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Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Sein Schmerz - Extrem (German Edition)

Titel: Sein Schmerz - Extrem (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White
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end­lich ver­gönnt ge­we­sen, ein Kind zu zeu­gen. Dann, als ihr Sohn ge­bo­ren wor­den war, hat­te sie feststel­len müs­sen, dass das Kind, das sie neun Mo­na­te lang in sich ge­tra­gen und von dem sie ge­träumt hat­te, seit sie ein klei­nes Mäd­chen ge­we­sen war, das Kind, das ihr die Lie­be hat­te schen­ken sol­len, die ihre ei­ge­nen El­tern und selbst ihr Ehe­mann ihr nie­mals ge­ben konn­ten – jene un­end­li­che, be­din­gungs­lo­se Lie­be ei­nes Jun­gen für sei­ne Mut­ter –, ihre Be­rührun­gen ver­ab­scheu­te.
    Trä­nen tropf­ten von Me­la­nies Au­gen, als sie sich dar­an er­in­ner­te, wie ver­krampft sie ver­sucht hat­te, die Wahr­heit zu leug­nen. Selbst nach­dem die Ärz­te sie über Ja­sons Er­kran­kung auf­ge­klärt hat­ten, hat­te sie noch im­mer ver­sucht, ihn im Arm zu hal­ten und ihm vor­zu­sin­gen.
    Wel­chem Kind ge­fällt es nicht, in den Ar­men sei­ner Mut­ter ge­wiegt zu wer­den? Wel­ches Kind wird nicht gern in den Schlaf ge­sun­gen, während es sich an die Brust sei­ner Mut­ter ku­schelt? Warum denn kann ich kei­nen nor­ma­len Sohn ha­ben?
    Sie hat­te so­gar wei­ter ver­sucht, ihn zu stil­len. Zwei­mal war sie je­doch so frus­triert ge­we­sen, als er ihre Brust­war­ze wie­der ein­mal aus­ge­spuckt und laut los­ge­schri­en hat­te, dass sie ihn ge­schla­gen hat­te. Bei­de Male ver­lor er das Be­wusst­sein und er­litt einen Krampf­an­fall. Als die Krämp­fe dann end­lich wie­der nachlie­ßen, hat­te er nur da­ge­le­gen und kaum merk­lich und sehr flach ge­at­met. Auch sei­ne Kör­per­tem­pe­ra­tur war ge­fähr­lich ge­sun­ken, und sein Herz hat­te nur noch sehr schwach und lang­sam ge­schla­gen. Me­la­nie be­te­te da­mals, dass er über­lebt, wag­te es aber nicht, ihn ins Kran­ken­haus zu brin­gen, aus Angst, man wür­de sie we­gen Kin­des­miss­hand­lung ver­haf­ten.
    »Es tut mir so leid, mein Schatz. Oh, Ja­son, du darfst nicht ster­ben. Mami tut es so leid. Bit­te, stirb nicht. Mami woll­te dir nicht weh­tun. Oh, Gott, lass mein Baby nicht ster­ben!«
    Nach­dem sich sein Puls wie­der nor­ma­li­siert hat­te, hat­te sie ihn zu­rück in die klei­ne Plas­tik­bla­se ge­legt, die für ihn an­ge­fer­tigt wor­den war, und sie ganz dicht ver­schlos­sen. Dann hat­te sie ihn nur noch an­ge­schaut und ge­weint und da­bei tat sie sich selbst viel mehr leid als ihr trau­ma­ti­sier­tes Kind.
    Me­la­nie hol­te ein Steak aus dem Eis­schrank, um es auf­zut­au­en. Aus ir­gend­ei­nem Grund glaub­te sie, die rich­ti­ge Er­nährung wür­de ihn ei­nes Ta­ges hei­len. Sie wür­de einen Fleisch- und Kar­tof­fel­mann aus ihm ma­chen, ge­nau wie sein Va­ter ei­ner war.
    Sie wur­de un­ge­dul­dig und ließ hei­ßes Was­ser über das Steak lau­fen, um den Pro­zess zu be­schleu­ni­gen. Dann schäl­te sie es aus der klei­nen Sty­ro­por­scha­le, an der es fest­ge­fro­ren war, und warf das kom­plet­te Stück Fleisch zu­sam­men mit ein paar Kar­tof­feln in einen Topf mit ko­chen­dem Was­ser. Sie ließ ih­ren Blick er­neut zu der her­me­tisch ab­ge­rie­gel­ten Tür ih­res Soh­nes wan­dern und stieß einen Seuf­zer aus, während sich das ver­trau­te Ge­fühl des Leids und der Sehn­sucht in ihr Herz bohr­te. Sie wand­te sich wie­der der Zu­be­rei­tung der Mahl­zeit zu und hol­te zwei wei­te­re Steaks aus dem Kühl­schrank. Die­se würz­te sie mit grob ge­mah­le­nem Pfef­fer und Zwie­beln und schob sie für sich und ih­ren Mann in den Ofen.
    An­fangs hat­ten Me­la­nie und ihr Mann aus Mit­leid mit ih­rem Sohn – oder viel­leicht, um sich selbst zu be­stra­fen – ver­sucht, das­sel­be zu es­sen wie er. Mehr als ein­mal hat­te Ed­ward be­kräf­tigt, es sei nicht fair, dass sie bei­de glück­lich sind, während ihr Sohn so ent­setz­lich lei­den muss. Sie hat­ten so­gar mit dem Sex auf­ge­hört. Ed­ward woll­te nicht ris­kie­ren, er­neut Nach­wuchs zu zeu­gen, der un­ter ei­ner so schwe­ren Krank­heit litt, und au­ßer­dem fühl­te er sich schul­dig we­gen des Glücks­ge­fühls, das Me­la­nie ihm be­scher­te. Ihr Sohn wür­de der­ar­ti­ge Freu­den nie­mals er­le­ben. Nach ein paar Jah­ren wa­ren sie je­doch in ihre üb­li­chen Ge­wohn­hei­ten zu­rück­ge­fal­len. Sie

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