Sein Schmerz - Extrem (German Edition)
sie öffnete sich selbstständig mit einem Knarren.
»Jason? Bist du da? Ich bin’s.«
»Arjunda? Kommen Sie rein. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
Die Jalousien waren heruntergelassen, wie der Yogi es erwartet hatte. Jason hatte außerdem eine weitere Vorsichtsmaßnahme getroffen und sie mit Müllbeuteln beklebt. Das einzige Licht fiel durch die Tür herein, in der der Yogi stand.
»Schließen Sie die Tür, bitte.«
Die Luft im Zimmer war schwer und feucht und von einem überwältigenden Verwesungsgestank erfüllt.
»Jason, geht es dir gut? Wer ist da drin bei dir? Und was ist das für ein furchtbarer Gestank?«
Der Yogi befürchtete das Schlimmste. Er schloss die Tür und trat zu Jason hinüber, der auf dem Bett saß und jemanden in seinen Armen wiegte, der in Decken gehüllt war.
»Setzen Sie sich zu mir. Ich habe ein paar Fragen an Sie.«
»Wer ist das?«
»Ich stelle die Fragen!«, kreischte Jason. Er schwitzte heftig, und in seinen blutunterlaufenen Augen standen Tränen.
»Okay. Okay, Jason. Dann frag mich.«
»Warum haben Sie mir nicht gesagt, wie sie sein würde? Diese Welt, in die Sie und Mama mich unbedingt hinausschicken wollten. Warum haben Sie es mir nicht gesagt?«
»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich habe dir gesagt, dass es eine Weile dauern wird, bis du dich an all die neuen Eindrücke gewöhnt hast. Was genau meinst du denn?«
»Den Schmerz! Sie, Mama und Papa, ihr alle wolltet, dass ich meine Krankheit bewältige, damit ich ein normaler Mensch sein soll und lieben und geliebt werden kann, damit ich in die Welt hinausziehen und das Leben erfahren kann. Sie haben mir gesagt, dass das, was ich fühle, nicht normal ist, und dass die Welt voller Freude und Schönheit ist. Sie haben gelogen! Ihr alle! Glück ist eine Illusion. Nur der Schmerz ist real. Freude ist nur ein kurzes Intervall zwischen zwei Phasen des Kummers, und sie macht ihn nur umso schlimmer und eindringlicher. Würde ich kein Glück kennen, könnte ich mit dieser Folter leben. Wenn dieser Kummer dauerhaft wäre, so wie mein Schmerz, dann könnte ich es vielleicht auch. Aber das Glück verhindert, dass man sich daran gewöhnt. Es gibt dir falsche Hoffnung, damit es dich zerstören kann, wenn der Schmerz zurückkehrt. Sie hätten mich einfach in Ruhe lassen sollen in meinem Zimmer. Sie hätten mich töten sollen!«
»Jason. Es ist okay. Dieser Kummer ist dasselbe wie der körperliche Schmerz. Du kannst ihn genauso bewältigen.« Der Yogi war näher an Jason herangetreten und versuchte, besser zu erkennen, was er in die Decken gewickelt hielt. Der faulige, beißende Gestank wurde immer stärker, je weiter er sich ihm näherte. Er war schwindelerregend. Der Magen des Yogis schlug Purzelbäume.
»Nein, das kann ich nicht. Ich hab’s versucht. Glauben Sie nicht, ich hätte es nicht versucht, verdammt! Aber das ist so viel schlimmer. Ich würde lieber Folter erleiden, als zuzusehen, wie die Menschen, die ich liebe, von mir gehen. Mich hat noch nie jemand verstanden.«
Der Yogi bemerkte das Blut, das Jasons Arme und Brust bedeckte.
»Oh, mein Gott, Jason. Was hast du getan?«
»Ich hab Mama umgebracht, und jetzt hab ich auch noch Katie getötet. Sie hat mich angeschrien. Sie hat mich nicht mehr geliebt. Es hat so wehgetan, was sie gesagt hat. Es hat so schrecklich wehgetan. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich musste sie umbringen.«
Jason zog die Decke zurück und enthüllte Katies angeschwollenes Gesicht. Die Hitze im Zimmer hatte den Verwesungsprozess beschleunigt; ihr Körper war von den Gasen ganz aufgedunsen. Ihre Haut war grün, violett und blau verfärbt, wie bei einer entzündeten Wunde. Ihre starren Augen waren weit aufgerissen und mit einer milchigen Flüssigkeit überzogen.
»Was hast du getan, Jason?«
»Sie haben das getan! Es ist Ihre Schuld!«
Jason hob das Skalpell und der Yogi starrte
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