seinem rasierten Kopf traten dicke Adern hervor, so als sei er tief bekümmert oder denke sehr intensiv über etwas nach. Er trug nur eine kleine Tasche bei sich, die über seiner Schulter hing, eine Flöte und eine zusammengerollte Matte aus Stroh.
»Äh, wir spielen hier im Haus eigentlich keine Musik. Sie tut Jason in den Ohren weh.«
»Dann sollen Sie wissen, dass er geheilt ist, wenn ich auf dieser Flöte spiele.«
Und damit ging der kleine Mann an ihr vorbei und betrat ihr Haus. Er sah sich um und lächelte anerkennend, wie ein Löwe, der sich im nächsten Augenblick niederlassen und eine frisch erlegte Antilope verspeisen wird.
»Sie haben ein wirklich hübsches Haus, Mrs. Thompson. Welches ist Jasons Zimmer?«
»Die erste Tür links.«
Sie sah zu, wie der kleine Hindu mit entschlossenen Schritten auf die Tür zuging, und ihr Blutdruck schoss in die Höhe. Sie hatte Angst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie wollte den Yogi davon abhalten, das Zimmer zu betreten und ihrem Baby wehzutun.
»Äh … ähm. Vielleicht sollte ich Sie ihm vorstellen, bevor Sie einfach so hineinplatzen. Sie könnten ihm Angst machen.«
»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mich ihm selbst vorstellen.«
»Aber … aber wie wollen Sie denn mit ihm kommunizieren?«
»Ich werde mit ihm sprechen.«
»Aber er kann den Lärm nicht ertragen. Selbst ein Flüstern tut ihm weh.«
Der winzige Mönch zuckte mit den Schultern.
»Dann wird es ihm eben wehtun. Ihm tut ohnehin alles weh. Es ist an der Zeit, dass er lernt, mit diesem Schmerz umzugehen, anstatt davor wegzulaufen. Also, wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen.«
Yogi Arjunda öffnete die Tür zu Jasons Zimmer, trat hinein, schloss die Tür wieder hinter sich und verhinderte damit jede weitere Diskussion. Sie würde ihm einfach vertrauen müssen. Er wusste, dass sie sich verzweifelt fragte, was hinter der Tür passierte, aber es war nicht seine Aufgabe, sie zu beruhigen. Hier ging es nicht um sie. Hier ging es um Jason.
»Wach auf, Jason.« Arjunda brüllte nicht, aber
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